VET-MAGAZIN logo
Neue Hoffnung im Kampf gegen Superbakterien: Vielversprechender Antibiotikumkandidat entdeckt
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN
Insects Plus Kongress 2025 - Alternative Proteinquellen im Fokus
DIL
Insects Plus Kongress 2025 - Alternative…
Nervenfasern für Sprache beim Schimpansen entdeckt
MPI CBS
Wie Fledermausjungtiere das Singen lernen
Karin Schneeberger alias Felineora via Wikimedia Commons
Wie Fledermausjungtiere das Singen lernen
Fossile Eidechsen und Schlangen verraten Neues über das Klima im Eozän
Gunther Köhler
Erstmals Genschere bei Spinnen eingesetzt
Google Streetview
Erstmals Genschere bei Spinnen eingesetzt
Internationaler Tag des Leoparden: Gejagt, getötet, gehandelt – die Nachfrage nach Leopardenprodukten steigt
VIER PFOTEN
Prof. Christa Kühn zeigt die sechs Halswirbel eines Bullen. Seine Mutter war das auslösende Tier, das die Mutation verbreitet hat.
FBN/Joachim Kloock
Allgemein

Rinder mit fehlendem Halswirbel: evolutionsbiologisches Phänomen aufgeklärt

Seit längerer Zeit beobachteten Rinderzüchter in einigen Herden Kälber mit kurzen Schwänzen. Manche entwickelten sich völlig normal, andere wiederum zeigten deutliche gesundheitliche Probleme wie einen hoppeligen Gang.

. . .

Die Kälber konnten teilweise nicht einmal stehen. Betroffen waren Tiere der Rasse der Holstein-Friesian, auch Holstein-Rind genannt.

Das war vor zwei Jahren, als sich der Förderverein Biotechnologieforschung, ein Zusammenschluss der Zucht- und Besamungsorganisationen beim Rind und Schwein, an das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) wandte, das dieser unbekannten Erkrankung schnellstmöglich nachgehen und die Ursachen finden sollte.

Die Dummerstorfer Wissenschaftler unter Federführung von Prof. Christa Kühn kamen einem evolutionsbiologischen Phänomen auf die Spur und lösten das Rätsel gemeinsam mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover und modernsten molekularbiologischen Methoden. Die Ergebnisse wurden jetzt im renommierten internationalen Fachjournal Genetics veröffentlicht.

„Zunächst hat der Veterinärmediziner Dr. Andreas Kromik verdächtige Kälber und andere Tiere gleichen Alters und Geschlechts auf den betroffenen Höfen untersucht. Dabei haben uns die Landwirte und die Tierzuchtpraxis mit ihren Besamungsstationen von Anfang an stark unterstützt“, betonte Prof. Christa Kühn vom Institut für Genombiologie am FBN.

Die ersten medizinischen Untersuchungen haben Deformationen an der Wirbelsäule, Veränderungen des Rückenmarks, zum Beispiel mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume, sowie die besagten kurzen Schwänze aufgezeigt.

Dann machten die hannoveraner Veterinärmediziner die entscheidende Entdeckung, da sie die Tiere äußerst gründlich in Gänze analysiert haben. „Ein Teil der sezierten Tiere hatte statt der üblichen sieben nur sechs Halswirbel.

Seit über 200 Millionen Jahren gilt es jedoch als gegeben, dass Menschen wie auch alle Säugetiere über sieben Halswirbel verfügen und nur damit lebensfähig sind“, so die Molekularbiologin.

3 Mrd. Genbausteine - die Nadel im Heuhaufen im 21. Jahrhundert

Die Leibniz-Wissenschaftler vermuteten schnell einen genetischen Defekt hinter dem evolutionsbiologischen Wunder, das in der Form bisher noch bei keiner Tierart bekannt war.

In der Wissenschaft sind vereinzelt genetisch bedingte Fälle von Schwanzmissbildungen, bei anderen Tieren, unter anderem bei Mäusen, Hunden und Katzen bekannt, nicht jedoch eine echte Verringerung der Halswirbelzahl.

Auch bei Menschen bedeutet eine 6-Halswirbel-Fehlbildung eine stark eingeschränkte Lebenserwartung.

„Mit dem genetischen Material der erkrankten Tiere konnten wir im Abgleich mit gesunden Rindern die drei Milliarden genetischen Bausteine einer Kuh nach dem Ausschlussprinzip soweit selektieren und sequenzieren, bis wir die mutierte Chromosomenstelle eindeutig identifiziert haben“, erläuterte Kühn.

„Anschließend konnten wir sogar das erste Tier mit dieser Mutation eindeutig ausfindig machen und somit zusammen mit einem entwickelten Gentest eine weitere Ausbreitung des Defektes in der Zuchtpopulation verhindern.“

Mutationen gehören zum Leben dazu, sie sind die Grundlage für die biologische Vielfalt auf der Erde“, sagte die Forscherin, die an der Universität Rostock an der Agrar- und Umweltwissenschaftliche Fakultät die neue Professur für Genetik der Krankheitsresistenz innehat. „Sie entstehen und haben manchmal gar keine, manchmal vorteilhafte oder wie in diesem Fall sehr schwerwiegende negative Folgen.

Alle Lebewesen, auch wir Menschen, tragen sie in sich. Wichtig ist, wie wir mit diesen Mutationen umgehen, gerade auch in der Tierzucht in der Verantwortung für das uns anvertraute Tier. Die sehr gute Zusammenarbeit der Projektpartner hat jedoch gezeigt, dass wir gemeinsam solche seltenen Phänomene aufklären und Lösungswege aufzeigen können.“

Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 86 selbständige Forschungseinrichtungen. Deren Ausrichtung reicht von den Natur, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften.

Leibniz-Institute bearbeiten gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevante Fragestellungen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Grundlagenforschung. Sie unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an.

Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Institute pflegen intensive Kooperationen mit den Hochschulen, u. a. in Form der Wissenschaftscampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland.

Sie unterliegen einem maßstabsetzenden transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen rund 16.500 Personen, darunter 7.700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei 1,4 Milliarden Euro.

Publikation

The Mammalian Cervical Vertebrae Blueprint Depends on the T (brachyury) Gene
http://www.genetics.org/content/early/recent
Genetics genetics.114.169680; Early online January 22, 2015,
doi: 10.1534/genetics.114.169680

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…
Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
(9. Mai. 2025) A comprehensive, up-to-date reference to the clinical applications…
Manual of Clinical Procedures in Pet…
(1. Mai. 2025) Easy-to-follow step-by-step techniques for common clinical procedures in…
Esel- und Maultierkrankheiten
(22. Apr. 2025) Erstes deutsches Fachbuch zum Thema Esel- und Maultierkrankheiten…
Das stille Sterben der Natur
(17. Apr. 2025) Wie wir die Artenvielfalt und uns selbst retten…
Es war einmal das Huhn
(9. Apr. 2025) Eine Forschungsreise durch die bewegte Geschichte von Mensch…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt. 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…