Der kleinste Vogel hat den größten Hunger

(10.12.2011) Je größer der Vogel, desto mehr Fettreserven können aufgebaut werden. Kleine Vogelarten tun sich da schwer. Um den Energiehaushalt im Gleichgewicht zu halten, ist beständige Nahrungsaufnahme für die kleinsten unter den gefiederten Freunden überlebenswichtig.

Blaumeise mit Winterfutter; Bildquelle: Birdlife
Blaumeise mit Winterfutter
Das Wintergoldhähnchen, der kleinste Vogel Europas, bringt gerade einmal 5-7 Gramm auf die Waage – nur so viel wie ein Bleistift.

Ständig ist es auf der Suche nach weichhäutigen Insekten wie kleine Mücken und Spinnen, die es auch im Winter, versteckt in den Ritzen der Baumrinde findet. Nimmt das zierliche Vögelchen mehrere Stunden keine Nahrung zu sich, verliert es bis zu zwei Gramm.

Nicht jeder kleine Vogel ist so spitzfindig wie Tannen-, Sumpf- oder Haubenmeise, die auch im Winter, sobald sie Futter finden, bis zu 100 Körner oder Samen pro Stunde in Rindenspalten verstecken. Prinzipiell ernähren sich viele Vögel auch im Winter von Beeren, Samen und Insektenlarven. Nur manche Vögel legen sich rechtzeitig einen Wintervorrat an: Eichelhäher vergraben Eicheln im Boden und Kleiber verstecken Samen unter Baumrinden.

 „Kälte kann auch dem kleinsten Vogel nichts anhaben, solange er genügend Nahrung findet“, so Gerald Pfiffinger von BirdLife Österreich. Das Übrige tut das Daunenkleid: Die fein verästelten Daunenfedern ermöglichen isolierende Luftpolster am Vogelkörper, sodass die notwendige Körpertemperatur von konstanten 40 Grad erhalten werden kann.

Die Pflege des Federkleides ist deshalb durch das Jahr hindurch von großer Wichtigkeit. Die Füße der Vögel sind auch im Winter kalt – nur wenige Grad über dem Gefrierpunkt. So taut der Schnee nicht unter den schmalen Vogel-Füßen und verhindert das Festfrieren.
Jetzt Vögel füttern – aber richtig!

Pfiffinger: „Besonders bei starkem Frost hilft die Vogelfütterung im Winter das Überleben unserer daheim gebliebenen Vögel, sowie der Wintergäste aus dem Norden zu sichern“. Mit dem einsetzenden Winter sollte man jetzt damit beginnen. Die hungrigen Gäste lassen sich am Futterhäuschen besonders gut beobachten. Befolgt man ein paar Tipps, kann man die Freude sogar noch steigern:

- Der Futterplatz sollte an einer übersichtlichen Stelle sein. So können sich Katzen nicht anschleichen. Die Vögel fühlen sich dann sicher und sind ruhiger.

- Hygiene ist besonders wichtig: Das Futter sollte immer trocken und sauber sein. Klassische Futterhäuschen, in denen das Futter von den Vögeln leicht verkotet wird, sollten durch Futtersilos ersetzt oder öfters gereinigt werden.

- Mit der Art des Futters kann man die gefiederten Besucher auch ganz gezielt einladen:

Amseln, Drosseln und Rotkehlchen sind Weichfutterfresser, die gerne Äpfel, Rosinen oder Getreideflocken fressen.

Die Finken (Buch-, Berg- und Grünfink, Dompfaff, Kernbeißer, Stieglitz und Zeisig) sind Körnerfresser. Sie mögen Erdnussbruch, Sonnenblumenkerne und energiereiche, ölhaltige Sämereien wie Hanf oder Mohn.
Auch der Kleiber greift bei diesem Angebot gerne zu.

Meisen (Kohl-, Blau- und Tannenmeisen) lieben Samen, Nüsse, Fett und Haferflocken

Haussperling, Feldsperling und Goldammer sind Körnerfresser, die neben fetthaltigen Samen auch Getreide annehmen.

„Damit sich die Vögel an die Futterstelle gewöhnen, sollte man durchgehend füttern und jetzt beginnen“, empfiehlt Pfiffinger. „Mit etwas Glück und abwechslungsreichem Futter kann man bald bis zu zwanzig Vogelarten bewundern“.

Mitzählen und Gewinnen bei der Stunde der Wintervögel am 6. Jänner 2012

Die Vögel in unmittelbarer Umgebung beobachten, wertvolle Daten sammeln und dabei auch noch Preise gewinnen – all das vereint die Aktion „Stunde der Wintervögel“ – die österreichweite Wintervogelzählung am 6. Jänner 2012.

Alle Vogelfreunde sind aufgerufen, eine Stunde lang die Vögel nach Art und Anzahl in ihrem Garten, vor dem Fenster oder in der Grünanlage zu zählen und das Ergebnis BirdLife Österreich zu melden. Ein Folder mit Abbildungen der häufigsten Wintervögel ermöglicht die Bestimmung der Arten für jedermann.

Langfristig zeigt die Aktion für den Vogel- und Naturschutz wertvolle Trends auf. Am 6. Jänner 2011 haben über 6000 Vogelfreunde 202.683 Vögel gezählt.

Alle Infos auch auf: www.birdlife.at




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