
Mit Bakterien und Fungiziden kann der Chytridpilz bei Fröschen bekämpft werden
Ein mikroskopisch kleiner Chytridpilz führt weltweit zum Massensterben von Fröschen und gar zum Aussterben von Arten. Forschende der Universität Zürich stellen gemeinsam mit Kollegen aus Europa und den USA im Fachjournal «Frontiers in Zoology» Methoden vor, wie der Chytridpilz bekämpft werden kann.
Möglich ist die Bekämpfung mit Bakterien und Fungiziden; aber auch über eine Impfung der Frösche wird nachgedacht.
Neue Krankheitserreger sind zunehmend nicht nur für Mensch und Nutztier, sondern auch für Wildtiere ein Problem. Neben der Zerstörung der Lebensräume und der Übernutzung der Populationen ist denn auch eine durch einen Chytridpilz ausgelöste Krankheit, die Chytridiomykose, eine der drei wichtigsten Ursachen für das globale Amphibiensterben.
Massensterben von Amphibien wurden in Australien und Mittelamerika in den 1980er und 1990er Jahren beobachtet, aber erst 1998 konnte der Krankheitserreger, der Chytridpilz mit dem wissenschaftlichen Namen Batrachochytrium dendrobatidis, identifiziert und beschrieben werden.
Der Chytridpilz hat sich seither immer weiter ausgebreitet. «Wenn immer er in einem Gebiet neu aufgetaucht ist, so sind dort Frösche in grosser Zahl an der Krankheit gestorben», erzählt Benedikt Schmidt, Naturschutzbiologe der Universität Zürich. Was ursprünglich – vermeintlich – eine tropische Krankheit war, ist längst ein globales Problem. Heute ist der Pilz auf allen Kontinenten zu finden, auf denen es Frösche gibt.
In Europa wurden der Chytridpilz und das Massensterben von Fröschen zuerst im spanischen Gebirge festgestellt. «Wo der Pilz in Europa gesucht wurde, da wurde er auch gefunden», sagt Schmidt. In der Schweiz wurde der Pilz in etwa der Hälfte aller Weiher, die beprobt wurden, nachgewiesen.

Fast alle einheimischen Amphibienarten waren, wenn auch in unterschiedlichem Ausmass, vom Chytridpilz befallen. Und auch einzelne an der Chytridiomykose verendete Amphibien wurden in der Schweiz entdeckt, aber allerdings lange nicht im Ausmass der Massensterben in andern Gegenden.
Während «normale» Gefährdungsursachen der Frösche gut bekannt sind und es auch klar ist, wie man den Amphibien helfen kann, so sind beim Chytridpilz keine Gegenmassnahmen bekannt. Forschende der Universität Zürich haben deshalb gemeinsam mit Kollegen aus Spanien, Australien und den USA die vorhandenen Ansätze zur Bekämpfung des Pilzes gesichtet. «Einzelne Individuen zu behandeln, etwa in einem Zoo, ist einfach», so Schmidt, «die Bekämpfung des Pilzes in der Natur hingegen ist eine grosse Herausforderung.»
Schmidt und Kollegen sehen zwei besonders erfolgversprechende Ansätze. Beim ersten Ansatz nutzt man natürlicherweise auf der Froschhaut lebende Bakterien. Einige dieser Hautbakterien hemmen den Chytridpilz und können so die Frösche heilen. «Im Labor funktioniert dieser Ansatz», erklärt Schmidt. «Nun muss noch getestet werden, wie diese Methode bei freilebenden Fröschen eingesetzt werden kann.»
Der zweite Ansatz ist einfach: Man fängt Frösche oder Kaulquappen, behandelt sie gegen den Pilz und lässt sie wieder frei. «Auch dies funktioniert im Prinzip gut», so Schmidt. Die Frage ist nur, wie man verhindert, dass die Tiere nach der Freilassung gleich wieder angesteckt werden.
Literatur:
Woodhams, D.C., Bosch, J., Briggs, C.J., Cashins, S., Davis, L.R., Lauer, A., Muths, E., Puschendorf, R., Schmidt, B.R., Sheafor, B. & Voyles, J. 2011.
Mitigating amphibian disease: strategies to maintain wild populations and control chytridiomycosis
. Frontiers in Zoology 2011, 8: 8. doi:10.1186/1742-9994-8-8
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