Antibiotika-Resistenzen bei Zoonose-Bakterien
(19.07.2011) EFSA und ECDC veröffentlichen ersten gemeinsamen Bericht über Antibiotikaresistenzen bei Zoonose-Bakterien aus Menschen, Tieren und Lebensmitteln
Wissenschaftler in zwei Agenturen der Europäischen Union bündelten ihr Fachwissen, um Daten aus den Mitgliedstaaten zu analysieren und den ersten gemeinsamen EU-Bericht über Antibiotikaresistenzen bei Zoonose-Bakterien aus Menschen, Tieren und Lebensmitteln zu erstellen.
In dem von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) erstellten Bericht geht es um antibiotikaresistente Zoonose-Bakterien wie Salmonellen und Campylobacter, die zwischen Tieren und Menschen übertragbare Infektionskrankheiten hervorrufen und Lebensmittel kontaminieren können.
Der Bericht enthält außerdem Daten über Antibiotikaresistenzen bei anderen Zoonose-Bakterien wie E. coli und Enterococci, die in der Regel beim Menschen keine Krankheit hervorrufen (Indikatorbakterien)[1].
Der Bericht leistet einen wichtigen Beitrag zur derzeitigen Arbeit auf europäischer Ebene, und die Ergebnisse sollen in künftige Vorschläge für Maßnahmen der Europäischen Kommission zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen einfließen.
Die EFSA hat sich mit dem ECDC und den Mitgliedstaaten zusammengeschlossen, um politischen Entscheidungsträgern diesen wichtigen Benchmark-Bericht an die Hand zu geben, erklärte Dr. Hubert Deluyker, Leiter des Direktorats Risikobewertung und wissenschaftliche Unterstützung der EFSA.
Im Wissen um die große Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die von Antibiotikaresistenzen ausgeht, ebnen diese beiden Agenturen in enger Zusammenarbeit mit ihren Kollegen in verschiedenen anderen europäischen Institutionen den Weg für die Harmonisierung von Methoden zur Datenerfassung im medizinischen und veterinärmedizinischen Bereich sowie im Lebensmittelsektor auf EU-Ebene.
ECDC-Direktor Marc Sprenger fügte hinzu: Unser gemeinsames Ziel ist die Harmonisierung der Überwachung von Antibiotikaresistenzen bei Infektionen, die zwischen Tier und Mensch übertragbar sind. Diese Informationen sind maßgeblich für fundierte Entscheidungen im Hinblick auf die Bekämpfung antibiotikaresistenter Infektionen, von denen immer mehr Menschen in ganz Europa betroffen sind.
Antimikrobielle Substanzen werden in der Human- und Veterinärmedizin eingesetzt, um Mikroorganismen zu bekämpfen, die bakterielle Infektionen verursachen. Auch bei Tieren, die zur Lebensmittelerzeugung gehalten werden, werden gleiche oder ähnliche Antibiotika wie in der Humanmedizin eingesetzt, um Infektionskrankheiten zu behandeln.
Resistenzen gegen Antibiotika treten dann auf, wenn Mikroorganismen Mechanismen gegen antimikrobielle Substanzen entwickeln, sodass diese ihre Wirksamkeit verringern oder verlieren. Die Ursachen für die Ausbreitung bakterieller Resistenzen sind vielfältig. Treten Antibiotikaresistenzen bei Zoonose-Bakterien aus Tieren und Lebensmitteln auf, kann sich dies auch negativ auf den Behandlungserfolg bei menschlichen Infektionskrankheiten auswirken.
Der auf Daten von 2009 basierende Bericht zeigt, dass Campylobacter, die beim Menschen nachgewiesen wurden, gegen ein Antibiotikum resistent sind, das häufig zur Behandlung menschlicher Infektionskrankheiten eingesetzt wird: Ciprofloxacin aus der Gruppe der Fluorchinolone. Bei Tieren wurde festgestellt, dass ein hoher bzw. moderater Prozentsatz von Salmonellen (bei Hühnern) sowie von Campylobacter- und apathogenen (nicht krankheitserregenden) E. coli-Bakterien ebenfalls gegen dieses Antibiotikum resistent ist.
Salmonellen beim Menschen und Salmonella und E. coli bei Tieren sind zum Teil auch gegen Cephalosporine der dritten Generation resistent. Cephalosporine wurden von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als wichtige humanmedizinische Antibiotika eingestuft.
Wichtigste Erkenntnisse des Berichts
Menschen
- Campylobacter: Bei Menschen wurden hochgradige Resistenzen gegen das Antibiotikum Ciprofloxacin (47 %) und Resistenzen gegen Ampicillin (43 %) und Nalidixinsäure (40 %) nachgewiesen. Bei Erythromycin, einer weiteren wichtigen antimikrobiellen Substanz, war die Resistenzentwicklung hingegen niedrig (3,1 %).
- Salmonella: Dem Bericht zufolge war die Resistenzentwicklung bei gängigen Antibiotika wie Ampicillin, Tetracyclin und Sulfonamid moderat: nur rund 20 % der getesteten Bakterien erwiesen sich als resistent. Gegen die klinisch wichtigen antimikrobiellen Cephalosporine der dritten Generation und Fluorchinolone entwickelten nur 10 % der Bakterien Resistenzen.
- E. coli: Der Bericht enthält keine Daten zur Antibiotikaresistenz von E. coli beim Menschen.
Tiere
- Campylobacter in Tieren erwiesen sich ebenfalls als hochgradig resistent gegenüber Ciprofloxacin. Dies war insbesondere bei Hühnern (46 % bei Campylobacter jejuni und 78 % bei Campylobacter coli) und Schweinen (50 % bei Campylobacter coli) der Fall.
- Salmonella: Bei Tieren zeigten sich die Bakterien als hochgradig resistent gegenüber Ampicillin, Tetracyclin und Sulfonamid bei Schweinen und Schweinefleisch (47 60 %), Rindern (37 40 %) sowie bei Hühnerfleisch (27 33 %). Eine moderate Resistenz (rund 20 %) gegenüber Ciprofloxacin wurde bei Hühnern und Hühnerfleisch festgestellt.
- Apathogene E. coli erwiesen sich als hochgradig resistent gegenüber Tetracyclin, Ampicillin und Sulfonamid bei Schweinen und Hühnern; die Resistenz von E. coli gegenüber Ciprofloxacin betrug bei Hühnern 47 % und bei Schweinen 12 %. Antibiotikaresistenzen gegenüber Cephalosporinen der dritten Generation traten bislang kaum auf.