Rote Vogelmilbe: Bekämpfungsstrategien diskutiert

(02.06.2012) Aktuelles aus der Forschung am Nutzgeflügel bot Mitte Mai eine gemeinsame Tagung der Gesellschaft der Förderer und Freunde für Geflügel- und Kleintierforschung (GdFuF) und des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) für Tierschutz und Tierhaltung Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Celle.

Ein lästiger Quälgeist beschäftigt Hühnerhalter vom Hobbyzüchter bis zum großen Legehennenbetrieb schon seit langem: Die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae). Tagsüber verstecken sich die kleinen rötlichen Spinnentiere zu Tausenden in Ritzen und Nischen. Nachts kriechen sie die Beine der schlafenden Hühner hinauf, um Blut zu saugen.

Ihr Lebenszyklus ist ähnlich dem der Zecken: Drei Blutmahlzeiten brauchen sie von der Larve bis zum erwachsenen Tier. Nicht nur der Blutverlust schadet den Hühnern, sondern es besteht auch ständig die Gefahr, dass die Blutsauger Salmonellen und andere Erreger übertragen.

Betroffene Herden sind vor allem nachts unruhig. Doch auch dort, wo es bereits ein Monitoring auf Vogelmilben gäbe, unterschätze man die Zahl der Milben in den Ställen stark, so Tierärztin Johanna Schulz, FLI Celle und FU Berlin: "Die Fallen haben einen höheren Befall angezeigt, als das visuelle Monitoring." Schulz stellte eine derzeit laufende Forschungsarbeit zur Wirksamkeit von Bioziden auf Silikatbasis vor.

Diese Biozide gehören zu den wenigen möglichen Bekämpfungsmitteln gegen die Rote Vogelmilbe. Akarizide, chemische Substanzen gegen Spinnentiere, die auch für den Einsatz im Bestand zugelassen sind, gibt es derzeit in Deutschland nicht. 

Silikate lassen sich chemisch erzeugen, kommen aber auch in der Natur vor. Je nach Hersteller flüssig oder pulverisiert zu verarbeiten, dürfen diese Substanzen auch im besetzten Stall auf gefährdeten oder befallenen Oberflächen ausgebracht werden.

"Silikate zerstören die Lipidschicht der Cuticula, die Milbe hat ihren Flüssigkeitshaushalt nicht mehr im Griff und trocknet aus", erklärte Schulz die Funktionsweise: "Das Tolle ist, dass aufgrund des Wirkmechanismus praktisch keine Resistenzbildung möglich ist."

Bisherige Ergebnisse zeigen, dass es in der Wirksamkeit zwar Unterschiede zwischen den Produkten gibt, aber Schlupfraten und Überlebenszeit der Spinnentiere generell deutlich sinken. Die Untersuchungen der Hühner, die in den behandelten Versuchsställen gehalten wurden, sind noch nicht abgeschlossen.

Ziel des Forschungsprojektes ist es, konkrete Bekämpfungsanweisungen gegen die Rote Vogelmilbe auszuarbeiten.

Regina Bartel, aid.de



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