Aus für gekappte Schnabelspitzen: gute Erfahrungen in Österreich
(30.10.2013) Ab dem 1. Januar 2017 dürfen Legehennen nicht mehr mit kupierten Schnäbeln eingestallt werden. Vertreter der Branche sehen das mit Besorgnis, das zeigte sich in Cloppenburg beim Fachgespräch Legehennenhaltung.
Rund 300 Teilnehmer waren der Einladung der Niedersächsischen Landwirtschaftskammer gefolgt. Wie mit nicht schnabelbehandelten Hennenherden umzugehen ist und ob es zu Problemen in der Herdengesundheit kommen wird, ist vielen derzeit noch unklar. Auch Wettbewerbsnachteile werden befürchtet, denn die geplanten Ausstiegszeitpunkte sind auch EU-weit nicht einheitlich.
Bisher ist gängige Praxis, den Eintagsküken ein kleines Stück Schnabelspitze zu kappen. Mit intakten Schnäbeln, so fürchten die Erzeuger, kann es in den Herden verstärkt zu den Verhaltensunarten Federpicken und Kannibalismus kommen.
Beim Federpicken zerstören Hennen Gefiederpartien anderer Hennen durch Bepicken. Fehlt die Schnabelspitze, ist es für die Tiere weniger leicht, ihre Artgenossinnen zu verletzen und an ihnen zu fressen. Dabei meinen es die Hennen gar nicht böse: Federpicken und Kannibalismus resultiert nicht aus innerartlicher Aggression.
Es hat nichts mit Sozialverhalten zu tun, sondern basiert auf ganz anderen Verhaltensweisen wie Neugier, Lerneffekten und der Tatsache, dass Hühner Allesfresser sind, die auch vor bereits toten Artgenossen nicht Halt machen. Vor lebenden eigentlich schon - und da liegt der Unterschied zwischen Normalverhalten und Verhaltensunart.
"Kannibalismus und Federpicken sind häufig multifaktoriell verursacht", erläuterte Professor Dr. Knut Niebuhr vom Institut für Tierhaltung und Tierschutz an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
In Österreich, wo bereits auf das Schnäbelkupieren verzichtet wird, sind die Erfahrungen mit den unbehandelten Herden durchaus gut: Federpicken und Kannibalismus gehen zurück.
Die Aufzucht der Junghennen, aber auch Futterzusammensetzung, klimatische Bedingungen im Stall, Lichtverhältnisse und die angebotenen Beschäftigungsmaterialien können einen Einfluss auf das Verhalten der Herde haben.
Auch die Züchtung hat einen Anteil, auch wenn Verhalten ein schwer zu selektierendes Merkmal ist. Optimierungsbedarf bestehe in der Hennenhaltung eigentlich permanent, führte Niebuhr aus: "Wir haben es mit einem Tier zu tun, dass ein absoluter Spitzensportler ist, ein Hochleistungstier."
Regina Bartel, aid.de