Brian Smith erhält Ernst-Bresslau-Gastprofessur für Zoologie

(28.09.2023) Das Institut für Zoologie der Universität zu Köln verleiht dem US-amerikanischen Neurobiologen Brian Smith die Ernst-Bresslau-Gastprofessur 2023/2024.

Seine öffentliche Einstandsvorlesung gibt Smith am 4. Oktober. Mit der Gastprofessur stellt sich die Universität zu Köln ihrer Verantwortung für während der NS-Diktatur begangenes Unrecht.

Universität zu Köln Der US-Amerikaner Brian Smith erhält die dritte Ernst-Bresslau-Gastprofessur des Instituts für Zoologie der Universität zu Köln. Smith wird für zwei je sechswöchige Forschungsaufenthalte von seiner Heimatuniversität, der Arizona State University in Tempe, Arizona (USA) nach Köln reisen: zu Beginn und nach Ende des kommenden Wintersemesters 2023/2024.

Seine Professur leitet er ein mit der obligatorischen öffentlichen Ernst-Bresslau-Vorlesung am Mittwoch, dem 4. Oktober 2023, um 17 Uhr im Hörsaal 0.024 des Biozentrums Köln (Gebäude 304: Zülpicher Straße 47b, 50674 Köln) zum Thema: „Reverse engineering brains: Use of animal ‚models‘ for understanding the relation between brain, behavior and cognition“

Ernst Ludwig Bresslau (1877–1935), studierter Mediziner jüdischer Abstammung, wurde 1925 an die noch junge Universität zu Köln berufen, übernahm die erste dortige Professur für Zoologie und baute das Zoologische Institut auf. 

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten versetzte ihn der damalige Rektor Ernst Leupold am 24. September 1933 in den unfreiwilligen Ruhestand, was faktisch ein Berufsverbot bedeutete.

Ein Jahr später emigrierten Bresslau, seine Frau und drei seiner Kinder nach Brasilien, dem Land seiner früheren Forschungsreisen. Dort errichtete er an der im gleichen Jahr gegründeten Universität von São Paulo erneut von Grund auf ein Zoologisches Institut, bevor er im Mai 1935 ebenda einem Herzversagen erlag.

Der Insekten-Neurobiologe Brian Harvey Smith forschte und lehrte zunächst 15 Jahre an der Ohio State University bevor er 2005 an die Arizona State University berufen wurde. In seiner Arbeit untersucht und vergleicht er geruchsgesteuertes Verhalten und die neuronalen Mechanismen, mit denen Tiere Gerüche wahrnehmen, verarbeiten und unterscheiden.

Er ist Experte für die chemische Kommunikation unter Honigbienen und gibt Forscher*innen und Imker*innen weltweit Workshops zur Bienengesundheit. Seine Forschung hat Implikationen für die Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit, die oft mit einer Störung des Geruchssinns beginnt.

Mit der Ernst-Bresslau-Gastprofessur für Zoologie möchte die Universität zu Köln einerseits heutige herausragende Forscher*innen würdigen und andererseits an Bresslaus Schicksal erinnern, das er mit vielen Hochschullehrern seiner Zeit teilte. 

Schließlich stellt sich die Universität damit auch der Verantwortung für die eigene Geschichte und ihre Rolle während der NS-Diktatur. Smith folgt – mit pandemie-bedingter vierjähriger Verzögerung – als dritter Ernst-Bresslau-Gastprofessor auf Hans-Joachim Pflüger (2015/2016) und Konrad Dettner (2017/2018). 

Im akademischen Jahr 2023/24 wird die Professur finanziell unterstützt vom nordrhein-westfälischen neurowissenschaftlichen Forschungsnetzwerk „iBehave“.



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