VET-MAGAZIN logo
Wie „Supergene“ bei Fischen helfen, neue Arten zu entwickeln
LIB, Hannes Svardal
Liegespuren mit Hautabdrücken von frühen Säugetierverwandten
Lorenzo Marchetti
Salamander leiden unter steigenden Temperaturen
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Wo Biber Dämme bauen, steigt die Zahl wasserlebender Tierarten
UDE / Sara Schloemer
Wo Biber Dämme bauen, steigt die…
Waldfledermäuse suchen Zuflucht in Siedlungen
Carolin Scholz/Leibniz-IZW
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr bei Fledertieren
Zoharby via Wikimedia Commons
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr…
Zauneidechsen fühlen sich an Bahngleisen wohl
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN
Wie Haie das Ende der Dinosaurier überstanden
NHM Wien, Iris Feichtinger
Wie Haie das Ende der Dinosaurier…
Professor Christian Janzen
Robert Emmerich
Allgemein

Afrikanische Schlafkrankheit: Trypanosomen töten auch Rinder, Ziegen, Schafe und andere Säugetiere

Die Afrikanische Schlafkrankheit ist eine meist tödlich verlaufende Infektion, die von Tsetse-Fliegen übertragen wird. Wie schafft es der Erreger, in so verschiedenen Wirtsorganismen wie Fliegen und Menschen zu überleben?

. . .

Wie passt er sich an die jeweiligen Bedingungen an? Das erforscht Professor Christian Janzen (45). Seit 1. Oktober 2011 ist er als Professor für Molekulare Entwicklungsbiologie im Biozentrum der Uni Würzburg tätig.

Ausgelöst wird die Schlafkrankheit von dem einzelligen Parasiten Trypanosoma brucei. Durch den Stich einer Tsetse-Fliege gelangt er mit deren Speichel ins Blut des Menschen, wo er in eine andere Form übergeht und sich vermehrt.

Saugt eine Tsetse-Fliege Blut von einem infizierten Menschen, nimmt sie die Erreger mit in ihren Darm auf. Dort verändern sich die Trypanosomen erneut, bevor sie in die Speicheldrüsen der Fliege wandern und damit den Kreislauf schließen.

Die Erreger müssen also mit den Bedingungen im Blut des Menschen sowie im Darm und in den Speicheldrüsen der Fliege zurechtkommen. Das schaffen sie unter anderem durch Veränderungen an ihrer Oberfläche. „Im Blut des Menschen müssen sie sich vor dem Immunsystem schützen. Dazu variieren sie ständig ihren Proteinmantel und machen sich dadurch immer wieder unsichtbar für die Immunabwehr“, erklärt Christian Janzen.

Vom Menschenblut in den Fliegendarm

Der neue Biologieprofessor erforscht hauptsächlich den Wandel, den die Trypanosomen beim Übergang vom Menschen in die Tsetse-Fliege durchmachen. „Wenn ein Erreger vom Blut in den Fliegendarm wechselt, kommt es innerhalb von nur 24 Stunden zu zahlreichen Anpassungen“, so Janzen.

Die Struktur des Zellkerns ändere sich, der Energiestoffwechsel wird umgestellt, der variable Proteinmantel durch eine Hülle aus anderen Proteinen ersetzt.

Wodurch werden diese Veränderungen ausgelöst? Wie laufen sie ab? Wofür sind sie gut? Diese Fragen will Janzen mit seinem Team klären.

Zum einen aus Interesse an grundlegenden Fragen der Entwicklung und Zelldifferenzierung, zum anderen aus der Überzeugung, dass sich bei dieser Forschung Anhaltspunkte für eine bessere Behandlung der Schlafkrankheit finden lassen.

Denn die bislang verfügbaren Medikamente sind nicht gut genug und haben zum Teil schwere Nebenwirkungen.

Proteine des Erregers analysieren

Wenn die Trypanosomen sich beim Übergang vom Menschen in die Fliege so stark verändern: Welche Proteine lässt der Erreger dann verschwinden, welche produziert er neu? „Bei dieser Frage sind wir durch eine Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Biochemie in München gut vorangekommen“, freut sich Janzen.

Die Kooperation hat es möglich gemacht, Proteine sowohl von der Blutform als auch von der Insektenform des Erregers zu bestimmen und miteinander zu vergleichen. Dabei haben die Wissenschaftler Dutzende von Proteinen identifiziert, die nur bei einer der beiden Erregerformen auftauchen.

„Jetzt untersuchen wir die Funktion dieser Proteine bei der Differenzierung der Trypanosomen.“ Welche Rolle das so genannte DOT1B-Protein dabei spielt, wissen die Forscher schon: „Wenn es fehlt, können sich die Trypanosomen nicht mehr in die Insektenform umwandeln und sterben ab“, sagt Janzen.

Hier wäre also ein guter Ansatzpunkt, um den Entwicklungskreislauf des Erregers zu unterbrechen, etwa mit einem Hemmstoff gegen das Protein DOT1B.

Diese Forschungen treiben die Wissenschaftler mit Hilfe von Zellkulturen voran. Darin halten sie einen ungefährlichen Stamm von Trypanosoma brucei, der im Blut des Menschen nicht überleben kann.

In der Natur wäre er aber für Rinder infektiös. Denn es gibt auch Trypanosomen, die Rinder, Ziegen, Schafe und andere Säugetiere infizieren und töten.

Ein Grund mehr, diese Erreger zu erforschen: „In manchen Tsetse-Gebieten in Afrika ist keinerlei Viehhaltung möglich, weil die Tiere über kurz oder lang an Trypanosomen sterben“, sagt Janzen.

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Eine Kohlmeise blickt mit ihrem linken Auge zu einem Stimulus
Universität Konstanz, Comparative Cognition and Sociality Lab
Die bei uns heimischen Feuersalamander sind eine der vielen Arten, die auf ausreichend Feuchtigkeit angewiesen sind.
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Tierarztpraxis gründen und betreiben
Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…
Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…
Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…
Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
(9. Mai. 2025) A comprehensive, up-to-date reference to the clinical applications…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt. 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…