Untersuchungen zur Osteoarthritis bei Katzen und zur Beteiligung von felinem Calicivirus und felinen Retroviren
(25.04.2012) K. WEISSL, V. BENETKA, E. SCHACHNER, A. TICHY, M. LATIF, E. MAYRHOFER and K. MÖSTL; Wien Tierärztl Monat Vet Med Austria 99 (2012)
In der Literatur gibt es diverse Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Gelenksveränderungen und Infektionen mit Felinem Calicivirus (FCV), Felinem Leukämievirus (FeLV), Felinem Immundefizienzvirus (FIV) und Felinem Foamy Virus (FFV).
Ziel der vorliegenden Studie war es, eine Pilotstudie zu dieser Fragestellung unter Einsatz der modernen, hochsensitiven molekularvirologischen Verfahren durchzuführen.
Material und Methode
54 zufällig ausgewählte, aus unterschiedlichen Gründen euthanasierte Katzen wurden auf die Präsenz von Gelenksveränderungen untersucht. Unmittelbar post mortem wurden bilaterale Röntgenaufnahmen von Schulter, Ellbogen, Hüfte, Knie und Tarsus angefertigt.
Blutproben und Bioptate der Synovialmembran wurden gewonnen und nach deren Weiterverarbeitung mittels RT-realtime PCR auf das Vorhandensein von viraler Nukleinsäuren von FCV, FeLV, und FFV untersucht.
Die Blutproben wurden zusätzlich auf FIV-Antikörper getestet und im positiven Fall wurden die Gelenke auf FIV-spezifische Nukleinsäure untersucht.
Ergebnisse
Die Röntgenbilder zeigten in 88,9 % der Aufnahmen Zeichen von degenerativen Gelenksveränderungen. Am häufigsten betroffen von diesen Veränderungen waren die Ellbogengelenke (40 links und 43 rechts), gefolgt von den Hüftgelenken (39 beidseits) und den Kniegelenken (39 links und 38 rechts).
Bezüglich des Schweregrades der Veränderungen war das Hüftgelenk (6 links und 10 rechts) am häufigsten betroffen.
Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen steigendem Alter und Anzeichen von Gelenksveränderungen konnte nachgewiesen werden (r = 0,475; p = 0,004), nicht aber zwischen Alter und dem Schweregrad der aufgetretenen Gelenksveränderungen (p = 0,646).
Virale Nukleinsäuren aller erwähnten Viren (mit Ausnahme von FCV) konnten sowohl im Blut als auch in den gesammelten Synovialmembranbioptaten nachgewiesen werden. FCV wurde ausschließlich in den Synovialmembranproben einer Katze (in 5 Gelenken) nachgewiesen.
Für den Nachweis viraler Nukleinsäuren von FFV wurde eine RT-realtime PCR etabliert. Die höchste Prävalenz zeigte FFV (8 Katzen, 5 Blutproben (PBMCs) positiv, 35 Synovialmembranbioptate positiv), wohingegen FIV in lediglich zwei Katzen (1 positives PBMC, 3 positive Synovialmembranbioptate), und FeLV in nur einer Katze (1 positives PBMC, 7 positive Synovialmembranbioptate) nachgewiesen werden konnten.
Am häufigsten gelang der Nukleinsäurenachweis in den Schultergelenken. Unterschiede im Alter zwischen Nukleinsäure-positiven (M = 10,6; SD = 5,0) und Nukleinsäure-negativen (M = 10,2; SD = 5,2) Tieren konnten nicht nachgewiesen werden (p = 0,848), ebenso nicht hinsichtlich der Summe der Gelenksveränderungen (p = 0,255).
Auch das Vorliegen einer Geschlechtsprädisposition bei FFV positiven Tieren konnte statistisch nicht verifiziert werden (p = 0,152).
Schlussfolgerung
Die in dieser Studie eingesetzten PCRs - einschließlich der für FFV-spezifische Nukleinsäure etablierten - erwiesen sich als vielversprechend für weitere Untersuchungen zu einer möglichen Ätiologie viraler Erreger bei osteoarthrotischen Veränderungen bei der Katze.
In dieser Pilotstudie konnten sowohl FCV als auch FeLV, FIV und FFV molekularvirologisch in Katzengelenken nachgewiesen werden, am häufigsten FFV.
Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Beteiligung der angeführten Erreger bei Osteoarthritis bei der Katze, welche bei bemerkenswert vielen Tieren nachgewiesen werden konnte, weiter abzuklären.