VET-MAGAZIN logo
Stechverhalten von Bienen
Universität Konstanz
Stechverhalten von Bienen
Landwirtschaft oder Wildtierschutz in Afrika
ProfessorX via Wikipedia Commons
Mitonukleare Inkompatibilität und außerpaarliche Jungvögel
Mark Nenadov via Wikimedia Commons
Wie das Gehirn Bewegungen bei Unsicherheit steuert
Karin Tilch/Deutsches Primatenzentrum GmbH
Neue Fischart im Golf von Mexiko entdeckt
Isaí Domínguez Guerrero
Neue Fischart im Golf von Mexiko…
Tiefsee-Oktopus ist die „Molluske des Jahres 2025“
Schmidt Ocean Institute
Forschende entwickeln Alternative zu Gänsestopfleber
Thomas Vilgis
Wie Elefanten ihre Reisen planen: Energiesparen, wo es geht
Ikiwaner via Wiimedia Commons
Uppsala University
Allgemein

Auswirkungen der Inzucht bei skandinavischen Wölfen

Seit vielen Jahren erforschen Forscher der Universität Uppsala die genetischen Ursprünge der skandinavischen Grauwolfpopulation, die von nur drei einwandernden Wölfen gegründet wurde.

. . .

In ihrer neuen Studie zeigen die Wissenschaftler, dass nach fünf Generationen der Inzucht zwischen 10 und 25 Prozent der ursprünglichen genetischen Variation eliminiert wurden.

Die Tatsache, dass Inzucht schädlich ist und direkt zum Aussterben bedrohter Arten führen kann, ist allgemein bekannt. Es wurde jedoch noch nie genau untersucht, wie viel genetische Variation durch die Paarung eng verwandter Individuen verloren geht und wie dies geschieht.

Die skandinavische Wolfspopulation wurde von drei einzelnen Wölfen gegründet, die Anfang der 1980er Jahre aus Finnland einwanderten. Genetiker des Zentrums für Evolutionsbiologie der Universität haben nun die Entwicklung der Population verfolgt und konnten so die genomischen Auswirkungen der Inzucht über mehrere Generationen hinweg feststellen.

Wie wir Menschen haben alle Wölfe zwei leicht unterschiedliche Versionen oder "Kopien" jedes einzelnen Chromosoms in ihrer DNA.

Die drei Gründer der Wolfspopulation trugen also insgesamt sechs von jedem Chromosom bei. Die geringen Unterschiede zwischen diesen Versionen bildeten die genetische Grundvariation in der Population.

"Wir bestimmten die DNA-Sequenz für jedes der sechs 'Startchromosomen' und für alle Chromosomen von etwa hundert Wölfen, die seit den 1980er Jahren bis heute geboren wurden. Anschließend konnten wir verfolgen, inwieweit die Ausgangschromosomen von einer Generation zur nächsten "überlebten". Was passierte, war, dass Teile von ihnen nach und nach aus der Population verschwanden, so dass die Variation verloren ging", sagt Hans Ellegren, Professor für Evolutionsbiologie an der Universität Uppsala.

Die Studie ist insofern einzigartig, als es den Forschern gelungen ist, die Vererbung der so genannten Haplotypen zu verfolgen. Ein Haplotyp ist die lineare Kombination von genetischen Varianten entlang eines Chromosoms.

Die derzeitige Technologie kann die beiden Haplotypen nicht unterscheiden, wenn man die DNA-Sequenz einer biologischen Probe bestimmt. Was die Forscher nun taten, könnte man als ein Puzzle betrachten. Indem sie die Vererbung der Chromosomen verfolgten, konnten sie auf die Zusammensetzung der Haplotypen schließen.

Wenn die genetische Variation in einer Population verloren geht, verschlechtert sich die Fähigkeit der Individuen, sich Veränderungen und Herausforderungen zu stellen. Einige der eliminierten Varianten könnten für die weitere Anpassungsfähigkeit der Wölfe wichtig gewesen sein. Andere könnten eine wichtige Rolle als Schutz vor genetischer Veranlagung für Krankheiten gespielt haben.

In einer Population, die von so wenigen Individuen gegründet wurde, kann eine genetische Variante leicht ganz verschwinden. Ohne einen Zustrom von Individuen kann sie dann nicht wieder entstehen.

"Wir haben festgestellt, dass nach fünf Generationen Inzucht 10 bis 25 % der genetischen Variation, die die drei Gründer mitbrachten, verloren gegangen waren. Insgesamt verschwanden nicht weniger als 160.000 genetische Varianten - eine erstaunlich große Zahl", sagt Ellegren.

Ein zusätzliches Problem für die skandinavische Wolfspopulation besteht darin, dass die drei Gründer auch nicht völlig unverwandt miteinander waren. Zusammen hatten sie, wie bereits erwähnt, sechs Chromosomenkopien" beigesteuert, die aber in der Praxis im Durchschnitt nur etwa vier verschiedene Versionen darstellten, da die Tiere bereits miteinander verwandt waren.

Die Ergebnisse der Studie haben eine allgemeine Bedeutung für die Auswirkungen der Inzucht bei Tierarten.

"Eine wichtige Schlussfolgerung ist, dass Inzuchtpopulationen eine Zufuhr von neuem genetischen Material benötigen, vorzugsweise mit einer Herkunft, die sich von der der Population selbst möglichst unterscheidet. Um das Ausmaß des Verlusts an genetischer Variation zu beurteilen, muss man sich auch bewusst sein, wie viel Variation eigentlich von Anfang an vorhanden war", sagt Ellegren.

Einige wenige zugewanderte Wölfe haben in den letzten Jahren neue genetische Varianten in die Population eingebracht. Dennoch ist das Ausmaß der Inzucht so groß, dass auch diese Varianten Gefahr laufen, verloren zu gehen.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit Forschern der Grimsö Wildlife Research Station und aus Norwegen durchgeführt.

Publikation

Viluma et al. (2022) Whole-genome resequencing of temporally stratified samples reveal substantial loss of haplotype diversity in the highly inbred Scandinavian wolf population , Genome Research , DOI: 10.1101/gr.276070.121


. . .

Weitere Meldungen

Der dominante Silberrücken Cantsbee ruht sich mit erwachsenen Weibchen und Nachwuchs aus. Cantsbee ist seit 1995 das dominante Männchen der Gruppe und hat genetischen Studien zufolge mehr als 20 Nachkommen gezeugt.
MPI f. evolutionäre Anthropologie/ M. M. Robbins

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Stechverhalten von Bienen
Universität Konstanz
Stechverhalten von Bienen
Trockensavanne in Tansania
ProfessorX via Wikipedia Commons
Hauszaunkönig (Troglodytes aedon)
Mark Nenadov via Wikimedia Commons
Pathoblocker soll Salmonelleninfektion frühzeitig stoppen
Leon Kokkoliadis/CMFI, Universität Tübingen
LIFE-Boat4Sturgeon nimmt den Betrieb auf
BOKU Öffentlichkeitsarbeit/Jakob Vegh
Dr. Lukas Amann
Karin Tilch/Deutsches Primatenzentrum GmbH
Deutsche Wildtier Stiftung
Lukas Bierhoff, Kokolopori Bonobo Research Project
Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Das stille Sterben der Natur
Das stille Sterben der Natur
(17. Apr 2025) Wie wir die Artenvielfalt und uns selbst retten…
Es war einmal das Huhn
(9. Apr 2025) Eine Forschungsreise durch die bewegte Geschichte von Mensch…
Das Pferd und sein Wert –…
(1. Apr 2025) Das Buch Das Pferd und sein Wert richtet…
Bewegungsapparat Hund
(26. Mär 2025) Funktionelle Anatomie, Biomechanik und Pathophysiologie - von Mima…
Röntgen Hund und Katze: Thorax und…
(21. Mär 2025) Röntgenbilder sicher befunden Gebundene Ausgabe - herausgegeben von…
Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
SIVEMAP 2025
(31. Mär 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…