Pferde anweiden: mit der richtigen Strategie in die Weidesaison starten
(27.04.2013) Die Mehrzahl der in Deutschland gehaltenen Pferde erhält ausschließlich in der Sommersaison von Mai bis Oktober die Möglichkeit zum Weidegang. Nur die wenigsten Tiere können einen ganzjährig freien Zugang zur Wiese in Anspruch nehmen.
Für sie ist die Umstellung meist problemlos, da sie sich langsam an das im Frühjahr wachsende Gras mit seinem sich stetig verändernden Nährstoffgehalt gewöhnen können. Für die Pferde, die den Winter im Stall oder auf Sandpaddocks verbracht haben, gestaltet sich die Eingewöhnungszeit in die "grüne Saison" deutlich anspruchsvoller.
Futterumstellungen bergen ein hohes Risiko und sollten beim Pferd grundsätzlich mit Vorsicht erfolgen. Denn die ursprünglich auf ein karges Nahrungsangebot spezialisierten Dauerfresser reagieren sensibel auf Veränderungen.
Das gilt nicht nur, aber vor allem beim Übergang von der getrockneten Raufaser zum saftigen Grünfutter der Weide. Denn die für die Verdauung von frischem Gras benötigten Darmbakterien sind nach der Winterfütterung mit Heu, Stroh und Kraftfutter nur noch deutlich reduziert vorhanden.
Die Darmflora benötigt daher Zeit, sich der neuen Fütterungssituation anzupassen. Erfolgt die Umstellung auf das neue Futter zu abrupt, kann das zu Durchfall, Kotwasser und schweren, im schlimmsten Fall tödlich verlaufenden Koliken oder Hufrehe führen.
Die richtige Strategie beim Anweiden ist daher besonders wichtig. Zu Beginn sollte das Pferd nur jeweils zehn Minuten pro Tag Zugang zum jungen Grün erhalten.
Da die über einen langen Zeitraum abstinent gehaltenen Pferde nicht selten gierig auf das frische Gras reagieren, empfiehlt sich das Grasen an der Hand und nicht frei auf der Weide.
Erst nach einigen Tagen sollte das Zeitfenster um fünf bis maximal zehn Minuten erhöht werden.
Der für das Anweiden eingeplante Zeitkorridor sollte mindestens 14 Tage betragen. Erst nach dem Anweiden an der Hand sollte das Pferd auf einen kleinen, abgezäunten Teil der Weide gelassen werden.
Dort darf es dann täglich eine halbe Stunde frei grasen. Die Verweildauer auf der Wiese kann dann im Halbstundentakt ausgeweitet werden.
Vor dem Weidegang wird die Fütterung von Heu empfohlen, um potenziellen Magen-Darm-Problemen vorzubeugen und einen ersten Sättigungszustand beim Tier zu erzielen. Dennoch sollte das Pferd in dieser Zeit besonders gut beobachtet und der Kot regelmäßig kontrolliert werden.
Anke Klabunde, aid.de