VET-MAGAZIN logo
Miteinander, oder nur nebeneinander her? Wie sich Tiere in der Landschaft bewegen
Rick marin via Wikimedia Commons
Wie „Supergene“ bei Fischen helfen, neue Arten zu entwickeln
LIB, Hannes Svardal
Liegespuren mit Hautabdrücken von frühen Säugetierverwandten
Lorenzo Marchetti
Salamander leiden unter steigenden Temperaturen
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Wo Biber Dämme bauen, steigt die Zahl wasserlebender Tierarten
UDE / Sara Schloemer
Wo Biber Dämme bauen, steigt die…
Waldfledermäuse suchen Zuflucht in Siedlungen
Carolin Scholz/Leibniz-IZW
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr bei Fledertieren
Zoharby via Wikimedia Commons
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr…
Zauneidechsen fühlen sich an Bahngleisen wohl
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN
Die positive Seite des Klimawandels? Exotische Auster in der Nordsee
Gerda Bröcker, watthanse.de
Allgemein

Austern im Wattmeer

Seit Beginn seiner Erforschung hat sich das Wattenmeer noch nie so stark in seiner Artenwelt verändert, wie in den letzten 15 Jahren. Bisher sind durch eingeschleppte Arten noch keine alten ausgestorben.

. . .

Doch das könnte sich ändern. Denn zunehmende Wassertemperaturen schaffen nicht nur eine lauschige Atmosphäre für Exoten aus wärmeren Gewässern. Sie wecken auch „ökologische Schläfer“.

Also Neulinge, die sich erst durch den Temperaturanstieg massenweise vermehren können. Für empfindliche Ökosysteme wie das Wattenmeer oder Inseln ist das besonders gefährlich. Darauf will auch das Motto „Inseln und ihre Küstengewässer“ des heutigen Internationalen Tags der Biodiversität aufmerksam machen.

„Die Austern hier sind eigentlich ganz schön gewiefte Eindringlinge. Die kommen ursprünglich aus dem Pazifik vor Japan und Südkorea“, erklärt Achim Wehrmann vom Forschungsinstitut Senckenberg in Wilhelmshaven.

Bereits in den 1970er Jahren wurden sie von Muschelfarmern hierher gebracht. Damals glaubte man, dass die Pazifische Auster ökologisch keinen Ärger machen würde. Zum Laichen braucht sie schließlich Wassertemperaturen von 20 Grad.

Doch heute wird die Nordsee im Sommer regelmäßig so warm. Die Pazifikauster konnte also Abermillionen an Larven produzieren, die aus den Aquakulturen ausbrechen und heute die Nordseeküste von den Niederlanden bis nach Dänemark besiedeln.

Trotz anfänglichem Chaos Chaos im Ökosystem haben sie sich indessen gut mit den heimischen Tier- und Pflanzenarten arrangiert. Warum sich also nicht einfach über die positive Seite des Klimawandels und eine neue exotische Delikatesse vor der Haustür freuen?

„So einfach ist es leider nicht“, gibt Wattforscher Wehrmann zu Bedenken. „Jede neue Art, und ist sie selbst noch so friedlich, kann ein Einfallstor für weitere neue Arten bieten.“ Darunter auch weniger harmlosen. „Was wäre, wenn dadurch nun wohlige Bedingungen für eine für Mensch und Tier giftige Alge geschaffen werden um sich breit zu machen?“

Besonders verwundbar für Bioinvasionen sind nicht nur verhältnismäßig artenarme Ökosysteme wie das Wattenmeer, sondern auch Inseln. Denn hier haben sich seit jeher, isoliert vom ständigen Artenwandern an Land, sehr eigene evolutionäre Prozesse abgespielt.

Da außerdem große Landraubtiere meist fehlen, leben hier viele Arten, die ihre Flucht- und Schutzinstinkte verloren haben. Arten wie der der zu traurigen Berühmtheit gelangte Dodo, ein flugunfähiger, mehr als putengroßer Vogel.

Ende des 17. Jahrhunderts starb er auf der Insel Mauritius aus, nachdem der Mensch dorthin kam - Ratten, Schweine und Katzen im Gepäck, die dem Dodo und seinen Bodennestern schnell den Garaus machten.

Ähnlich dem Dodo gerieten im Laufe des letzten Jahrhunderts zahlreiche auf Inseln beheimatete Arten durch invasive Arten unter Druck. In den letzten 400 Jahren sind rund 720 Arten nachweislich ausgestorben. Fast die Hälfte davon auf Inseln.

Auf das Problem will auch der heutige Internationale Tag der Biodiversität unter dem Motto „Biodiversität der Inseln und Küstengewässer“ aufmerksam machen. Seit 1992 erinnert der Tag an die Einigung auf das Internationale Übereinkommen zur Biologischen Vielfalt (CBD, Convention on Biodiversity), das auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro unterzeichnet wurde und sich zum Ziel gesetzt hat, die Biologische Vielfalt auf der Erde zu erhalten.

„Bisher hatten wir im Wattenmeer und auf den Nordseeinseln noch Glück. Alte und neue Arten haben sich immer irgendwie arrangieren können“, so Wehrmann. Auch die Menge an Neulingen sei noch vergleichsweise gering gewesen. Vor allem die niedrigen Wassertemperaturen haben dafür gesorgt, dass aus wärmeren Gebieten mitgereiste Tiere und Pflanzen relativ geringe Überlebenschancen hatten.

Doch nun kommt die Meereserwärmung durch den Klimawandel als neues Phänomen hinzu. Auch schon lange im Wattenmeer bekannte, neue Arten wie die Amerikanische Pantoffelschnecke könnten sich dann von einem „ökologischen Schläfer“ in eine echte Invasion entwickeln. An manchen Stellen kann man heute bereits bis zu 1500 Exemplare auf einem Quadratmeter finden - im Vergleich zu Frankreich bisher noch wenig.

Der Grund: Sie verträgt die bisher noch kalten Nordsee-Winter nur schwer und bis zu 90 Prozent sterben. Die Strände der Nordseeinsel sind dann mit vielen tausend Pantoffelschnecken-Leichen übersät.

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Tierarztpraxis gründen und betreiben
Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…
Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…
Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…
Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
(9. Mai. 2025) A comprehensive, up-to-date reference to the clinical applications…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt. 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…