Fallbericht Zwergkaninchen: Niesen muß nicht Schnupfen sein - auch eine Zahnfehlstellung kann Auslöser sein!
(28.06.2013) Zwergkaninchen Alice wurde in der Praxis vorgestellt mit den Anzeichen eines starken Kaninchenschnupfens, wie beidseitigem, teils eitrigen Nasenausfluss und kontinuierlichem, über den Tag verteilten Niesen.
Ein Fallbericht von Dr. Gertrude König
Die Besitzer holten das Tier ca. 4 Wochen vorher aus dem örtlichen Tierheim und beobachteten seither eine eher zögerliche Futteraufnahme, sowie auffallend langsame Kaubewegungen, sie tat sich sichtlich bei der Futteraufnahme und Zerkleinerung schwer.
Zwergkaninchen, weiblich nicht kastriert, ca. 3 Jahre alt "Alice"
Bereits im Tierheim wurden erstmals Antibiotika ( Enrofloxacin) oral verabreicht, auch die stationäre Aufnahme 2 Wochen später und die subkutane Gabe desselbigen Antibiotikums brachte keine sichtliche Besserung.
Außerdem wurden Röntgenaufnahmen vom Thorax und vom Abdomen angefertigt, die sich aber als klinisch unauffällig präsentierten.
Der Patient wurde von den neuen Besitzern vorsichtshalber in Quarantäne gehalten, um eine vermeintliche Ansteckung der anderen Tiere der Gruppe mit Kaninchenschnupfen zu vermeiden.
Nach einer gründlichen klinischen Allgemeinuntersuchung wurden auch, wie bei uns üblich, die Zähne genauer untersucht.
Schon bei der ersten groben Inspektion der Maulhöhle kam die wahre Ursache ans Licht, nämlich 2 aufgrund des fehlenden Gegenbisses ungebremst in die Höhe wachsende Molare ( M 4+5 ) im li UK.
Nach vorsichtigem Korrigieren der beiden Zähne mit Hilfe eines rotierenden diamantierten Stabes auf normale Kronenhöhe, konnte man den Schaden den die beiden Molaren im OK verursacht haben, besser beurteilen.
Es handelte sich um ein ca. 1,5 cm tiefes und im Durchmesser ca. 1 cm breites Ulcus, das medial vorbei am Auge bis zum inneren Rand des Schädeldaches reichte und reichlich mit Futterresten und nekrotischem Material gefüllt war.
Nach Kürettage und Säuberung der Wunde bepinselten wir das Ulcus mit Pyralvex ®Lösung.
In weiterer Folge verordneten wir 10 Tage Marbofloxacin und Meloxicam für ein paar Tage nach Gewicht und bestellten den Patienten jeden 2-3 Tag zur Wundpflege in die Ordination.