Wie junge Fische Mikroplastikt zu sich nehmen
In einer neuen Studie weist die Meeresbiologin Carolin Müller vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) die Aufnahme von Mikroplastikteilchen bei jungen Meerbrassen nach.
Gleichzeitig untersucht sie, welche Umweltfaktoren darüber entscheiden, ob die Jungstadien der Fische das Plastik zu sich nehmen.
Küstennahe Ökosysteme, wie Lagunen und Flussästuare, sind wichtige Kinderstuben für eine Vielzahl kommerziell bedeutender Fischarten. In den Seegraswiesen der Lagunen finden die Fische Schutz und Futter und damit ideale Bedingungen zum Aufwachsen.
Gleichzeitig gelangt aber auch ein Großteil der Kunststoffverschmutzung über die Flüsse und Küsten ins Meer – dabei können Seegraswiesen oder Algenwälder wie Netze wirken, in denen die Plastikteile hängen bleiben.
Die Meeresbiologin Carolin Müller vom ZMT untersuchte gemeinsam mit Kolleg:innen des Centro de Ciências do Mar in Portugal in einer Studie über Meerbrassen, welche Umweltfaktoren darüber entscheiden, ob die Jungstadien der Fische das Plastik zu sich nehmen: „Insbesondere die Larven und jungen Fische, die den Engpass bei der Entwicklung von Fischpopulationen darstellen, sind sehr empfindlich gegenüber Umweltstress. Die jungen Meerbrassen sind außerdem Allesfresser und könnten deshalb besonders anfällig für die Aufnahme von Plastik sein,“ erklärt sie. Man wisse immer noch zu wenig darüber, wie sich Kunststoff auf Fische und ihre sensiblen Jungen auswirke.
Carolin Müller und ihr Team nahmen sich für ihre Studie Geißbrassen vor. Das ist eine von mehreren Meerbrassen-Arten, die in der Ria Formosa, einer Lagune an der Algarve im Süden Portugals, ihre Kinderstube hat. Meerbrassen kommen sowohl in tropischen als auch gemäßigten Gewässern des Atlantischen, Indischen und Pazifischen Ozeans vor. Auch im Mittelmeer sind die beliebten Speisefische weit verbreitet.
Über mehrere Monate nahmen die Forschenden Proben an fünf Standorten, die dem Einfluss des Menschen unterschiedlich stark ausgesetzt waren. Dort fingen sie junge Meerbrassen und untersuchten anschließend Größe, Gewicht und Mageninhalt der Fische, um Aufschluss über ihre Nahrungsvorlieben zu gewinnen. Zudem sammelten sie eine Vielzahl an Daten, unter anderem zu den Beuteorganismen der Brassen sowie zur Verschmutzung mit Mikroplastik im Wasser und am Meeresboden.
Wie sich zeigte, nutzten die jungen Fische ein breites Nahrungsspektrum. So fraßen manche hauptsächlich kleine Krebstiere wie Ruderfußkrebse, andere vor allem Insekten von der Wasseroberfläche. Wieder andere fraßen mit Vorliebe Würmer und weitere Wirbellose vom Meeresboden oder ernährten sich vegetarisch von Algen und Seegras.
Doch auch Plastikpartikel fanden sich in den Mägen der Fische, insbesondere bei solchen, die hauptsächlich pflanzliche Nahrung aufgenommen hatten. „Prinzipiell sind junge Meerbrassen durchaus in der Lage, Fressbares von nicht Fressbarem zu unterscheiden. Sie können mit ihren Zähnen Muscheln knacken und die Schalenbruchstücke ausspucken. Diese besondere Fähigkeit ermöglicht es ihnen auch, größere, härtere Plastikfragmente von natürlicher Beute zu unterscheiden und wieder auszuspucken“, erklärt Carolin Müller.
„Die Kunststofffasern in den Mägen mancher Fische waren häufig in Knäueln mit Seegras und anderen pflanzlichen Materialen verwoben. Wir gehen davon aus, dass dieses Plastik unbemerkt mitgefressen wurde.“
Fische, die näher an urbanen Räumen wie Städten oder Strandsiedlungen lebten, hatten auch mehr Plastik aufgenommen, da die Belastung mit Kunststoffen dort höher war.
Fressen Fische größere Mengen an Plastik und wird dadurch die Nahrungsaufnahme beeinträchtigt, kann dies gesundheitliche Schäden bis hin zum Tod nach sich ziehen. Wichtige Einblicke in ihre Ernährungsbiologie sind daher notwendig, um zu verstehen, welche Faktoren bei der Aufnahme eine Rolle spielen, und welche Lebensstadien und Populationen besonders anfällig für Kunststoffverschmutzung sind.
Letztendlich kann die Beeinträchtigung der Jungfische durch ein Zusammenspiel von Umweltverschmutzung, Klimawandel und Zerstörung von Habitaten erhebliche Auswirkungen auf die Küstenfischbestände haben und damit die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen gefährden.
Carolin Müller plant weitere Studien zu dem Thema: „Wir konzentrieren uns auf kommerziell bedeutende Arten wie Sardellen und Sardinen, die sich in ihrer Ernährungsweise als Filtrierer deutlich von den Meerbrassen unterscheiden.
Die wenig wählerische Art ihrer Futteraufnahme macht diese Fische eventuell anfälliger für Kunststoffverschmutzung. Gleichzeitig untersuchen wir auch die Aufnahme von Mikroplastik durch Fischarten, die zwischen Oberflächenwasser und Tiefsee wandern und möglicherweise ein Transportvehikel für Kunststoffteilchen sind.“
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst
Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht
Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze
Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland
Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet
ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?
Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.
Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen
Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut
KATZENMEDIZIN #23
Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen
Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür
Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben
Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)
MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle
Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien
Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Leseförderung mit Hund: Grundlagen und Praxis
(20. Jun. 2025) Andrea Beetz und Meike Heyer führen in die…Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EERVC 2025 in Ljubljana
(12. Jun. 2025) Die 8. Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC)…SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
