VET-MAGAZIN logo
Säugetiere meiden Saures, viele Vögel hingegen fressen gerne saure Früchte.
Gabriel Weijie Low
Forschende können Gesichtsausdrücke von Bonobo-Affen genau analysieren
Paul Kuchenbuch
Miteinander, oder nur nebeneinander her? Wie sich Tiere in der Landschaft bewegen
Rick marin via Wikimedia Commons
Wie „Supergene“ bei Fischen helfen, neue Arten zu entwickeln
LIB, Hannes Svardal
Liegespuren mit Hautabdrücken von frühen Säugetierverwandten
Lorenzo Marchetti
Salamander leiden unter steigenden Temperaturen
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Wo Biber Dämme bauen, steigt die Zahl wasserlebender Tierarten
UDE / Sara Schloemer
Wo Biber Dämme bauen, steigt die…
Waldfledermäuse suchen Zuflucht in Siedlungen
Carolin Scholz/Leibniz-IZW
Geburtshelferkröte: Eine Art, die besonders empfindlich ist auf den Chytridpilz
Benedikt Schmidt
Allgemein

Mit Bakterien und Fungiziden kann der Chytridpilz bei Fröschen bekämpft werden

Ein mikroskopisch kleiner Chytridpilz führt weltweit zum Massensterben von Fröschen und gar zum Aussterben von Arten. Forschende der Universität Zürich stellen gemeinsam mit Kollegen aus Europa und den USA im Fachjournal «Frontiers in Zoology» Methoden vor, wie der Chytridpilz bekämpft werden kann.

. . .

Möglich ist die Bekämpfung mit Bakterien und Fungiziden; aber auch über eine Impfung der Frösche wird nachgedacht.

Neue Krankheitserreger sind zunehmend nicht nur für Mensch und Nutztier, sondern auch für Wildtiere ein Problem. Neben der Zerstörung der Lebensräume und der Übernutzung der Populationen ist denn auch eine durch einen Chytridpilz ausgelöste Krankheit, die Chytridiomykose, eine der drei wichtigsten Ursachen für das globale Amphibiensterben.

Massensterben von Amphibien wurden in Australien und Mittelamerika in den 1980er und 1990er Jahren beobachtet, aber erst 1998 konnte der Krankheitserreger, der Chytridpilz mit dem wissenschaftlichen Namen Batrachochytrium dendrobatidis, identifiziert und beschrieben werden.

Der Chytridpilz hat sich seither immer weiter ausgebreitet. «Wenn immer er in einem Gebiet neu aufgetaucht ist, so sind dort Frösche in grosser Zahl an der Krankheit gestorben», erzählt Benedikt Schmidt, Naturschutzbiologe der Universität Zürich. Was ursprünglich – vermeintlich – eine tropische Krankheit war, ist längst ein globales Problem. Heute ist der Pilz auf allen Kontinenten zu finden, auf denen es Frösche gibt.

In Europa wurden der Chytridpilz und das Massensterben von Fröschen zuerst im spanischen Gebirge festgestellt. «Wo der Pilz in Europa gesucht wurde, da wurde er auch gefunden», sagt Schmidt. In der Schweiz wurde der Pilz in etwa der Hälfte aller Weiher, die beprobt wurden, nachgewiesen.

Chytridpilz auf der Haut eines Frosches
Chytridpilz auf der Haut eines Frosches
Douglas Woodhams

Fast alle einheimischen Amphibienarten waren, wenn auch in unterschiedlichem Ausmass, vom Chytridpilz befallen. Und auch einzelne an der Chytridiomykose verendete Amphibien wurden in der Schweiz entdeckt, aber allerdings lange nicht im Ausmass der Massensterben in andern Gegenden.

Während «normale» Gefährdungsursachen der Frösche gut bekannt sind und es auch klar ist, wie man den Amphibien helfen kann, so sind beim Chytridpilz keine Gegenmassnahmen bekannt. Forschende der Universität Zürich haben deshalb gemeinsam mit Kollegen aus Spanien, Australien und den USA die vorhandenen Ansätze zur Bekämpfung des Pilzes gesichtet. «Einzelne Individuen zu behandeln, etwa in einem Zoo, ist einfach», so Schmidt, «die Bekämpfung des Pilzes in der Natur hingegen ist eine grosse Herausforderung.»

Schmidt und Kollegen sehen zwei besonders erfolgversprechende Ansätze. Beim ersten Ansatz nutzt man natürlicherweise auf der Froschhaut lebende Bakterien. Einige dieser Hautbakterien hemmen den Chytridpilz und können so die Frösche heilen. «Im Labor funktioniert dieser Ansatz», erklärt Schmidt. «Nun muss noch getestet werden, wie diese Methode bei freilebenden Fröschen eingesetzt werden kann.»

Der zweite Ansatz ist einfach: Man fängt Frösche oder Kaulquappen, behandelt sie gegen den Pilz und lässt sie wieder frei. «Auch dies funktioniert im Prinzip gut», so Schmidt. Die Frage ist nur, wie man verhindert, dass die Tiere nach der Freilassung gleich wieder angesteckt werden.

Literatur:
Woodhams, D.C., Bosch, J., Briggs, C.J., Cashins, S., Davis, L.R., Lauer, A., Muths, E., Puschendorf, R., Schmidt, B.R., Sheafor, B. & Voyles, J. 2011.
Mitigating amphibian disease: strategies to maintain wild populations and control chytridiomycosis . Frontiers in Zoology 2011, 8: 8. doi:10.1186/1742-9994-8-8

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Leseförderung mit Hund: Grundlagen und Praxis 
Leseförderung mit Hund: Grundlagen und Praxis 
(20. Jun. 2025) Andrea Beetz und Meike Heyer führen in die…
Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…
Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…
Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EERVC 2025 in Ljubljana
shutterstock.com/tokar
EERVC 2025 in Ljubljana
(12. Jun. 2025) Die 8. Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC)…
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…