Fallbericht: Katze mit Schädeltrauma
Am 8.3.2011 wurde im Notdienst in der Tierklinik Dr. Schön in Kufstein eine verunfallte Katze vorgestellt, EKH, 5 Jahre alt, mk „Gismo“.
Die Katze hatte ein Schädeltrauma erlitten, mit Protrusio bulbi rechts, Commotio cerebri, Unterkiefersymphysenfraktur, Skalpierung der Unterlippe und der regio mandibularis bis zur Höhe des Kehlkopfes. Ausserdem waren ausgeprägte Schocksymptome vorhanden.
Die Katze wurde stationär aufgenommen, schockbehandelt, die Unterkieferfraktur mit einer Cerclage versehen, eine Nickhautschürze rechts angelegt und die abgehobene und zurückgestoßene Haut der regio mandibularis mit dichten Nähten, teilweise mit Schlingen um die Unterkieferzähne wieder gestreckt und befestigt.
Die Katze wurde zwangsernährt mit Hill´s a/d, für 7 Tage mit Baytril als Antibioticum versorgt und bekam 1 x tgl Metacam für Katzen. In der ersten Woche war ständig eine Ringer-Lactatinfusion angeschlossen. In den rechten Lidspalt wurde Tobrex Augensalbe und Atropin 1% Augentropfen verabreicht.
Nach einer Woche begann sich die Haut über dem Unterkiefer zu verfärben, wurde hart und lederig. Die nekrotische Haut wurde chirurgisch entfernt und beide Unterkieferäste waren als blanke Knochen sichtbar.


Am 4.4.2011 wurden an den Unterkieferästen Microfractures mittels eines kleinen Bohrers gesetzt, die Haut unterminiert unter Beibehaltung der Subcutis soweit es nach caudal möglich war, und mit vielen Hemdknöpfen eine möglichst dichte Anbindung an den Knochen durch Streckung der Haut nach oral versucht.



Leider war auch dieser Versuch einer Deckung frustrierend, nach einer Woche wurde der Hautlappen nekrotisch und musste entfernt werden. Auch die Cerclage musste entfernt werden, es war keine Tendenz zur Frakturheilung bemerkbar. Die Cerclage wurde durch eine 8er Drahtschlinge um die beiden unteren Canini ersetzt.


Aus dem Dentalbereich wurden Gummibänder, wie sie bei der humanen Kieferorthopädie verwendet werden, besorgt. Der Gedanke war, die Haut mit dem permanenten Zug der Gummibänder über den freiliegenden Knochen zu strecken. Es wurden feste Anker in der Haut angebracht und die daran befestigten Gummibänder über die unteren Canini gezogen.
Aus den Bohrlöchern der Microfractures spross reparatives Gewebe, von dem eine innigere Verbindung mit der Haut erwartet wurde.
Zuerst wurde eine Oberflächenvergrösserung der Anker mit kleinen Stückchen eines Infusionsschlauches versucht, die Anker waren aber nicht lange belastbar und rissen aus.



Besser bewährt haben sich dann Hemdknöpfe, die mit weiten Stichen um die Oberfläche der Knöpfe eine stärkere Haftung in der Haut ermöglichten.




Ab 2.5.2011 wurde die Wunde ständig mit Vulnuregel abgedeckt und täglich mit einem Softlaser LABpen MED 100 (100mW 660nm) der Firma Behounek KG 5 Minuten lang bestrahlt.
Ab jetzt war ein deutlicher Heilungsfortschritt zu beobachten, die Unterkieferäste deckten sich ein und die Haut wurde ständig nach vorne gezogen und wure länger.






Der stationäre Aufenthalt dauerte bis zum 10.6.2011, die fortschreitende Heilung war deutlich sichtbar. Die ersten 6 Wochen musste die Katze ernährt werden, eine Futteraufnahme von alleine war nicht möglich. Nach 6 Wochen lernte sie in kleinen Happen das Futter aufzunehmen und abzuschlucken.
Zustand nach 10 Wochen:

Zustand nach 16 Wochen:



Zustand nach 28 Wochen:



Der Kater wurde am 4.1.2012 das letzte Mal nachkontrolliert, die Fraktur ist symptomlos verheilt, Futteraufnahme ist bei gutem Appetit problemlos möglich, Unterkiefer ist vollständig eingedeckt. Dieser Fall zeigt auf, was alles mit der nötigen Compliance des Tierbesitzers in der Praxis auch in hoffnungslos scheinenden Fällen möglich ist.
Das rechte Auge war nach Entfernung der Nickhautschürze ca 4 Wochen lang blind, die Sehkraft kehrte langsam wieder zurück. Derzeit besteht eine Keratitis chron. pigmentosa.
Dr. Peter Schön
Fachtierarzt fuer Kleintiere
Fachtierarzt fuer Pferde
staend. beeid. und gerichtl.zertifizierter Sachverstaendiger
Oskar-Pirlostrasse 8
A 6330 Kufstein
Tel: +43 5372 61875
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