Wie Fledermausjungtiere das Singen lernen
Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass bei Fledermausbabys der großen Sackflügelfledermaus Saccopteryx bilineata mütterliches Feedback wichtig ist, um Singen zu lernen.
Ein Team von Wissenschaftlerinnen des Museums für Naturkunde Berlin, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Freien Universität Berlin hat die vokale Entwicklung und das mütterliche Feedback an wilden Fledermäusen über mehrere Jahre untersucht.
Diese Studie , die im Dschungel von Panama und Costa Rica durchgeführt wurde zeigt, welche Rolle soziale Faktoren beim vokalen Lernen von Säugetieren spielen.
Vokales Lernen ist die Fähigkeit, bestehende Lautäußerungen zu verändern oder gänzlich neue Laute durch Nachahmung eines Vorbilds zu erwerben.
Diese Fähigkeit ist eine Form des sozialen Lernens, das auf akustischem Input und – besonders bei sozialen Tieren – häufig auf irgendeiner Art von Feedback beruht.
Beim Erwerb der menschlichen Sprache kann soziales Feedback die Sprachentwicklung positiv beeinflussen und die Bindung zwischen Eltern und Kind stärken. Feedback kann sowohl durch Sprechen als auch durch Gesten, Berührungen und Lächeln mit dem babbelnden Kleinkind erfolgen.
Obwohl vokales Lernen für uns Menschen so selbstverständlich ist, findet man es bei nicht-menschlichen Säugetieren selten. Daher ist unser Wissen über die zugrunde liegenden Mechanismen und Prozesse dieser Form des Lernens noch gering.
Die Große Sackflügelfledermaus (Saccopteryx bilineata) ist eine kleine insektenfressende Fledermausart, die in den Tieflandregionen Mittel- und Südamerikas lebt. Im Laufe ihrer Entwicklung imitieren Jungtiere erwachsene Männchen, um deren Gesänge zu lernen. Auffällig ist, dass dieser Lernprozess in einem ausgeprägten Übungsverhalten, dem sogenannten „Babbeln“, zum Ausdruck kommt.
Eine frühere Studie hat gezeigt, dass das Babbeln von Fledermausjungtieren und menschlichen Kleinkindern durch ähnliche Merkmale geprägt ist. Fledermausjungtiere produzieren im Durchschnitt sieben Wochen lang täglich mehrmals Babbelphasen, die bis zu 43 Minuten andauern können.
Erwachsene Männchen bieten zwar den akustischen Input, indem sie täglich bei Sonnenauf- und -untergang singen, interagieren jedoch normalerweise nicht mit den Jungtieren. Die Weibchen hingegen zeigen verschiedene auffällige Verhaltensweisen, welche ausschließlich während des Babbelns ihres Jungtiers auftreten.
Die Forscherinnen Ahana A. Fernandez, Nora Serve, Sarah-Cecil Fabian und Mirjam Knörnschild dokumentierten die vokale Entwicklung der Jungtiere und untersuchten, ob die während des Babbelns gezeigten Verhaltensweisen der Mutter verschiedene Aspekte des vokalen Lernens beeinflussen.
Sie stellten fest, dass das mütterliche Verhalten die Dauer der täglichen Übungseinheiten verlängerte und auch während der gesamten Entwicklungszeit signifikant erhöhte. „Besonders faszinierend ist jedoch, dass das mütterliche Verhalten verschiedene Aspekte der durch Imitation erlernten Gesangssilben beeinflusst“, erklärt Ahana A. Fernandez.
„Wir haben herausgefunden, dass sowohl die Menge der Gesangssilben als auch die Anzahl der unterschiedlichen Silbentypen durch das mütterliche Verhalten positiv beeinflusst werden“, berichtet sie.
Darüber hinaus produzieren Jungtiere, deren Mütter während des Babbelns besonders häufig mit ihnen interagieren, mehr ausgereifte Gesangssilben.
„Das ist faszinierend, denn bei menschlichen Kleinkindern sehen wir ebenfalls den positiven Effekt von sozialem Feedback auf die sprachliche Ausreifung von Babbel-Silben, so dass sie sich immer stärker an erwachsene Sprachmuster annähern“, erklärt Mirjam Knörnschild. „Und diese Parallelen bei einem anderen vokal lernenden Säugetier zu sehen, ist besonders spannend.“
Diese Studie zeigt, dass soziale Faktoren eine entscheidende Rolle bei Prozessen wie der vokalen Entwicklung spielen – nicht nur beim Menschen, sondern auch bei anderen vokal lernenden Säugetieren.
Sie stellt einen wichtigen Schritt dar, um die Auswirkungen von sozialem Feedback auf das vokale Lernen zu untersuchen und unterstreicht die Bedeutung von Studien in der freien Natur, die das gesamte soziale Umfeld miteinbeziehen.
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst
Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht
Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze
Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland
Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet
ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?
Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.
Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen
Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut
KATZENMEDIZIN #23
Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen
Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür
Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben
Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)
MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle
Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien
Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
(9. Mai. 2025) A comprehensive, up-to-date reference to the clinical applications…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt. 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
