Geschlechtskrankheit vermindert Paarungsbereitschaft bei Pavianweibchen
Geschlechtskrankheiten sind bei Tieren und Menschen weit verbreitet. Menschen kennen jedoch eine Vielzahl von Schutz- und Hygienemaßnahmen, um sich vor der Ansteckung zu schützen.
Ob auch unsere nächsten Verwandten, die Affen, ihr Sexualverhalten ändern, um das Risiko zu minimieren sich mit einer Geschlechtskrankheit anzustecken, das hat nun ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Wissenschaftlern des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung untersucht.
Die Forscher beobachteten das Paarungsverhalten von Anubispavianen im Lake Manyara Nationalpark, Tansania, die mit Treponema pallidum infiziert sind.
Dieses Bakterium verursacht beim Menschen Frambösie und Syphilis und ruft auch bei Affen ähnliche Krankheitssymptome hervor. Dabei zeigte sich, dass die Weibchen Paarungen vermeiden, wenn entweder das Männchen oder sie selbst sichtbar an der Infektion litten. Männchen änderten ihr Verhalten dagegen nicht. (Science Advances, 2019)
Treponema pallidum subsp. pertenue verursacht bei Pavianen in Ostafrika Geschwüre im Genitalbereich und führt im weiteren Verlauf der Infektion zu schweren Entstellungen der Geschlechtsorgane. Der Erreger befällt auch andere Affenarten.
Beim Menschen verursacht das Bakterium die Frambösie, die vor allem bei Kindern zu Läsionen der Haut und im weiteren Verlauf zu schweren Knochen- und Knorpelschäden führt. Betroffene Menschen sind dadurch körperlich stark eingeschränkt und stigmatisiert.
Die Frambösie wird hauptsächlich über Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen und ist zur Zeit Gegenstand einer Kampagne der WHO, die bis 2030 zur Ausrottung der Krankheit führen soll. Eng verwandt mit dem Frambösieerreger ist der Erreger der Syphilis, Treponema pallidum subsp. pallidum, einer der beim Menschen am häufigsten über Sexualverkehr übertragenen Krankheiten.
Anubispaviane kommen von Mali in Westafrika bis Äthiopien, Kenia und Nordtansania in Ostafrika vor. Die Wissenschaftler des Deutschen Primatenzentrums, unter der Leitung von Dietmar Zinner und Sascha Knauf, untersuchten das Paarungsverhalten der Anubispaviane im Lake Manyara Nationalpark in Tansania über einen Zeitraum von 18 Monaten.
Die Paviangruppe umfasste etwa 170 Individuen. In der empfängnisbereiten Phase der Anubispavianweibchen, die sie durch eine prominente Regelschwellung ihrer Hinterteile anzeigen, paaren sie sich meistens mit mehr als einem Männchen. Filipa Paciência beobachtete für ihre Doktorarbeit 876 Paarungsversuche von insgesamt 32 Pavianweibchen und 35 Männchen, von denen 540 zu Kopulationen führten.
In den allermeisten Fällen ging die Initiative zur Paarung von den Männchen aus. Dabei zeigte sich, dass die Weibchen Paarungsversuche von Männchen häufiger abwehrten, wenn das Männchen oder sie selbst sichtbare Anzeichen der Infektion zeigten.
Im Vergleich zu anderen untersuchten Pavianpopulationen, die nicht infiziert waren, hatte ein Weibchen in der Studiengruppe durchschnittlich weniger männliche Fortpflanzungspartner.
„Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Gefahr einer Ansteckung mit einer sexuell übertragbaren Krankheit individuelle Verhaltensänderungen hervorrufen kann, die zu einer veränderten Partnerwahl führen und möglicherweise den Grad von Promiskuität in einer nicht-menschlichen Primatenpopulation reduzieren könnten,“ fasst Studienleiter Dietmar Zinner zusammen.
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