Trierer Biogeographen erforschen „Salamanderfresser-Pilz“

(19.01.2018) Der „Salamanderfresser-Pilz“ Bsal gilt als Ursache von Massensterben bei Feuersalamandern und Molchen. Gemeinsam mit Kollegen der Technischen Universität Braunschweig sowie den Biologischen Stationen der Städteregion Aachen und des Kreises Düren erforschen Biogeographen der Universität Trier den gefährlichen Pilz und arbeiten an Maßnahmen zur Eindämmung.

Das Verbundprojekt wird für drei Jahre vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördert.

„Das neue Projekt ist aus mehrfacher Hinsicht ein besonders wichtiges“, erklärt BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. „Der Feuersalamander ist eine Art, für die wir in Deutschland eine besondere nationale Verantwortung haben.


Einer der Feuersalamander in der Südeifel, von denen Proben genommen wurden.

Außerdem gefährdet ein Ausbreiten des Pilzes in Deutschland nicht nur den Feuersalamander, sondern der Pilz infiziert auch andere Salamander- und Molcharten. Solche Arten spielen eine wichtige Rolle in unseren Ökosystemen. Somit könnte durch Bsal die grundlegende Funktionsfähigkeit ganzer Ökosysteme beeinträchtigt werden.“

Nach dem Massensterben von Feuersalamandern in den Niederlanden und Belgien wurde Bsal mittlerweile auch bei Feuersalamandern und Molchen in der Eifel nachgewiesen.

Die Abkürzung „Bsal“ steht für den wissenschaftlichen Namen des Erregers Batrachochytrium salamandrivorans. Dieser als „Salamanderfresser“ bekannte Hautpilz wurde erst vor wenigen Jahren an Feuersalamandern in den Niederlanden entdeckt.

An der Universität Trier sind Prof. Dr. Stefan Lötters, Prof. Dr. Michael Veith und Dr. Norman Wagner an dem Projekt beteiligt.

Ein Hauptbestandteil ihrer Arbeit ist deskriptives Monitoring (über die Probenahme von Hautabstrichen an Salamandern und Molchen und über ein Monitoring der Feuersalamanderlarven zur Überprüfung der Bestände), um Grundlagendaten darüber zu gewinnen, wo der Pilz verbreitet ist und mit welcher Geschwindigkeit er sich ausbreitet.

Gerade in Rheinland-Pfalz mit einer 20 Jahre alten Roten Liste der Amphibien und Reptilien fehlen Basisdaten zur Verbreitung der Wirtsarten und damit auch zum Erlöschen von Populationen.

Die bei den Tieren im Freiland genommenen Hautabstriche werden im Labor der Trierer Biogeographie analysiert, einem der wenigen weltweit für Bsal-Untersuchungen zertifizierten Laboratorien. Hier wurde Bsal erstmals an Feuersalamandern, Berg- und Teichmolchen aus der Eifel nachgewiesen sowie weltweit erstmals auch an freilebenden Fadenmolchen und Kammmolchen.

Die Trierer Wissenschaftler beschäftigen sich mit Bsal, seit die Problematik 2013 erstmals erkannt wurde. Schon im darauffolgenden Jahr nahmen sie Monitoring-Arbeiten in der Nordeifel auf.

Zusammen mit der Universität Gent fanden sie heraus, dass Bsal seit mindestens 2004 in diesem Gebiet verbreitet ist und damit der Ursprungsherd in Deutschland und nicht in den Niederlanden liegen könnte.

Die Forscher der Universität Trier schätzen die Bedrohungslage als sehr ernst ein, weil es bisher kein bekanntes Mittel gibt, die Seuche im Freiland einzudämmen.

„Wir können zwar Einzelindividuen im Labor behandeln, aber Bsal verbreitet sich im Freiland nicht nur über freischwimmende Zoosporen, sondern auch über bestimmte Froschlurche und manche Molche.

Diese erkranken nicht selbst, stellen aber Reservoire und Überträger dar. Zudem bildet der Pilz Zysten, die monatelang beispielsweise im feuchten Waldboden überdauern können“, erläutert Dr. Norman Wagner.

Als eine Möglichkeit zur Erhaltung der Populationen und der genetischen Diversität gilt die Zucht mit gesunden Tieren. Um Grundlagen für solche Erhaltungszuchten zu schaffen, forschen Dr. Norman Wagner und sein Kollege Dr. Joscha Beninde seit vergangenem Jahr in einem weiteren Projekt zur Genetik der regionalen Molchbestände.

Die gemeinsame Forschungsarbeit der an dem Verbundprojekt beteiligten Partner von Braunschweig bis Trier soll letztlich Grundlage eines bundesweiten Managements im Umgang mit Bsal sein und zu seiner Eindämmung beitragen.

Eine weitere Ausbreitung des Pilzes bis in die Alpen oder sogar in den Mittelmeerraum würde die dortige große Artenvielfalt gefährden und wäre nicht nur für die Wissenschaftler ein schlimmes Szenario.


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