VET-MAGAZIN logo
Miteinander, oder nur nebeneinander her? Wie sich Tiere in der Landschaft bewegen
Rick marin via Wikimedia Commons
Wie „Supergene“ bei Fischen helfen, neue Arten zu entwickeln
LIB, Hannes Svardal
Liegespuren mit Hautabdrücken von frühen Säugetierverwandten
Lorenzo Marchetti
Salamander leiden unter steigenden Temperaturen
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Wo Biber Dämme bauen, steigt die Zahl wasserlebender Tierarten
UDE / Sara Schloemer
Wo Biber Dämme bauen, steigt die…
Waldfledermäuse suchen Zuflucht in Siedlungen
Carolin Scholz/Leibniz-IZW
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr bei Fledertieren
Zoharby via Wikimedia Commons
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr…
Zauneidechsen fühlen sich an Bahngleisen wohl
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN
Die Wespenspinne Argiope bruennichi mit Eikokon.
Gabriele Uhl
Allgemein

Genetische Geschlechtsbestimmung bei Spinnen

Wissenschaftler*innen der Universitäten Greifswald, Hamburg und Prag haben für die europäische Wespenspinne genetische Marker entwickelt, die es erlauben, das Geschlecht winziger Jungspinnen aufzudecken.

. . .

Die Wespenspinne ist von besonderem ökologischem und evolutionsbiologischem Interesse, da sich das Areal dieser ursprünglich südeuropäischen Art in den vergangenen Jahrzehnten bis nach Skandinavien und Finnland ausgeweitet hat.

Ihre Forschungsergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift Biological Journal of the Linnean Society veröffentlicht. Die Forschung fand im Rahmen der Doktorarbeit von Monica Sheffer, finanziert durch das DFG-Graduiertenkolleg RESPONSE (GRK 2010) statt.

Ob bei der Verschmelzung von Ei und Spermium ein Weibchen oder Männchen hervorgeht, kann im Tierreich von einzelnen Genen abhängen oder durch Geschlechtschromosomen bestimmt werden. Bei vielen Tierarten ist das Geschlecht eines Tiers erst sehr spät in der Entwicklung erkennbar, wie zum Beispiel bei Schmetterlingen, Käfern oder Spinnen.

Obwohl sich erwachsene Männchen und Weibchen in ihrer Morphologie, Physiologie und im Verhalten oft unterscheiden, wissen wir wenig über die Unterschiede in der Lebensweise der Jungtiere.

Spinnen spielen eine große ökologische Rolle als Beutegreifer. Es wird geschätzt, dass sie mehr Beute pro Jahr konsumieren als wir Menschen Fleisch zu uns nehmen. Ihr Einfluss auf Nahrungsnetze und Energieflüsse in der Natur ist daher enorm hoch. Wir wissen bisher nichts darüber, ob zum Beispiel die Geschlechter in ihrer Entwicklung unterschiedlich auf Verfügbarkeit von Nahrung oder sich ändernde Temperaturbedingungen reagieren, oder ob die Wahrscheinlichkeit abzuwandern höher bei einem der beiden Geschlechter ist.

Monica Sheffer und Koautor*innen von der Universität Greifswald, Hamburg und Prag haben für die europäische Wespenspinne genetische Marker entwickelt, die es erlauben das Geschlecht winziger Jungspinnen aufzudecken. Die meisten bisher untersuchten Spinnenarten und auch einige Insekten besitzen ein X0-System der genetischen Geschlechtsbestimmung, das bedeutet, dass die Weibchen zwei X-Chromosomen haben, während die Männchen nur ein X-Chromosom besitzen – im Gegensatz zur XY-Geschlechtsbestimmung beim Menschen und anderen Säugetieren, bei denen Weibchen zwei gleiche Geschlechtschromosomen besitzen, XX, und Männchen XY.

Bereits 2021 wurde von Sheffer und Koautor*innen ein hochaufgelöstes Genom der Wespenspinne veröffentlicht. Aufbauend darauf wurde in der neuen Studie der Karyotyp dieser Art analysiert und untersucht, welche Chromosomen die Geschlechtschromosomen sind. Dann wurden molekulare Marker entwickelt, um das Geschlecht frisch geschlüpfter Spinnen zu bestimmen.

Es stellte sich heraus, dass weibliche Wespenspinnen 26 Chromosomen besitzen, hingegen männliche nur 24 – von den Chromosomen 9 und 10 ist bei Männchen je nur eines vorhanden. Es handelt sich daher um eine Abwandlung des X0-Systems, nämlich X1X2/0.

Die Ergebnisse der genetischen Analyse wurden durch eine klassische Chromosomenanalyse überprüft und bestätigt. Die Forscher*innen konnten für drei Genorte auf dem Chromosom 9 verlässliche genetische Marker etablieren, so dass winzige Jungtiere zukünftig mit dieser Methode als Weibchen oder Männchen bestimmt werden können.

Durch die Möglichkeit der Geschlechtsanalyse an Jungspinnen wurde der Grundstein für die Untersuchung verschiedener Fragen gelegt: Unterscheiden sich Weibchen und Männchen früh in ihren Lebensweisen, Wachstumsraten und im Abwanderungsverhalten? Inwieweit reagieren junge Weibchen und Männchen unterschiedlich auf Temperaturbedingungen und sind damit unterschiedlich durch Klimawandel betroffen? Ist das Verhältnis von Weibchen und Männchen bei der Eiablage der Spinnen ausgewogen oder verschoben und hängt das von den Umweltbedingungen bei der Eiablage ab oder ist regional verschieden? Weiterhin kann der zwischenartliche Vergleich der geschlechtsbestimmenden Chromosomen und der auf diesen Chromosomen vorhandenen Genen wichtige generelle Erkenntnisse zur Evolution von Geschlechtschromosomen liefern.

Die Ergebnisse, die gerade im Biological Journal of the Linnean Society erschienen sind, entstanden in enger Zusammenarbeit mit der Gruppe für Populationsgenomik um Mathilde Cordellier von der Universität Hamburg und des Laboratory of Arachnid Cytogenetics der Charles Universität Prag unter Leitung von Jiří Král. Monica Sheffer wurde kürzlich an der Universität Greifswald promoviert. Sie hat inzwischen eine Postdoc-Stelle an der University of Washington, Seattle, angenommen.

. . .

Weitere Meldungen

Lehrstuhl für Biomaterialien der Universität Bayreuth
Google Streetview
In der Hamburger Spinnensammlung des LIB sind mehrere hundert Präparate der Trichternetz-Spinne hinterlegt
UHH/Esfandiari
Fotos und Nachzeichnungen Originalfossils
Jason Dunlop
Larven von Köcherfliegen
Wikimedia Commons, Bob Henricks, Lizenz CC BY-SA 2.0
Pseudopoda virgata
Peter Jäger, Senckenberg

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Tierarztpraxis gründen und betreiben
Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…
Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…
Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…
Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
(9. Mai. 2025) A comprehensive, up-to-date reference to the clinical applications…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt. 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…