Erfolgreicher Probebetrieb in der neuen Dummerstorfer Aquakulturanlage
Forschungsbedingungen vereinfachen sich erheblich mit dem eigenen Kreislaufsystem direkt vor Ort
Vor rund zehn Jahren hat das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie seine Forschungsaktivitäten auf die Aquakultur ausgeweitet. Inzwischen nimmt die Fischgenetik einen bedeutenden Platz in den wissenschaftlichen Aktivitäten des Leibniz-Institutes ein. Im vergangenen Jahr wurde deshalb eine eigene Aquakulturanlage in Dummerstorf installiert.
„Seit Juli läuft in einem umgebauten Rinderstall erfolgreich der Probebetrieb, der die Arbeit unserer Forscher vor Ort erheblich erleichtern wird“, informierte heute Professor Klaus Wimmers, Vorstand am FBN. „Dafür wurden rund 200.000 Euro für den Umbau und in die moderne Aquarienanlage investiert.“
Dummerstorfer Wissenschaftler haben sich mit ihren Untersuchungen zur Stressresistenz von Regenbogenforellen und zur grundlegenden molekularbiologischen Analyse des Ostseeschnäpels weltweit einen Namen gemacht.
Aktuell wird in einem großen Zander-Projekt unter Leitung von Privatdozent Dr. Tom Goldammer vom Institut für Genombiologie die Genetik des beliebten Speisefisches am FBN erstmals entschlüsselt.
In Kooperation mit dem Institut für Fischerei der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern sollen im Jahr 2020 erste Ergebnisse vorgelegt werden.
Wissenschaftler können flexibler arbeiten
Die Dummerstorfer Aquakulturanlage besteht aus drei separaten Strecken mit jeweils 1.700 Liter Fassungsvermögen, auf denen auch drei unterschiedliche Umweltbedingungen simuliert und verglichen werden können.
Zu den drei geschlossenen Kreislaufsystemen gehören jeweils vier 200-Liter-Behälter und sechs 60-Liter-Behälter. Rund um die Uhr wird das Wasser mit Sauerstoff angereichert und von Fischabfallstoffen gereinigt. Die Süßwasserfische werden bei ca. 17 bis 20 Grad Celsius Wassertemperatur gehalten.
Im Probebetrieb wurde insbesondere die Wassereinigung getestet, die reibungslos funktionieren muss. Die im Filtersystem enthaltenen Bakterien verwandeln giftige Fischabfälle wie Ammonium über die Zwischenstufe Nitrit zu Nitratsalzen und halten so das Wasser sauber.
Verantwortlich für die Testphase, bevor die eigentliche Forschungsarbeit am Zandergenom auch in der neuen Anlage startet, ist Dr. Ronald Brunner vom Institut für Genombiologie. „Wir werden auch künftig mit der weltweit einzigen experimentellen Aquakulturanlage im Produktionsmaßstab für Zander in Hohen Wangelin bei Waren/Müritz intensiv kooperieren. Allerdings können wir jetzt noch flexibler arbeiten“, so der Tierzuchtexperte.
„Grundsätzlich simuliert unsere Anlage im kleinen Maßstab die gleichen Prozesse wie in der großen Anlage in Hohen Wangelin. Die kleineren Einheiten lassen sich schneller desinfizieren sowie neu besetzen und erlauben die vergleichende Untersuchung von Einflüssen verschiedener Umweltbedingungen auf die Fische.
Unmittelbar vor Ort befinden sich außerdem Labor- und Büroräume zur Auswertung der Daten und Messergebnisse. Für den Bereich der Fischgenetik ist die neue Infrastruktur ein großer Gewinn“, erklärte Dr. Brunner.
Den Dummerstorfer Wissenschaftlern geht es vor allem darum, die ressourcenschonende und nachhaltige Aquakultur mit regionalen Fischarten zu stärken. Diese soll einen höheren Stellenwert als bisher in der Fischproduktion erhalten.
Geschlossene Kreislaufanlagen zeichnen sich durch ihre Umweltfreundlichkeit und gute Wasserqualität aus. Somit sind keine Zusätze mit Antibiotika und anderen Medikamenten notwendig.
„Der Verbraucher möchte nicht nur einen leckeren, sondern auch einen gesunden Fisch konsumieren“, so Brunner. Aktuell bevölkern 400 kleine Barsche, zwölf Schnäpel sowie zwei Forellen und zwei Zander die neue Anlage.
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