Freiwillige für Meeresschildkröten-Schutzprojekt in Nordzypern gesucht
Biologiestudierende der Humboldt-Universität reisen jedes Jahr nach Nordzypern, um tausenden Jungtieren vom Aussterben bedrohter Meeresschildkröten den Start ins Leben zu erleichtern
Meeresschildkröten sind archaische und faszinierende Tiere. Nachdem ihre Vorfahren im Gegensatz zu den anderen „Urreptilien“ alle großen erdgeschichtlichen Veränderungen und Katastrophen überlebten, hat der Mensch sie heute an den Rand der Ausrottung gedrängt.
Acht Arten von Meeresschildkröten gibt es weltweit, zwei davon – die Grüne Meersschildkröte (Chelonia mydas) und die Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) - finden sich auch im Mittelmeerraum.
Rund 300 Unechte Karett- und etwa 120 der selteneren Grünen Meeresschildkröten zieht es alljährlich an die vom kommerziellen Tourismus noch weitgehend verschonten Strände der Karpaz-Halbinsel auf Nordzypern zu ihren Stamm-Nistplätzen.
Ihr Überleben ist Gegenstand des seit 1996 unter Leitung des Ministeriums für Umwelt der Türkischen Republik Nordzypern laufenden Projektes zum Schutz und zur Erforschung der Meeresschildkröten in Nordzypern, das in Kooperation mit einer Projektgruppe des Instituts für Biologie der Humboldt-Universität bereits seit 15 Jahren läuft.
Jährlich reisen interessierte Studierende von Juni bis September zu zwei- bis vierwöchigen Einsätzen ins „Schildkröten-Camp“ auf die Karpaz-Halbinsel, um tausenden Jungtieren vom Aussterben bedrohter Meeresschildkröten den Start ins Leben zu erleichtern.
FREIWILLIGE GESUCHT
Für die Studierenden ist die Arbeit ehrenamtlich, der Aufenthalt wird vom nordzypriotischen Umweltministerium finanziert, die Flugkosten tragen die Studierenden selbst.
„Die Arbeit ist bei Temperaturen um 35°C nicht immer leicht und das Leben in der provisorischen Zeltstadt eher spartanisch, aber das nimmt jeder in Kauf für das einmalige Abenteuer Meeresschildkröten hautnah zu erleben“, erläutert Dr. Rolf Schneider, der das Projekt zusammen mit seiner Kollegin Stefanie Krämer ehrenamtlich betreut.
Entstanden ist es einst auf Initiative des emeritierten Biologieprofessors Andreas Elepfand. Gearbeitet wird vor Ort abwechselnd in kleinen Teams, die nachts die Hauptnistplätze beobachten, potentielle Eiablageplätze in kleinen Buchten kontrollieren oder Nester bei Gefahren behutsam umbetten. „Während der Zeit der Eiablage ist an Schlaf kaum zu denken.
Die Schildkrötenweibchen kommen nachts an den Strand, durch regelmäßige Patrouillen sind Art und Zahl der Tiere zu erfassen und die Eiablageplätze zu markieren. Am Tage werden dann die Nistplätze mit Drahtgittern abgedeckt, um sie vor Füchsen und Hunden zu schützen“, berichtet Stefanie Krämer über die Arbeit vor Ort.
Sechs Wochen nachdem die ersten Weibchen abgelegt haben, schlüpfen die Jungen. Dann heißt es schnell sein: noch vor Sonnenaufgang müssen die Helfer die Jungtiere zählen, einsammeln und ans Wasser tragen, um sie vor natürlichen Feinden wie Krabben und Möwen zu schützen.
„An den Nestern wird nachgegraben, um die letzten Tiere ans Licht zu holen, die verbliebenen Eier zu zählen, den Schlupferfolg und mögliche Ursachen für Entwicklungsdefizite festzustellen“, so Krämer.
Zukünftig möchten die Koordinatoren die Kooperation mit dem nordzypriotischen Umweltministerium nutzen, um ein Artenschutz-Praktikum des im Masterstudiengang Biologie angebotenem Modul „Naturschutz“ zu etablieren.
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