Im Einsatz gegen Schlingfallen und Wilderei der Elefanten

(21.09.2016) Seit Januar 2016 finanziert die AGA Wildhüter im kenianischen Tsavo-East-Nationalpark: das sechsköpfige Mtito-Team. Eine Bilanz des ersten halben Jahres.

Mehrtägige Einsätze im kenianischen Busch, unzählige Kilometer querfeldein, zu Fuß und im Geländewagen, gerettete Elefanten, aufgespürte Tierfallen und gestellte Wilderer: Im Resümee wird deutlich, welche Leistung die sechs Wildhüter des Mtito-Teams über die letzten Monate vollbracht haben.

Seit Anfang des Jahres finanziert die Aktionsgemeinschaft Artenschutz (AGA) das sechsköpfige Team im Tsavo-East-Nationalpark. Die Wildhüter sind Teil des David Sheldrick Wildlife Trust (DSWT); die Partnerorganisation der AGA koordiniert insgesamt acht Wildhüter-Teams in Kenias größtem Nationalpark.


Mtito Wildhüter-Team

Die Aufgaben der Männer sind aufregend und vielseitig, aber auch beschwerlich und riskant. Bei ihrem Einsatz am 20. Februar dieses Jahres beispielsweise ist es ein Dorn im Fuß, der das Mtito-Team auf die Probe stellt.

Denn so ein Dorn bremst selbst den stärksten Kerl ganz ungemein – und muss dringend raus. Was tun allerdings, wenn der Kerl über drei Meter hoch ist und fünf Tonnen schwer, wenn er zwei armlange Stoßzähne hat und ziemlich schlechte Laune vor lauter Schmerzen?

Keine leichte Aufgabe für die Wildhüter des Mtito-Teams, als sie bei ihrer Patrouille auf den humpelnden Elefantenbullen stoßen.

Zusammen mit den mobilen Tierärzten des DSWT können sie den lahmenden Riesen schließlich behandeln und ihm den faustgroßen, massiven Dorn aus dem Elefantenfuß ziehen. Der Bulle zieht von dannen, erleichtert – genau wie die Wildhüter.

Seit Januar 2016 hat die AGA die Finanzierung des sechsköpfigen Mtito-Wildhüterteams übernommen. Zuvor drohte dem Team das Aus wegen Geldmangels.

„Die Notverarztung von Elefantenfüßen steht allerdings nicht auf der Tagesordnung der Männer“, erklärt Birgit Braun, Geschäftsführerin der AGA, „Hauptaufgabe der Wildhüter im sogenannten „De-Snaring Project“ ist es, von Wilderern gelegte Tierfallen aufzuspüren und zu zerstören.“

Auch gehen die Männer gegen wilde Abholzung und illegale Beweidung in der Buschsavanne des Nationalparks vor, sie stellen Wilderer und demontieren deren Schießstände, leiten Rettungsaktionen und tierärztliche Einsätze.

Die Männer patrouillieren zu Fuß oder im Geländewagen durch das Buschland, stets begleitet von bewaffneten Rangern des staatlichen Kenya Wildlife Service.

Der unermüdliche Einsatz kostet nicht nur Kraft und Nerven, sondern auch viel Geld – neben den Gehältern muss auch die Ausrüstung bezahlt werden. Campingutensilien, Funkgeräte, Kameras und GPS-Empfänger helfen den Männern bei der Arbeit.

Das Geld ist gut angelegt, wie ein Auszug aus der Halbjahresbilanz zeigt: Unter anderem entdeckte und zerstörte das Team in den ersten sechs Monaten der Kooperation ganze 129 Schlingfallen; gemeinsam mit den Rangern des Kenya Wildlife Service verbuchen die Wildhüter zudem 47 Festnahmen, etwa wegen Wilderei, Abholzung oder illegaler Beweidung; die Männer entdeckten zudem 14 wilde Köhlereien, in denen illegal geschlagenes Holz geköhlert wurde; sie zerlegten zwölf Ansitze wildernder Heckenschützen und konfiszierten 15 Waffen.

Und zusätzlich zu dem dorngeplagten Bullen behandelten die Wildhüter drei weitere Elefanten.

Mit knapp 12 000 Quadratkilometern ist der Tsavo-East der größte Nationalpark des Landes und bietet in seiner steppen- und savannenartigen Landschaft Lebensraum für eine Vielfalt großer Tierarten: Elefanten und verschiedene Gazellen- und Antilopenarten etwa, Nilkrokodile und Flusspferde, Spitzmaulnashörner und Kaffernbüffel, Geparden, Löwen und Leoparden. Seit einigen Jahren beobachten die Wildhüter einen deutlichen Anstieg der Wilderei mit Tierfallen.

Ein geschützter Platz, eine stabile Drahtschlinge und etwas Geschick ist alles was es braucht, um die heimtückischen Anlagen aufzubauen.

Schlingfallen sind simpel, billig – und äußerst effektiv: Jahr für Jahr fallen ihnen tausende Tiere zum Opfer, darunter Antilopen, Zebras, Meerkatzen und sogar Nashörner und Elefanten.

Besonders in den Trockenzeiten ist die Nachfrage hoch nach sogenanntem „Bushmeat“, der illegalen Fleischbeilage aus dem Busch.

Dank des verstärkten Einsatzes von Wildhütern, einer mobilen Tierarzteinheit sowie der großflächigen Luftüberwachung ist nun eine Trendwende im Tsavo-East-Nationalpark erkennbar.

Die Wilderei von Elefanten ist dort laut Angaben des DSWT im Vergleich zum Jahr 2012 um etwa 50 Prozent zurückgegangen. Ein großer Erfolg für die Wildhüter und wichtige Bestätigung im unermüdlichen Einsatz für die Tiere des Tsavo-East-Nationalparks.



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