VET-MAGAZIN logo
Unbekannte Verwandte von Wildtierpopulationen aufspüren
Bonn Aure
Windenergieanlagen verschlechtern den Zugang von Fledermäusen zu Gewässern in der Agrarlandschaft
Leibniz-IZW/Jon A. Juarez
Die giftigste Spinne der Welt besteht aus drei Arten
UHH/Esfandiari
Die giftigste Spinne der Welt besteht...
Malariaresistenz und Lebensraumanpassung bei Schimpansen
Kevin Langergraber
Tapeziertes Eigenheim: Die Garten-Blattschneiderbiene ist die Wildbiene des Jahres 2025
Ulrich Maier
Luftröhre von Schweinen verbessert die Testung von Atemwegswirkstoffen
HS Biberach, CC BY-SA 4.0
Fontänen-Effekt – wie Marline und Sardinen sich gegenseitig überlisten
Matthew Hansen
Außergewöhnlicher Fossilfund eines Säbelzahn-Raubtiers auf Mallorca.
Henry Sutherland Sharpe
Kaviar ohne gültige Kennzeichnung
IZW
Allgemein

Falscher Kaviar aus Bulgarien und Rumänien

Ein erheblicher Teil des in Bulgarien und Rumänien verkauften Kaviars wird mit falschem Etikett verkauft oder ist sogar gefälscht. Dies fanden Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und des WWF Österreich durch eine Marktuntersuchung heraus.

. . .

Die Studie wurde jetzt in dem wissenschaftlichen Fachmagazin Journal of Applied Ichthyology veröffentlicht.

Analysen von 27 Kaviarproben aus Rumänien und Bulgarien ergaben, dass die Anzahl an Kaviardosen, die mit falschem oder überhaupt keinem Etikett zum Verkauf angeboten werden, unerwartet hoch ist.

Eigentlich müssen alle Kaviargläser und -dosen durch einen universellen Etikettierungscode gekennzeichnet sein, welcher die wichtigsten Informationen über die Herkunft des Kaviars, z. B. Störart, Aquakultur oder Wildfang und Herkunftsland, angibt. In sieben Fällen wurde der Kaviar jedoch illegal ohne Etikett von Straßenverkäufern oder in Geschäften verkauft.

Durch genetische Analysen wurde bei allen Kaviarproben die Störart bestimmt. Unter den etikettierten Dosen stimmten lediglich zehn Proben mit der angegeben Art überein. Vier Proben enthielten Kaviar von einer anderen bzw. mehreren, nicht auf dem Etikett genannten Störarten.

Bei mindestens einer der falsch etikettierten Kaviardosen wurde der Kaviar von einer preiswerteren zu einer teureren Art aufgewertet. Sechs Proben waren gefälscht. Drei dieser Fälschungen enthielten überhaupt keine tierische DNA und wurden wohl gänzlich künstlich erzeugt.

Bei den gefälschten Proben BG1 und BG3 tritt künstliche grüne Farbe aus. Die Original-Kaviarprobe links färbt nach dem gleichen Verfahren nicht ab
Bei den gefälschten Proben BG1 und BG3 tritt künstliche grüne Farbe aus. Die Original-Kaviarprobe links färbt nach dem gleichen Verfahren nicht ab
Ida Steier

Eine Probe stammte vom Seehasen (Cyclopterus lumpus), dessen Eier allgemein als Kaviarersatz verkauft werden. Die anderen beiden Fälschungen sind höchstwahrscheinlich aus Störfleisch hergestellt worden.

„Besonders besorgniserregend für den Schutz der Störe waren vier Proben, die im Restaurant oder von Straßenverkäufern explizit als Kaviar von wilden Donau-Stören angeboten wurden. Die Fische wurden also illegal gefangen“, sagt Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW).

Der Kaviar stammte von dem stark gefährdeten Beluga-Stör (Huso huso), dessen Population im Donaudelta wahrscheinlich kurz vor dem Aussterben steht. „Ein wirkungsvoller Schutz der Störe ist nur möglich, wenn Wilderei und illegaler Handel endlich gestoppt werden“, ergänzt Jutta Jahrl vom WWF Österreich.

Echter Kaviar ist eines der teuersten Tierprodukte im weltweiten Handel und wird von Stören und Löffelstören entnommen. Der Preis des Kaviars hängt stark von der Herkunftsart ab, wobei der teuerste Kaviar vom Beluga-Stör stammt. Die Wilderei stellt weltweit eine große Bedrohung für das Überleben der Störe dar. Laut Einschätzung der Weltnaturschutzvereinigung (IUCN) von 2009 sind Störe die weltweit am stärksten gefährdete Tiergruppe.

Alle 27 Stör- und Löffelstörarten wurden in die Liste des Übereinkommens über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) aufgenommen, um sie vor illegalem Handel zu schützen. Dadurch soll jeder internationale Handel von Störexemplaren, -teilen oder -produkten kontrolliert werden, was auch das oben beschriebene Etikettierungssystem beinhaltet.

Die relativ hohe Anzahl an falsch etikettierten Kaviardosen wirft jedoch Zweifel an der Effizienz des CITES-Kennzeichnungssystems und dessen Kontrolle auf.

„Rumänien und Bulgarien sind die einzigen Länder der Europäischen Union, in denen noch immer wildlebende Störpopulationen, z. B. im Schwarzen Meer oder in der Donau, vorkommen“, berichtet Harald Rosenthal, Präsident der World Sturgeon Conservation Society (WSCS). Zwar gibt es in beiden Ländern Fang- und Handelsverbote, jedoch hält offensichtlich die illegale Fischerei weiterhin an.

„Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen die Schwäche des Störschutzes in Rumänien und Bulgarien. Wir empfehlen daher, den Schutz und die Kontrollmaßnahmen zu verstärken“, betont Arne Ludwig. Er und seine Kollegen plädieren dafür, DNA-Kontrollen von Kaviar intensiver durchzuführen und dabei auch Dosen mit scheinbar korrektem Etikett einzubeziehen.

Publikation

Ludwig A, Lieckfeldt D, Jahrl J (2015): Mislabeled and counterfeit sturgeon caviar from Bulgaria and Romania. J APPL ICHTHYOL; DOI: 10.1111/JAI.12856

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Stunde der Wintervögel
Birgit S./Birdlife Österreich

Stunde der Wintervögel 2025

BirdLife Österreich ruft vom 4. bis 6. Jänner 2025 zur 16. Stunde der Wintervögel, der größten Mitmachaktion des Landes, auf

Futterspende erreicht Zoo Kiew rechtzeitig vor Weihnachten
Alpenzoo

Futterspende erreicht Zoo Kiew rechtzeitig vor Weihnachten

Pünktlich vor Weihnachten ist eine dringend benötigte Futterspende im Zoo Kiew angekommen

Benefizabend Nacht der Kinder 2024
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Fotoalbum: Benefizabend Nacht der Kinder 2024

Am 6. Dezember 2024 lud der Verein Future for Kids zum Benefizabend in den Festsaal der Veterinärmedizinischen Universität Wien - wir waren mit der Kamera dabei!

Gimpel am Futterhaus
Michael Meusburger

Stunde der Wintervögel 2025

Vom 4. bis 6. Jänner 2025 lädt BirdLife Österreich zur alljährlichen "Stunde der Wintervögel". Haus für Natur und Haus der Wildnis unterstützen Citizen Science Projekt von BirdLife Österreich

Fachtierarzt für Chirurgie Kleintiere

Neu in Österreich: Fachtierarzt für Chirurgie Kleintiere

Ende November 2024 fiel in der Delegiertenversammlung der Tierärztekammer die Entscheidung zur Etablierung eines Fachtierarzttitels für Chirurgie Kleintiere

HUNDERUNDEN

HUNDERUNDEN #33

Die neue Ausgabe des Fachmagazins HUNDERUNDEN 33 ist gedruckt und freut sich auf Leser:innen in Deutschland, Österreich und der Schwei

Charity Event Paradisium zugunsten der ARGE Papageienschutz
ARGE Papageienschutz

Charity Event Paradisium zugunsten der ARGE Papageienschutz

Eine Gruppe Studierender der FHWien der WKW lädt herzlich zum Charity-Event Paradisium am 10. Dezember 2024 in der Hannelore Bar & Living Room ein

Die Flugroute von Kaiseradler Rudi seit Juni 2023
BirdLife Österreich

Vom Weinviertel bis Griechenland: Die faszinierenden Reisen österreichischer Kaiseradler

Vor 26 Jahren kehrte der Kaiseradler nach über 200 Jahren Abwesenheit als Brutvogel nach Österreich zurück

Ein erster Klient freut mit Cordula Leidler (m.) und Eva Wistrela-Lacek (r.)
VET-MAGAZIN/Thomas Zimmel

CoolinePharma unterstützt die "neunerhaus Tierarztpraxis"

Mit einer Spende von mehr als 300kg hochwertiger Calibra-Diätnahrung überraschte Cordula Leidler von CoolinePhrama die Kollegen von der "neunerhaus Tierarztpraxis"

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Zytologie der Haut und Unterhaut
Zytologie der Haut und Unterhaut
(16. Jan 2025) Das Standardwerk von Francesco Cian und Paola Monti...
How and When to Involve Crowds...
(08. Jan 2025) Neues Open-Access-Buch bietet Anleitung für Crowdsourcing in der...
Grundlagen moderner Antibiotikatherapie in der Klein...
(03. Jan 2025) Das gut strukturierte Nachschlagewerk Grundlagen moderner Antibiotikathe...
Vorankündigung: Meine Patienten laufen Trab
(19. Dez 2024) Unterwegs als Pferdeärztin auf dem Land - von...
Operieren lernen Schritt für Schritt
(12. Dez 2024) Das Digitale OP-Buch von Vetion.de erklärt zahlreiche, häufig...
Textbook of Small Animal Pathophysiology
(06. Dez 2024) The comprehensive overview of the essential discipline of...

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

Webinar zum World Veterinary Dermatology Day 2025
August Stauda
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day...
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am...
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25,...
7. Kroatischer Veterinärkongress 2024
(22. Jul 2024) Der diesjährige Kroatische Veterinärkongress wird vom 24. bis...
EERVC 2024 in Belgrad
(21. Jul 2024) Die Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC) findet...
29. FECAVA EuroCongress in Athen
(11. Jul 2024) Die FECAVA lädt vom 12. bis 14. September...
2.700 Veterinärmediziner auf dem Weltkongress rund...
(11. Jun 2024) Veterinärmediziner aus 65 Ländern versammelten sich vom 4....

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

International Prize for Biology geht an Senckenbergerin Angelika Brandt
Thomas Walter
International Prize for Biology geht an...
(17. Dez 2024) Senckenberg-Meeresforscherin Dr. Angelika Brandt wurde am 17. Dezember...
Die Superpower von Katzen und Hunden...
(08. Nov 2024) Wir feiern die internationale Woche der Mensch-Tier-Beziehung mit...
MSD & FVE Stipendienprogramm 2024
(17. Okt 2024) MSD Tiergesundheit und FVE stellen 34 Stipendien in...
David Ebmer mit dem Rudolf Ippen...
(10. Okt 2024) Auszeichnung der European Association of Zoo and Wildlife...
WSAVA ehrt Dr. Bao Lei mit...
(05. Aug 2024) Die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) ist...
Gemma Campling wird mit dem WSAVA...
(24. Jul 2024) Die World Small Animal Veterinary Association (WSAVA) ist...