Schwanzbeißen bei Schweinen ist nicht nur eine Frage von Langeweile
Schwanzbeißen stellt ein großes Problem in der Schweinehaltung dar. Artgenossen beißen und verletzen sich gegenseitig. Eine Maßnahme gegen das Schwanzbeißen war das Kürzen (Kupieren) der Schwänze bei Ferkeln, wobei damit nicht die Ursache für dieses Verhalten beseitigt wird.
Seit 2008 darf nach aktuellem EU-Recht und nach der aktuellen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung das Kupieren von Schwänzen bei Schweinen nicht mehr routinemäßig durchgeführt werden, sondern nur noch in begründeten Ausnahmefällen.
Als eine Ursache für das Schwanzbeißen gelten Charakter- und Verhaltensmerkmale, die sich in aggressivem und gestresstem Verhalten untereinander äußern. Langeweile und Beschäftigungsmangel fördern dieses Verhalten.
Frühes Absetzen beispielsweise führt dazu, dass das Saugbedürfnis auf andere Körperteile, meistens die Schwänze, von Artgenossen umgeleitet wird. Diese Art des verhaltensbedingten Schwanzbeißens wird in einem Beitrag der "Tierärztlichen Umschau" als primärer Kannibalismus bezeichnet.
Eine Schlüsselrolle nimmt nach Ansicht der Autoren aus dem Landwirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen aber der so genannte sekundäre Kannibalismus ein.
Dieser kann als Ausdruck einer überforderten Anpassungsfähigkeit der Schweine an moderne Haltungs- und Fütterungsbedingungen angesehen werden. Mangelndes Sättigungsgefühl und Störungen der Magen-Darm-Gesundheit führen zu vermehrter Unruhe und Aggressionen.
Hochenergetisches Futter, meist flüssig verabreicht, versorgt die Tiere zwar optimal mit Energie, sättigt aber nicht nachhaltig.
Flüssigfutter passiert den Magen innerhalb weniger Minuten, während rohfaserreiche Nahrung über Stunden im Magen verbleibt. Nach Ansicht der Autoren führen die heutigen Fütterungsformen zu artuntypischem Futteraufnahmeverhalten und können Fehlverhalten wie Schwanzbeißen oder Flankenbeißen bei Artgenossen fördern.
Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung schreibt vor, dass jedes Schwein jederzeit Zugang zu gesundheitlich unbedenklichem und in ausreichender Menge vorhandenem Beschäftigungsmaterial haben muss.
Dazu eignen sich nach der EG-Richtlinie u. a. Heu, Holz oder Stroh. Ergänzende Gaben von Strukturmaterial in Form von Raufutter, Rübenschnitzel oder Silage können sich positiv auf das Verhalten der Tiere auswirken. Neben der Fütterung sind die Haltungsbedingungen zu optimieren und auch in der Züchtung sollten Verhaltensmerkmale Berücksichtigung finden.
Nach Nordrhein-Westfalen verlangt künftig auch Niedersachsen von jedem Ferkelaufzucht- und Mastbetrieb eine tierärztliche Bescheinigung als Voraussetzung für ein Kupieren der Schwänze. Niedersachsen hat dazu kürzlich ein Merkblatt herausgegeben, das u. a. beschreibt, was Tierhalter vorbeugend gegen Schwanzbeißen tun können. Es ist Teil des "Tierschutzplans Niedersachsen".
Renate Kessen, aid.de
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