Aquakultur: Klares Wasser dank Kork

(13.04.2013) Das Technologie-Lizenz-Büro (TLB) verwertet Erfindung, die Fischkot zum Schwimmen bringt. – Der Fischkonsum ist weltweit auf eine Rekordhöhe von nahezu 130 Millionen Tonnen jährlich angestiegen. Da die Meere überfischt sind, boomt die Züchtung von Fischen in Aquakultur.

Mit einer jährlichen Wachstumsrate von acht Prozent ist die Aquakultur die am stärksten wachsende Nahrungsmittelindustrie. Mit der Erfindung von Dr. Alexander Brinker, Leiter der Fischereiforschungsstelle des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden-Württemberg, lässt sich die Fischproduktion in Aquakultur enorm steigern.

Der schwimmende Fischkot; Bildquelle: A. Brinker In einer Fallstudie konnte bei gleicher Wassermenge und gleicher Wasserbelastung eine Steigerung von 40 Prozent erzielt werden. Gefördert wurde das Projekt von der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt (DBU). Mit der Patentierung und Verwertung der Erfindung ist die Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH in Karlsruhe beauftragt.

Die Erfindung löst ein Hauptproblem der Forellenhaltung in den Fischbecken: die Eintrübung des Wassers durch Fäkalien. Trübes Wasser führt zu Krankheiten und Wachstumsproblemen bei den Fischen. So siedeln sich beispielweise an den aus Fäkalien entstehenden Schwebstoffen Bakterien und Amöben an, welche die Fischkiemen schädigen können. Bisher lassen sich Fäkalienpartikel nur mit großem Energieaufwand herausfiltern.

Dr. Alexander Brinker und Diplom-Biologin Julia Unger haben bei einem Projekt an der Fischereiforschungsstelle in Langenargen eine Lösung gefunden. Sie entwickelten eine Futtermittelmischung mit Korkteilchen, durch die die Fische schwimmfähigen, kompakten Kot erzeugen, der leicht von der Oberfläche abzusaugen ist. Die dadurch verbesserte Wasserqualität optimiert die Voraussetzungen für eine optimale Futterverwertung, gesunde Fische und ein hochwertiges Fischprodukt.

Mit Unterstützung des Technologie-Lizenz-Büros (TLB) wurde die Erfindung zum Patent angemeldet. "Ein Schutzrecht ist die Voraussetzung, wenn wir uns als Erfinder mit Kooperationspartnern und Lizenznehmern zusammensetzen, um die Erfindung weiter in Richtung Marktreife voranzubringen", so Brinker. "Ein Patent ist wie ein Qualitätssiegel und dient allen Beteiligten als Absicherung bei Investitionen." Das Patent bezieht sich sowohl auf die Zusammensetzung des Fischfutters als auch auf die in Aquakultur gehaltenen Tiere und ist nicht nur für Fische, sondern auch für andere Wassertiere wie Krebse einsetzbar.

TLB-Innovationsmanagerin Dr. Andrea Nestl, verantwortlich für Patentstrategie, Marketing und Kommerzialisierung der Patentfamilie: "Mit der Erfindung sind für die Forellenzüchter beträchtliche Ertragssteigerungen möglich. Wir kooperieren bei der Verwertung mit dem Weltmarktführer für Naturkorkherstellung Amorin und dem Aquaristikexperten Genesis. Gemeinsam mit Futtermittelherstellern werden wir der Erfindung den Weg zum Produkt am Markt bahnen."

Ursprünglich wurde die Erfindung für die teil-geschlossenen Systeme der heimischen Forellenzucht entwickelt. Eingesetzt werden kann sie jedoch auch international bei der Lachszucht. Unter den Netzgehegen der Lachshaltungen in den Fjorden und vor den Küsten bilden Fäkalienansammlungen sogenannte Mondlandschaften mit negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Das Interesse an der Erfindung ist insbesondere bei internationalen Lachsfarmen, vor allem in den Hauptproduktionsländern Norwegen und Chile, groß.



Weitere Meldungen

Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

Nachhaltige Aquakultur als Beitrag zur Ernährungssicherheit

Keynote und Podiumsdiskussion am 17. Oktober 2023 in der Brasilianischen Botschaft in Berlin oder via Zoom
Weiterlesen

Projekt PrAEctiC

EU-Projekt PrAEctiCe zur Aquakultur-Forschung

Adaptive integrierte Aquakultur-Forschung zur Lebensmittel- und Ernährungs-Sicherheit in Ostafrika
Weiterlesen

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU)

Innovative marine Aquakultur für nachhaltige Ernährungskonzepte

Um das Forschungsfeld der marinen Aquakultur weiter voranzutreiben, verstärkt nun das Forschungsteam der GMA – Gesellschaft für Marine Aquakultur mbH
Weiterlesen

Fundamentals of Aquatic Veterinary Medicine

Fundamentals of Aquatic Veterinary Medicine

Covers the competencies necessary to assure the highest quality of aquatic veterinary services - herausgegeben von Laura Urdes,  Chris Walster und Julius Tepper
Weiterlesen

In vielen Ländern Südostasiens reihen sich entlang der Küsten über viele Kilometer die Aquakulturbecken aneinander, wie hier auf Sulawesi in Indonesien.; Bildquelle: Hauke Reuter/Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung

Durch Aquakultur gelangt vom Menschen produzierter Stickstoff in die Nahrungskette

Ausgedehnte Aquakulturflächen entlang der Küsten sind in Südostasien sehr verbreitet. Eine neue Studie zeigt, dass vom Menschen produzierter Stickstoff durch die Einleitung großer Mengen ungeklärter Abwässer ins angrenzende Küstenmeer gelangt
Weiterlesen

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Thomas Rachel (2.v.r.) übergibt Prof. Dr. Michael J. Schöning (2.v.l.), Leiter des Instituts für Nano- und Biotechnologien, den Förderbescheid für das Projekt 'ARENA'.; Bildquelle: FH Aachen l Sascha Halabut

ForschungsInitiative AquaticPollutants: Krankheitserreger in Seen, Flüssen und im Meer

Krankheitserreger werden immer häufiger in Seen, Flüssen und im Meer nachgewiesen. Durch die Fischzucht können diese Keime in unsere Lebensmittel gelangen
Weiterlesen

Petrischale mit Bakterien aus der Roseobacter-Gruppe. Das Wachstum auf dem Antibiotikum Chloramphenicol wird durch das natürliche 57 kb RepC_soli Plasmid pP72_e ermöglicht, welches zwischen den Bakterien über die Artgrenze hinweg ausgetausc; Bildquelle: DSMZ

Aquakultur als Motor zur Verbreitung von Antibiotikaresistenzen im Ozean

Forschende haben erstmals die Relevanz von Antibiotikaresistenzen in der Gruppe der marinen Roseobacter-Bakterien untersucht
Weiterlesen

1. Reifes Weibchen mit Eierschnüren. 2. Geschlechtsreifes Weibchen ohne Eierschnüre. 3. Unreife Laus. Aufgenommen im Norwegischen Aquakulturzentrum, Brønnøy, Norwegen ; Bildquelle: Thomas Bjørkan

Kampf der Lachslaus:  neues Verfahren soll Fische effektiv und schonend von den gefährlichen Parasiten befreien

Sie ist ein Alptraum für Fischzüchter, richtet Millionenschäden an und macht auch freilebenden Lachsen zunehmend zu schaffen: Auf einer Liste der berüchtigtsten Fischparasiten dürfte die Lachslaus ziemlich weit oben landen
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen