Wissenschaftliche Grundlagen für ein ökosystemgerechtes Fischereimanagement

(06.08.2012) Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) beabsichtigt, für das Projekt „Wissenschaftliche Grundlagen für ein ökosystemgerechtes Fischereimanagement in der deutschen AWZ“ (Cluster 9) eine Zuwendung auf der Grundlage von § 44 der Bundeshaushaltsordnung zu vergeben.

I. Projektinhalte

Es handelt sich um einen umfangreichen Forschungs- und Entwicklungscluster zum ökosystemgerechten Fischereimanagement in den Natura 2000-Gebieten der deut-schen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) von Nord- und Ostsee.

Zur Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie (VRL) und Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) in Bezug auf die negativen Auswirkungen der Fischerei in der deutschen AWZ wurden im Rahmen von verschiedenen Forschungsvorhaben des BfN (EMPAS I und II) die Hauptkonflikte zwischen fischereilichen Aktivitäten und den Schutzzielen in den marinen Natura 2000-Gebieten in der deutschen AWZ identifiziert.

Dazu zählen die Auswirkungen der grundberührenden Fischerei auf benthische Lebensraumtypen und ihre typischen Arten sowie der Beifang von Seevögeln und marinen Säugetieren in passiven Fanggeräten.

Basierend auf diesen Ergebnissen hat das BfN gemeinsam mit den Fischerforschungsinstituten des vTI (Johann Heinrich von Thünen-Institut) Vorschläge für Fischereimanagementmaßnahmen in den Natura 2000-Gebieten der deutschen AWZ erarbeitet.

Der sich aus diesen Fachvorschlägen ergebene zusätzliche Forschungs- und Ent-wicklungsbedarf legt eine Aufschlüsselung in Rahmen- bzw. Koordinierungsaufgaben sowie spezifische Teilaufgaben nahe.

Bei den Rahmen- bzw. Koordinierungsaufgaben steht überwiegend die Sicherstel-lung einer vollständigen und optimalen Koordination des gesamten Aufgabenspekt-rums im Fokus (Projektkoordination).

Diese umfasst insbesondere die Benennung eines Koordinators / einer Koordinatorin, der / die dem BfN ständig als Ansprechpartner / Ansprechpartnerin zur Verfügung steht und die Forschungsvorhaben des BfN im Zusammenhang mit fischereilichen Maßnahmen unterstützt und fachlich begleitet.

Die Teilaufgaben beinhalten in sich geschlossene Projekte oder Teile davon und umfassen die folgenden Schwerpunkte:

  1. Wissenschaftliche Untersuchung des ökologischen Zustands von FFH-Lebensraumtypen und den typischen Arten in Referenz- und potenziellen Ausschlussarealen für grundgeschleppte Fanggeräte innerhalb von Natura 2000-Gebieten in der deutschen AWZ der Nord- und Ostsee inkl. Benthosprobennah-men und Auswertung der Proben;
  2. Wissenschaftliche Untersuchung des Beifangs von Seevögeln und Schweinswalen in der deutschen AWZ der Nord- und Ostsee und die Wirksamkeit potenzieller Fischereimanagementmaßnahmen zur Beifangvermeidung, sowie die Erprobung und ggf. Weiterentwicklung alternativer, ökosystemgerechter Fanggeräte;
  3. Ökosystemmodellierungen zur Untersuchung der Auswirkungen der kommerziellen Fischerei auf das marine Ökosystem, insbesondere der Industriefischerei (Fang von Fischen zur Produktion von Fischmehl und –öl), in Bezug auf die Nahrungsverfügbarkeit für Arten höherer trophischer Ebenen (z.B. marine Säugetiere, Seevögel, Fische);
  4. Erarbeitung fachlicher Beiträge (insbes. Weiterentwicklung von Indikatoren) zur Umsetzung der Meeresstrategierahmenrichtlinie (Deskriptor 3) und anderer Naturschutzvorgaben (z.B. nationale Biodiversitätsstrategie);
  5. Wissenschaftliche Beurteilung der Ökozertifizierung von Fischereien.

II. Verfahren

Interessierte Institutionen/Organisationen/Unternehmen sind aufgefordert, ihr Interesse zu bekunden. Entsprechende Mitteilungen sind bis zum 31.07.2012 per E-Mail zu richten an:
[email protected];
und cc an:
[email protected]; [email protected].

Die Interessenbekundungen sind unter Berücksichtigung der nachfolgenden Anga-ben sowie deren Gliederung abzugeben.

a) Die Interessenbekundung wird abgegeben von
(genaue Bezeichnung und Anschrift des Projektträgers):

b) Bezeichnung des Vorhabens:
Ökosystemgerechtes Fischereimanagement in der deutschen ausschließlichen Wirt-schaftszone

c) Zuständiger Fachbetreuer:
Dr. Christian Pusch
Bundesamt für Naturschutz
Außenstelle Vilm
Insel Vilm
18581 Putbus
([email protected])

d) Art und Umfang des Projektes:
Die Interessenten sollten grob skizzieren, wie sie sich die Umsetzung der Projektinhalte (siehe oben) sowie die Projektkoordination vorstellen. Es werden aber noch keine detaillierten Projektvorschläge erwartet.

e) Geplante Kooperationen
(genaue Bezeichnung und Anschrift der Projektpartner)
Zur Durchführung des Vorhabens ist die Bildung eines Forschungsverbundes (Ver-bundvorhaben) möglich. Für Teilaufgaben besteht für Zuwendungsempfänger zudem die Möglichkeit Werkverträge zu vergeben oder Teile der Zuwendung weiter zu lei-ten.

f) Mit der Interessenbekundung vorzulegenden Unterlagen, die für die Beur-teilung des Interessenten verlangt werden:

Dieses Vorhaben wendet sich an Interessenten, die über ausgewiesene Fachkennt-nisse in mariner Ökologie (insbesondere Nord- und Ostsee), zu marinen Arten (ins-besondere Fische und FFH-Arten) und Lebensraumtypen verfügen.

Weiterhin werden einschlägige Erfahrungen in den Themenbereichen Meeresfischerei, mariner Naturschutz und ökosystemgerechtes Fischereimanagement (insbesondere Mana-gement von marinen Natura 2000-Schutzgebieten) erwartet. Dazu werden folgende Angaben erbeten (Nachweise sind zunächst nicht erforderlich):

  • Fachliche Qualifikation für das zu bearbeitende Thema, z.B. bisherige Arbeiten, wissenschaftliche Veröffentlichungen und / oder Referenzprojekte;
  • Technische Kapazitäten zur ordnungsgemäßen Projektabwicklung inkl. Angaben zur Bereitstellung geeigneter Forschungsschiffe (z.B. Nutzung institutseigener Schiffe oder Charterung);
  • Eigeninteresse an der Durchführung des Vorhabens;
  • Einbringung von Eigenmitteln des Forschungsnehmers.
  • Nach Auswertung der Interessenbekundungen erhalten geeignete Interessenten die Aufforderung zur Abgabe eines Zuwendungsantrages.



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