Startschuss für Verbundprojekt „SocialLab“ zur öffentlichen Wahrnehmung von Nutztierhaltung
In der öffentlichen Diskussion wird die Haltung von Nutztieren zunehmend kritisch hinterfragt; die gesellschaftlichen Vorstellungen und die moderne landwirtschaftliche Praxis liegen teils weit auseinander. Hier wollen acht Forschergruppen mit dem Verbundprojekt „SocialLab“ eine Annäherung schaffen.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert das dreijährige Vorhaben mit knapp 2,4 Millionen Euro. Am 13. Juli 2015 überreichte die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Maria Flachsbarth am Braunschweiger Thünen-Institut den Projektteilnehmern die Zuwendungsbescheide.
„Die Tierwohlinitiative ‘Eine Frage der Haltung‘ unseres Ministeriums fußt auf Dialog und Verständnis. Hier setzt das von uns geförderte Projekt ‘Social Lab‘ an. Wichtig ist, dass wir ein gemeinsames Verständnis zum Verhältnis von Mensch und Tier entwickeln, was dies speziell für die Nutztierhaltung konkret bedeutet.
Dabei geht es dann nicht nur um die Haltung im Stall, sondern auch um die Haltung in den Köpfen“, sagte die Staatssekretärin. Ziel des Projektes ist, die gesellschaftliche Kritik differenziert zu durchdringen und Wege für eine Verbesserung der Nutztierhaltung aus Sicht der Gesellschaft aufzuzeigen.
Dafür beschreiten die Wissenschaftler neue, interdisziplinäre Wege: Im Forschungsverbund kombinieren sie innovative Methoden, mit denen sie die Akzeptanz und Wahrnehmung der Nutztierhaltung aus dem Blickwinkel unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen wie Verbraucher, Landwirte oder Handelsunternehmen zeitnah analysieren.
Die Ergebnisse sollen helfen, die Aktivitäten der Marktteilnehmer sowie die Gestaltungsmaßnahmen der Politik so auszurichten, dass die Nutztierhaltung messbar verbessert wird. Handel und Landwirte werden in die Lage versetzt, auf die Ansprüche der gesellschaftlichen Gruppen besser einzugehen und neue Produkte auf der Grundlage innovativer Haltungsverfahren zu etablieren.
Das Projekt gliedert sich in vier Arbeitspakete, die sich mit folgenden Fragen umreißen lassen: Wie nimmt die Gesellschaft die Tierhaltung wahr und welche Anforderungen lassen sich daraus ableiten? Wie wird die Tierhaltung in den Medien und von NGOs (Nichtregierungs-Organisationen) dargestellt? Wie beurteilen die verschiedenen Akteure die Möglichkeiten und Grenzen, Produkte mit strengeren Tierschutzstandards am Markt zu etablieren? Wie lassen sich die Ansprüche der Verbraucher an die Haltungsverfahren in der Praxis umsetzen?
Der neue Forschungsansatz lebt von den unterschiedlichen Kompetenzen der acht Projektpartner. Beteiligt sind die Fachhochschule Südwestfalen (Fachbereich Agrarwirtschaft), die Georg-August-Universität Göttingen (Abteilung Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte), die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Lehrstuhl für Betriebswirtschaft), das Private Forschungs- und Beratungsinstitut für angewandte Ethik und Tierschutz INSTET, die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Professur für Marktforschung der Agrar-und Ernährungswirtschaft), die TU München (Professur für Marketing und Konsumforschung) sowie das Thünen-Institut für Marktanalyse, das den Forschungsverbund koordiniert.
Als assoziierter Partner konnte die Zeppelin-Universität Friedrichshafen (Gastprofessur für Konsumverhalten und Verbraucherpolitik) gewonnen werden. Ein Projektbeirat, bestehend aus Vertretern der Wirtschaft, NGOs, des BMEL und Nutztierwissenschaftlern begleitet die Arbeiten des „SocialLab“ mit dem Ziel, den Bezug zur landwirtschaftlichen Praxis wie auch zu gesellschaftlichen Gruppen zu vertiefen.
Sämtliche Forschungsergebnisse werden in Form von Publikationen sowie auf Konferenzen und Fachtagungen vorgestellt.
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