Ein Gen entscheidet über drei verschiedene Balzverhalten bei Kampfläufern
Hohe Testosteronwerte werden allgemein mit männlicher Dominanz und Aggression in Verbindung gebracht.
Doch bei Kampfläufern – einer in Europa und Asien brütenden Watvogelart – sorgt ein einzelnes Gen dafür, dass aggressive Männchen friedfertig werden.
Forschende der Freien Universität Berlin haben zusammen mit einem internationalen Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Clemens Küpper am Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz herausgefunden, wie dieses Gen ein „Super-Enzym“ produziert, das Testosteron effizient abbaut und damit das Balzverhalten der Watvögel bestimmt.
Die Studie mit dem Titel „A single gene orchestrates androgen variation underlying male mating morphs in ruffs “ dazu ist im Fachmagazin „Science“ erschienen.
Kampfläufer-Männchen treten in drei Erscheinungsformen - sogenannten Morphen - auf, die sich stark in Aussehen und Verhalten unterscheiden. Die Mehrheit, die sogenannten Independents, zeigt dunkles Gefieder und verteidigt energisch ein kleines Revier in der Balzarena, um Weibchen zu beeindrucken.
Die Satelliten, etwas kleineren Männchen mit hellerem Gefieder, werben hingegen friedlich in Zusammenarbeit mit einem Independent. Die seltenen Faeder-Männchen verfolgen eine clevere Strategie: Sie tarnen sich als Weibchen, um unbemerkt in die Arenen zu gelangen.
Während für die aggressiven Independents ein hoher Testosteronspiegel vorteilhaft ist, wäre dies für Satelliten und Faeder hinderlich. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass diese beiden Morphen deutlich weniger Testosteron im Blut haben als die Independents.
Überraschenderweise zeigen Messungen der neuen Studie nun aber, dass Satelliten und Faeder in den Hoden mehr Testosteron produzieren als die Independents. Doch warum sinkt dann ihr Testosteronspiegel im Blut? Hier kommt das „Super-Enzym“ ins Spiel.
Die Forschenden fanden in ihrer Studie heraus, dass die drei Morphen sich nur in einer DNA-Region unterscheiden, die etwa 100 Gene umfasst. „Diese Region entstand vor etwa vier Millionen Jahren, als sich ein Chromosomenfragment umkehrte und neu einfügte“, erklärt die Professorin für Humanbiologie an der Freien Universität Berlin, Katja Nowick.
Ein bestimmtes Gen innerhalb dieser DNA-Region kodiert für ein Enzym, das Testosteron abbaut. Die Genexpressionsanalysen des Forschungsteams zeigten, während dieses Enzym bei Satelliten und Faedern in großen Mengen produziert wird, es bei den Independents völlig fehlt.
Besonders bemerkenswert: Das „Super-Enzym“ ist nicht in den Hoden auffindbar, wo Testosteron gebildet wird. Es ist vielmehr in großen Mengen im Blut von Satelliten und Faedern vorhanden.
Testosteron reguliert jedoch nicht nur die Spermienproduktion, sondern auch Aggression und Balzverhalten. Die Forschenden stellten erhöhte Mengen des „Super-Enzyms“ interessanterweise auch im Gehirn der friedfertigen Satelliten und Faeder fest. „Die Studie zeigt, wie ein einzelnes Gen weitreichende Effekte haben und die Evolution komplexer Verhaltensstrategien vorantreiben kann“, betont Vladimir Jovanović, Postdoc in Katja Nowick’s Arbeitsgruppe.
In künftigen Studien möchte das Forschungsteam untersuchen, wie soziale Verhaltensweisen bei Kampfläufern reguliert werden, und die Vielfalt innerhalb der Geschlechter weiter erforschen.
Die Studie entstand in Zusammenarbeit mit Forschenden der Freien Universität Berlin, des Max Planck Instituts für biologische Intelligenz, der Universität Wien, des Helmholtz Zentrums München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt und der Simon Fraser University, Burnaby.
Publikation
Die Studie „A single gene orchestrates androgen variation underlying male mating morphs in ruffs “ ist im Fachmagazin „Science“ erschienen.
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Die Alligatoren von Hernals – das jüngste Krokodil-Fossil Mitteleuropas
Die Sammlungen des Naturhistorischen Museums sind großartige Archive der Natur. Allein die Geologisch-Paläontologische Abteilung bewahrt mehr als 5,6 Millionen Objekte
Melkroboter bereits in 2.000 Betrieben in Österreich im Einsatz
Der Trend zur Automatisierung in der Milchwirtschaft setzt sich ungebremst fort. Immer mehr Betriebe in Österreich setzen auf Automatische Melksysteme (AMS), um Effizienz und Tierkomfort zu steigern
13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien
Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar, die das Naturhistorische Museums Wien mitgestaltet haben - herausgegeben von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid und Andrea Krapf
Luchsdame Elli übersiedelte aus dem Alpenzoo Innsbruck in den Wildnispark Zürich
Die Luchsdame Elli hat Innsbruck am 4. März 2025 im Zuge des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) verlassen und ist nach Zürich gezogen
HUNDERUNDEN #34: Tiermedizin print & online
Die 34. Ausgabe der HUNDERUNDEN, dem Fachmagazin für Tierärzt:innen, ist am Aschermittwoch 2025 erschienen.
Inventur im Tiergarten Schönbrunn: 6.043 Tiere aus 518 Arten und Haustierrassen
Von den wendigen Mähnenrobben bis zu den gemächlichen Afrikanischen Schnabelbrustschildkröten - im Tiergarten Schönbrunn wurde wieder gezählt.
Backstagetour bei Cavalluna Grand Moments: Einblicke in Tierwohl und Tierschutz
Die europaweit tourende Pferdeshow Cavalluna fasziniert mit beeindruckenden Darbietungen, präziser Freiheitsdressur und kunstvollen Reitvorführungen. Doch was geschieht hinter den Kulissen?
Gezieltes Tiertraining für mehr Abwechslung und bessere Betreuung der Tiere
Im Alpenzoo Innsbruck steht ab 2025 regelmäßiges Tiertraining auf dem Programm
Fisch-Umzug XXL: Tiergarten Schönbrunn übersiedelt hunderte Fische, Garnelen und Co.
Seit Dezember übersiedeln im Tiergarten Schönbrunn Fische, Garnelen, Pflanzen und Co. aus dem Backstage-Bereich des bestehenden alten Aquarienhauses in die neu errichtete Aqua-Forschungsstation unweit des Zoos
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…13 Frauen. Aus der Geschichte des…
(07. Mär 2025) Dieses Buch macht die Geschichten von Frauen sichtbar…Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(28. Feb 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…Der Erfindergeist der Tiere
(17. Feb 2025) Werkzeuge, Ideen und Innovationen. Faszinierende Einblicke in tierische…Meine Patienten laufen Trab
(11. Feb 2025) Unterwegs als Pferdeärztin auf dem Land - von…Die Rückkehr der großen Pflanzenfresser
(07. Feb 2025) Konfliktfeld oder Chance für den Artenschutz? - herausgegeben…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EVECC-Kongress 2025
(01. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
