NABU fordert Stopp der illegalen Vogeljagd auf Zypern

(10.07.2012) Anlässlich der Übernahme der EU-Ratspräsidentschaft durch Zypern fordern der NABU und sein Dachverband BirdLife den Mittelmeerstaat auf, seine massive Zugvogeljagd zu beenden und damit geltendes EU-Recht einzuhalten.

„Jedes Jahr verenden auf Zypern fast drei Millionen Zugvögel, weil bestimmte Vogelarten in Restaurants als angebliche Delikatesse auf dem Tisch landen“, erklärte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Dabei werden im Mittelmeerstaat sowohl Leimruten als auch engmaschige, so genannte Japannetze zur Jagd eingesetzt, die nach EU-Recht (Vogelschutzrichtline, 2009/147/EC) und zyprischem Recht (N. 152(I)/2003) zur Jagd verboten sind.

„Zypern hat sich mit dem Beitritt zur Europäischen Union im Jahr 2004 dazu verpflichtet, die EU-Vogelschutzrichtlinie umzusetzen. Doch davon ist das Land noch weit entfernt“, kritisierte Tschimpke. Der NABU appellierte deshalb an Bundesumweltminister Peter Altmaier, das Thema bei den anstehenden Arbeitstreffen auf EU-Ebene anzusprechen und auf eine effektive Durchsetzung des Gesetzes in Zypern zu drängen.

BirdLife Cyprus, die Partnerorganisation des NABU in Zypern, führt seit 2002 ein Monitoring des illegalen Vogelfangs durch. Demnach wurden allein im Jahr 2011 bis zu 2,8 Millionen Vögel auf der Insel getötet.

Obwohl die Vogelfänger es lediglich auf einige Dutzend Arten abgesehen haben, werden regelmäßig mehr als 150 Vogelarten, darunter 78 gefährdete, gefangen. So sterben in Zypern in großer Zahl Mönchsgrasmücken, Rotkehlchen und Nachtigallen, aber auch seltene Vögel wie Wiedehopfe oder Bienenfresser.

Denn in den zur Jagd eingesetzten, nach EU-Vogelschutzrichtlinie verbotenen, Netzen und Leimruten verfangen sich sämtliche kleinere Vogelarten. „Diese illegalen Fangmethoden führen zu einem Vogelmord riesigen Ausmaßes. 2,8 Millionen tote Zugvögel haben zudem erhebliche Auswirkungen auf jene Arten, die wir als Brutvögel in Deutschland mit großem Aufwand zu schützen versuchen“, so Tschimpke.

Der Zugvogelfang auf Zypern ist inzwischen ein profitables Geschäft, das in großen Teilen durch eine Mafia kontrolliert wird. Jedes Jahr verdienen die Profiteure mehrere Millionen Euro durch den illegalen Verkauf gefangener Vögel an Restaurants, wo diese als „traditionelle Delikatesse“ unter dem Namen „Ambelopoulia“ angeboten werden.

„Hier sind dringende und durchgreifende Maßnahmen nötig. Wir appellieren daher an Bundesminister Altmaier, diesen Skandal im Rahmen seiner anstehenden Gespräche mit der EU-Ratspräsidentschaft zu thematisieren und die zyprische Regierung aufzufordern, ihre Verpflichtungen für das europäische Naturerbe wahrzunehmen“, so NABU-Präsident Tschimpke.

Der Stopp der illegalen Vogeljagd ist eine der zentralen Forderung, die der NABU an die zyprische EU-Ratspräsidentschaft richtet. Die vollständigen Forderungen von BirdLife International, dem Dachverband des NABU, unter: www.nabu.de/themen/naturschutz/eunaturschutz/eu-ratspraesidentschaft    



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