VET-MAGAZIN logo
Gift aus dem Federkleid des Bergdickkopf als neuer Wirkstoff
HIPS/Bernhardt
Gift aus dem Federkleid des Bergdickkopf...
Neuropeptid Oxytocin macht Mäuseweibchen bei der gemeinsamen Brutpflege sozialer
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN
Der Storch kam erst im Mittelalter nach Norddeutschland
Kai-Michael Thomsen
Der Storch kam erst im Mittelalter...
Infektionsbiologie: Wie Chlamydien die Wirtszelle manipulieren
HHU / Fabienne Kocher
Waldverlust zwingt Languren zu Kreuzungen zwischen Arten
Rasel Debbarma
Gut Aiderbichl: Fünf Tiger ziehen in ihr neues Zuhause
Gut Aiderbichl
Gut Aiderbichl: Fünf Tiger ziehen in...
Nördliche Adria: Zusammenbruch der Räuber-Beute-Beziehungen ab den 1950er-Jahren
Bettina Bachmann
Umweltfreundliche Futtermittel für die Aquakultur
David Ausserhofer
Während Finnis Schädel samt Schulterpartie im Museumsfoyer zu sehen sind, werden die Walknochen wie in einem Depot präsentiert. Im Regal sieht man das gebrochene rechte Schulterblatt und oben rechts eine Reihe gebrochener und verheilter Wirbelfortsätze.
UHH/Arvid Mentz
Allgemein

Studie belegt Kollision von Finnwal mit Schiff

Lebens- und Leidensgeschichte von Ausstellungsobjekt rekonstruiert

. . .

Finnis imposanter Schädel mit der mächtigen Schulterpartie ist im Foyer des Museums der Natur Hamburg nicht zu übersehen.

Wer genau hinschaut, erkennt am Schulterblatt des Finnwals allerlei ungewöhnlich knubbelige Verwachsungen. Jetzt belegt eine im Fachjournal PLOS ONE veröffentlichten Studie des Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB), dass Finni die Kollision mit einem großen Schiff mit schweren Knochenbrüchen überlebte und viele Jahre unter posttraumatischen Haltungsschäden und Arthrose litt.

Die Analyse ist die erste detaillierte Rekonstruktion einer historischen Wal-Schiff-Kollision in den Meeren der Südhalbkugel, die in die 1940er Jahre zurückreicht.

Mit der Lebens- und Leidensgeschichte des ausgewachsenen Finnwals von knapp 20 Metern Länge wird mehr als nur ein Einzelschicksal rekonstruiert.

Schiffsunfälle haben sich im 20. Jahrhundert zu einer großen Bedrohung für Wale entwickelt, da die Größe und Geschwindigkeit der Schiffe und auch der Verkehr insgesamt stark zugenommen haben.

Finnwale gehören zu denjenigen Arten, die am häufigsten von Schiffen angefahren und schwer verletzt werden. Anhand des Skeletts von Finni konnten jetzt die Folgen eines solchen Zusammenstoßes erstmals dreidimensional rekonstruiert werden.

Die Studie beschreibt zudem das Schicksal eines Wales, der als eines der letzten Opfer in die Geschichte des deutschen Walfangs eingehen dürfte. Finni wurde nämlich 1952 von der Flotte des griechischen Reeders Aristoteles Onassis im Südpolarmeer erlegt, in einer Zeit, in der unter deutscher Flagge eigentlich gar kein Wal mehr gejagt werden durfte.

Der Hamburger Biologe Kurt Schubert war jedoch mit an Bord und sicherte das Skelett für das damalige Zoologische Museum in Hamburg – heute Museum der Natur Hamburg.

Hier waren die Knochen über Jahrzehnte in der wissenschaftlichen Sammlung gut verwahrt, bevor sie vor einigen Jahren im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Gesundheit mariner Säugetiere erstmals wissenschaftlich untersucht wurden.

Für die Analyse der Knochenveränderungen haben die Autoren ein 3D-Modell der Oberflächen jedes einzelnen Knochens erstellt und das Skelett dann virtuell wieder zusammengesetzt.

Damit wurden alle Abweichungen von der natürlichen Symmetrie des Körpers vermessbar. Die Diagnose: Finni litt unter anderem an Arthrose.

Einige Rippen und einige Wirbelfortsätze zeigen verheilte Knochenbrüche. Das rechte Schulterblatt war geradezu zertrümmert, bevor es in einem langen und schmerzhaften Heilungsprozess schließlich versetzt und verkürzt wieder zusammenwuchs.

Die verbogenen Wirbelfortsätze deuten auf einen dauerhaften Haltungsschaden hin, der sich aus einem langanhaltenden Schonverhalten entwickelt hat und letztlich das Tier für viele Jahre in seiner Beweglichkeit stark eingeschränkt haben muss. Die Autoren vermuten, dass das gebrochene Schulterblatt die Bewegung insbesondere des rechten Arms stark beeinträchtigte.

„Da der Wal seine Arme nur schwer schonen kann, denn ohne sie kann er nicht steuern oder tauchen, konnte das gebrochene Schulterblatt nur sehr langsam heilen. Wir können also davon ausgehen, dass der Zeitpunkt der Kollision viele Jahre vor dem Abschuss des Finnwals im Jahr 1952 liegen muss.

Somit wissen wir, dass der Zusammenstoß mit dem Schiff in den 1940er Jahren stattfand“, sagt Prof. Dr. Thomas Kaiser, Sektionsleiter Mammalogie & Paläoanthropologie am Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB), Museum der Natur Hamburg.

Die Forschenden animierten zudem das digitalisierte Modell und visualisierten so das Szenario einer plausiblen Schiff-Wal-Kollision und deren Folgen für den Wal.

In Anbetracht der Größe des Tiers erlaubt es nur ein virtuelles Modell des Skeletts die Kollision und den räumlichen sowie zeitlichen Ablauf der Verletzungen im Verhältnis zum Schiffsrumpf zu rekonstruieren“, so Hannah Viola Daume, die die Studie als Abschlussarbeit maßgeblich mitgestaltet hat.

In der Studie wurden daher verschiedene Techniken der 3D-Oberflächenmodellierung eingesetzt, um ein virtuelles Modell des gesamten Finnwal-Skeletts zu erstellen. „Das digitale Modell eignet sich perfekt zur Visualisierung“, sagt Kaiser.

Ein verkleinerter 3D-Ausdruck macht das riesige Skelett zudem für die Öffentlichkeit erlebbar, denn Platz für das montierte Original wird es wohl erst im Museumsneubau in der Hamburger HafenCity geben.



. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Sebastian Glatt
Michael Bernkopf/Vetmeduni Vienna

Sebastian Glatt zum Universitätsprofessor für Systemgenetik an der Vetmeduni Vienna berufen

Mit 1. Oktober 2024 hat Sebastian Glatt die Professur für Systemgenetik an der Veterinärmedizinischen Universität Wien übernommen

Herbstfest im Papageienschutzzentrum Wien

Herbstfest im Papageienschutzzentrum Wien

Am 6. Oktober 2024 lädt die ARGE Papageienschutz von 14:00 bis 18:00 Uhr zum Herbstfest ins Papageienschutzzentrum Wien

Schutzstatus des Wolfs in der EU: Änderungen zum Schutz der Weidetierhaltung
Viktoria Hirschhofer/VET-MAGAZIN

Schutzstatus des Wolfs in der EU: Änderungen zum Schutz der Weidetierhaltung

Der Schutzstatus der Wölfe wurde von "streng geschützt" auf "geschützt" herabgestuft

Donau-Stör
PID/Christian Fürthner

Stadt Wien baut Anlegestelle für schwimmende Aufzuchtstation für Donau-Störe

Wien ist Partner beim Projekt "LIFE-Boat 4 Sturgeon" zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Störe in der Donau - Ziel: Auswilderung von 1,6 Mio. Jungfischen bis 2030

Kraniche
Flora Bittermann

BirdLife Österreich: Ziehende Kraniche können nun gemeldet werden

Der Vogelzug der Kraniche ist alljährlich ein faszinierendes Naturschauspiel, wenn tausende Vögel aus Skandinavien und Osteuropa kommend größtenteils Ende Oktober/Anfang November über Österreich

Fotoalben der VÖK Jahrestagung 2024
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Fotoalben der VÖK Jahrestagung 2024

Parallel zur 38. VÖK Jahrestagung vom 20 bis 22. September 2024 fand die VÖP Herbsttagung, die ÖGT Klauentiertagung und die 6. Vet Austria Fachmesse statt. Hier finden Sie alle Fotoalben zu den Veranstaltungen!

Tierärztin
Shutterstock.com/Roman Zaiets

Künstliche Intelligenz kann die Medizin-Dokumentation deutlich erleichtern

Forscher*innen des Universitätsklinikums Freiburg haben die Eignung großer Sprachmodelle (LLMs) für die Erstellung medizinischer Dokumentationen im deutschen Gesundheitswesen untersucht

Südrussische Tarantel
Otto Reder

Pelzige Exotin in Österreich heimisch: Naturschutzbund bittet um Meldungen zur Südrussischen Tarantel

Aktuell mehren sich Sichtungen der Südrussischen Tarantel. Die für den Menschen völlig ungefährliche Spinnenart verirrt sich derzeit verstärkt in Gärten oder Garagen, teilweise auch in Häuser

Impfen für Afrika 2024: Gemeinsam helfen wir Straßenhunden weltweit

Impfen für Afrika 2024: Gemeinsam helfen wir Straßenhunden weltweit

Von 7. bis 13. Oktober 2024 haben TierhalterInnen in Österreich die Möglichkeit, nicht nur die Gesundheit ihrer Haustiere zu fördern, sondern gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für Straßenhunde in Krisengebieten und den ärmsten Regionen der Welt zu leisten

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Case Studies in Small Animal Point of Care Ultrasound
Case Studies in Small Animal Point...
(04. Okt 2024) A Color Handbook - herausgegeben von Erin Binagia,...
Move! Trainings- und Bewegungsaufbau für den...
(27. Sep 2024) Bewegung ist Leben - das gilt auch und...
Igel in der Tierarztpraxis
(16. Sep 2024) Mit zahlreichen Tabellen zu Behandlung und Medikation -...
Wir alle sind Noah
(13. Sep 2024) Die Arche Noah, die Mensch und Tier in...
Introduction to Animal Behavior and Veterinary...
(04. Sep 2024) Animal behavior is a critical aspect of veterinary...
Entspannt zum Tierarzt: So helfen Sie...
(27. Aug 2024) Dr. Dominique Tordy ist Tierärztin mit den Schwerpunkten...

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis...
EERVC 2024 in Belgrad
(21. Jul 2024) Die Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC) findet...
29. FECAVA EuroCongress in Athen
(11. Jul 2024) Die FECAVA lädt vom 12. bis 14. September...
2.700 Veterinärmediziner auf dem Weltkongress rund...
(11. Jun 2024) Veterinärmediziner aus 65 Ländern versammelten sich vom 4....
Registration opens for Companion Animal Nutrition...
(29. Mär 2024) The annual Purina Institute Companion Animal Nutrition (CAN)...
International Dog Breeders Day Online 2023
(05. Okt 2023) On 14 October 2023, the genetics department of...

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

WSAVA ehrt Dr. Bao Lei mit dem Companion Animal Welfare Award 2024
WSAVA
WSAVA ehrt Dr. Bao Lei mit...
(05. Aug 2024) Die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) ist...
Gemma Campling wird mit dem WSAVA...
(24. Jul 2024) Die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) ist...
Verleihung des Förderpreises 2022/2023 der H....
(17. Jul 2024) Den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis der H....
FECAVA und LABOKLIN schreiben das Reisestipendium...
(06. Jul 2024) Veterinärmedizin findet nicht nur in Ihrem eigenen Land...
Nestlé Purina PetCare vergibt weitere Forschungsstip...
(21. Jun 2024) Eine neue Runde der Purina Institute Resident Research...
Händel-Tierschutzpreis 2024 an Peter Loskill und...
(10. Jun 2024) Professor Dr. Peter Loskill und Dr. Silke Riegger...