Forschung zur Artenvielfalt: Ökologe Jonathan Chase erhält ERC Advanced Grant

(30.03.2023) Der Europäische Forschungsrat (ERC) fördert Prof. Dr. Jonathan Chase mit einem der begehrten ERC Advanced Grants.

Dem Wissenschaftler stehen damit in den kommenden fünf Jahren knapp 2,5 Millionen Euro für sein Forschungsprojekt "MetaChange" zur Verfügung. Im Rahmen des Projekts will er neue Konzepte und Methoden für ein besseres Verständnis der Artenvielfalt und deren Wandel entwickeln.

Chase forscht und lehrt seit 2014 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig.


Jonathan Chase

"Jonathan Chase gehört zu den profiliertesten Forschern der Universität Halle. Er ist Autor vielbeachteter Studien und trägt mit seiner Arbeit wesentlich dazu bei,

Biodiversitätsforschung aus Mitteldeutschland weltweit bekannt zu machen. Wir sind stolz darauf, dass seine wissenschaftliche Arbeit nun mit einem Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates ausgezeichnet wird.

Das ist ein tolles Signal für die MLU und das iDiv", sagt MLU-Rektorin Prof. Dr. Claudia Becker.

Prof. Dr. Henrique Pereira, Sprecher von iDiv und Professor an der MLU, ergänzt: "Mit seiner Arbeit am iDiv hat Jonathan Chase bereits jetzt großen Einfluss auf die Biodiversitätsforschung.

Unter seiner Leitung entstanden mehrere globale Datensynthesen und -analysen, die gezeigt haben, wie sich je nach der Größe des Untersuchungsgebiets die verschiedenen Messgrößen für Biodiversitätswandel verändern. Der Advanced Grant des ECR ist die Anerkennung für seine außergewöhnlichen Leistungen und wird dazu beitragen, dass er diese fortführen kann."

"Ich danke dem ERC für das große Vertrauen, das mir mit dem Advanced Grant entgegengebracht wird. Ich werde die Förderung nutzen, um wichtige Wissenslücken zu der Frage zu schließen, wie sich die Artenvielfalt über die Zeit verändert", sagt Prof. Dr. Jonathan Chase.

Ausgangspunkt seines neuen Forschungsprojekts ist die Tatsache, dass es zwar sehr viele Arbeiten und Daten zur lokalen und globalen Artenvielfalt gibt, diese aber häufig nicht miteinander vergleichbar sind.

"Oft sind sich Studien schon bei der Frage uneinig, was eigentlich mit Biodiversität gemeint ist und was es heißt, dass diese sich verändert. Erschwert wird das Ganze, weil die Studien große Unterschiede aufweisen bei den untersuchten Arten, den genutzten Methoden und Analyseverfahren", so Chase.

Diese Studienlage mache es schwierig, konkrete Aussagen über die Entwicklung der Artenvielfalt zu treffen und vor allem die Gründe für die Veränderungen auszumachen. "

Es ist unbestritten, dass sich die Artenvielfalt an vielen Orten verändert und dass der Mensch einen Anteil an diesen Entwicklungen hat. Bislang fehlt uns aber eine präzise Methode, um diese Veränderungen aufzuzeigen und ihre Ursachen zu benennen", so Chase weiter.

Dieses Wissen sei jedoch für genaue und effektive Schutzmaßnahmen nötig, wie sie etwa zuletzt von den Vereinten Nationen vorgeschrieben wurden.

Das Spezialgebiet von Chase ist es, große Datensätze zur Verbreitung von Arten auf der ganzen Welt mit Hilfe von computergestützten Verfahren zusammenzuführen und so neue Erkenntnisse zu gewinnen. Diese Arbeit will Chase durch die ERC-Förderung nun auf eine neue Stufe heben: "Eine der größten Herausforderungen in der Biodiversitätsforschung besteht darin, dass wir zwar immer besser verstehen, wie sich die Artenvielfalt in der Vergangenheit geändert hat - und zum Teil auch warum.

Bei der Vorhersage von Veränderungen sind wir aber noch lange nicht auf einem guten Stand. Es gibt da viele Ansätze, aber niemand weiß, welche wirklich gut funktionieren." Durch die Kombination von Theorie, Daten und verschiedenen statistischen Ansätzen hofft der Forscher, künftig bessere Prognosen über die Entwicklung der Artenvielfalt erstellen zu können.

Jonathan Chase wurde in den USA geboren. Nach dem Studium an der University of Michigan und an der Utah State University folgte 1998 die Promotion an der University of Chicago.

Chase forschte und lehrte anschließend an mehreren US-Universitäten, bis er 2014 als Professor für Biodiversitätssynthese an die MLU und das iDiv in Deutschland berufen wurde.

Er ist Autor von zwei Büchern und mehr als 138 wissenschaftlichen Artikeln, die in renommierten Fachzeitschriften wie "Nature", "Science" und "PNAS" veröffentlicht wurden. Das Unternehmen "Clarivate Analytics" nahm Chase in die Liste der "highly cited researchers 2022" auf, auf der die weltweit am häufigsten zitierten Forschenden vertreten sind.



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