Alte Hühnerrassen: Zweitnutzungshühner für den Öko-Landbau

(15.04.2020) Erhalten durch Nutzen: Projekt RegioHuhn entwickelt alte Hühnerrassen züchterisch weiter – Praxistaugliche Alternativen für eine nachhaltige regionale Eier- und Geflügelproduktion

Viele alte regionale Hühnerrassen in Deutschland sind vom Aussterben bedroht. Ihre Haltung ist selbst für Öko-Betriebe wirtschaftlich nicht tragfähig, weil der Markt dominiert ist von wenigen modernen Hochleistungsrassen, die speziell für das Eierlegen oder für die Fleischproduktion gezüchtet wurden.

Zum damit verbundenen Verlust an biologischer Vielfalt kommt noch das ethische Problem des Tötens der männlichen Küken aus den Legelinien. Einen Ausweg aus diesem Dilemma sucht das neue Projekt „RegioHuhn“.

FLI

Im Rahmen des dreijährigen Projekts soll die Nutzbarkeit sechs lokaler und gefährdeter Hühnerrassen wie der Ostfriesischen Möwe oder dem Mechelner Huhn in der ökologischen Landwirtschaft untersucht werden. Mittels Kreuzungszucht sollen auf Basis dieser alten Rassen neue Zweinutzungshühner gezüchtet werden, die für eine auch wirtschaftlich tragfähige Haltung in einer regionalen landwirtschaftlichen Praxis geeignet sind.

Auf diese Weise will das Friedrich-Loeffler-Institut für Nutztiergenetik in Mariensee (ING) gemeinsam mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL/BaySG Kitzingen), der Universität Bonn und der Fachberatung für Naturland einen neuen Weg für eine nachhaltigere regionale Geflügelproduktion aufzeigen.

Vielfalt regionaler Rassen erhalten – Nachhaltigkeit der Geflügelhaltung sichern

„Die Vielfalt lokaler Hühnerrassen kann am besten durch deren Nutzung erhalten werden“, betont Projektleiter Prof. Dr. Steffen Weigend vom Friedrich-Loeffler-Institut. Im Fokus der Untersuchungen stehen beim ING die lokalen Rassen Ostfriesische Möwen und Ramelsloher Huhn, beim LfL Kitzingen die Altsteirer und Augsburger und bei der Universität Bonn das Bielefelder Kennhuhn und die Mechelner. Private Züchter unterstützen das Projekt mit der Bereitstellung von Bruteiern.

Diese alten Hühnerrassen zeichnen sich vor allem durch ihre größere Robustheit aus, bleiben als traditionelle Zweinutzungshühner in der Leistung jedoch weit hinter den modernen Lege- und Mastlinien zurück.

Durch Kreuzung mit Tieren aus Leistungszuchten sollen deshalb so genannte Gebrauchskreuzungen gefunden werden, die sowohl einer Legeleistungsprüfung als auch einer Mast- und Schlachtleistungsprüfung unterzogen werden.

Haltung und regionale Vermarktung in der Praxis erproben

„Wir hoffen Zweinutzungshühner zu finden, die sowohl eine gute Leistung bringen als auch einfach zu halten sind“, erläutert Werner Vogt-Kaute von der Fachberatung für Naturland. Um dabei den Praxisbezug des Projekts sicherzustellen, werden verschiedene Naturland Betriebe mit Geflügelhaltung und Direktvermarktung in das Projekt eingebunden.

Die Naturland Betriebe sollen die Leistung der Tiere sowie die Vermarktung der Produkte mit Regionalbezug in der Praxis erproben.

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft.



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