Zahnprobleme bei Frettchen
Immer häufiger werden Frettchen bei uns als Haustiere gehalten. Sie sind äußerst putzig und haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 8 – 9 Jahren. Frettchen verfügen über ein charakteristisches Karnivorengebiss.
Die Zahnformel und Form ähneld stark dem Katzengebiss. Allerdings besitzen Frettchen einen Premolaren und Molaren mehr im Unterkiefer als Katzen und je zwei molare Backenzähne, anstatt von einem bei den Feliden.
Darüberhinaus verfügen Frettchen über relativ breite Kauflächen für einen Fleischfresser. Der Zahnschmelz ist außergewöhnlich empfindlich, so äußert sich diese Hypersensibilität, zum Beispiel während einer Zahnsteinentfernung mit Ultraschall, durch Zähneklappern.
Der Zahnstein zeigt bei Frettchen eine charakteristisch rötlichbraune Färbung und ist von klebriger Konsistenz (siehe Bild 1).
Ab einem Alter von drei Jahren zeigen die Zähne der meisten Frettchen, die als Haustiere gehalten werden, Zahnsteinbildung an den Backenzähnen.
Diese Problematik könnte im Zusammenhang mit der Fütterung stehen. Meistens werden Frettchen mit Dosenfutter versorgt, welches einen hohen Proteinanteil aufweist und durch die weiche Konsistenz nahezu keinen mechanische Abrieb gewährleistet, welcher durch den Verzehr und die Zerkleinerung von Beutetieren bei einem Leben in freier Wildbahn gegeben wäre.
Die Tendenz zur Bildung von Calculus begünstigt die Genese von Gingivitiden, welche beim Frettchen typischerweise eine schwerwiegende Ausprägung annehmen.
In Relation zum causalen mechanischen Insult erscheinen die inflammatorischen Reaktionen oft überschießend und viel zu stark. So sehen einfache Gingivitiden beim Frettchen, aufgrund der hochgradigen Entzündungssymptomatik, oft so ähnlich aus wie tumoröse Entartungen.
So auch bei Wutzi (siehe Bild 2), einem zweijährigen weiblichen Frettchen, welches uns mit einer hochgradigen Gingivitis vorgestellt wurde.
Die Besitzerin berichtete, dass das Tier seit ca. zwei Wochen nahezu nichts mehr fressen könne und ihm, bei den wenigen Versuchen, öfters die Futterbisse wieder aus dem Maul gefallen wären.
Bei gründlicher Examination des Maulraumes fiel, neben der bereits erwähnten Gingivitis, auch eine chronische, fortgeschrittene und tiefgreifende Periodontitis mit Verlust des periodontalen Ligamentes bei den meisten Zähnen auf.
Darüberhinaus waren vier Zähne äußerst mobil, ein Umstand der die Schmerzen erklärte und die Notwendigkeit einer sofortigen zahnärztlichen Sanierung aufzeigte. Wutzi wurde mit DomitorÒ/KetaminÒ (0.25 ml/0.1 ml) in Narkose gelegt.
Initial wurde für fünf Minuten zusätzlich eine Atemmaske mit Isofluran verwendet. Sobald das Tier mit OleovitÒ Augensalbe versorgt war, machten wir uns an die Entfernung des Calculus.
Aufgrund der klebrigen Konsistenz ist eine Zahnsteinentfernung mit dem Ultraschallgerät nicht so einfach praktisch durchführbar.
Es ist notwendig, die Zahnhälse und Kronen zu Beginn manuell mit einem Scaler zu glätten. Dabei ist im Besonderen auf die exakte Führung des scharfen Gerätes zu achten, da es sonst zu irreparablen Schäden am Zahnschmelz kommen kann.
Nachdem alle betroffenen Zähne händisch kurettiert worden waren, konnten mit dem Ultraschallgerät noch die letzten Reste jeglicher Ablagerungen entfernt werden.
Nun ging es daran, die wackelnden Zähne zu extrahieren. Beide M1 im Oberkiefer und der untere rechte vierte Prämolare waren betroffen (siehe Bild 3).
Die Extraktionen gestalteten sich relativ einfach. Interessanterweise verfügen die letzten Molaren im Oberkiefer von Frettchen über sehr kurze Wurzeln.
Abschließend erhielt Wutzi noch eine Politur sämtlicher Zähne. Durch die Glättung der Zahnoberflächen (Bild 4) soll eine erneute Anlagerung von Calculus möglichst hintan gehalten werden.
Aufgrund der massiven Zahnfleischentzündung und der durchgeführten Extraktionen entschieden wir uns für eine antibiotische Abdeckung ( sieben Tage Baytril, Tabletten oder 5%ige Lösung, je nach Kooperation des Tieres).
Wutzi hatte schon genug Zahnschmerzen gehabt, so verabreichten wir 0.1ml Rimadyl subcutan, um den postoperativen Heilungsverlauf optimal zu unterstützen.
Wie uns die Besitzerin eine Woche später telefonisch mitteilte verbrachte die Patientin den Rest des Tages damit, sich einmal so richtig auszuschlafen.
Am Tag nach der Operation hatte sich die Situation im Maulbereich bereits soweit verbessert, dass Wutzi keinerlei Probleme mehr bei der Futteraufnahme zeigte.
Die Besitzerin, welche sich schon große Sorgen gemacht hatte, ist sehr erleichtert und freut sich, dass Wutzi wieder nach Herzenslust fressen kann!
DDr. Camil Stoian, www.tierzahnarzt.at
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