VET-MAGAZIN logo
Fossile Eidechsen und Schlangen verraten Neues über das Klima im Eozän
Gunther Köhler
Erstmals Genschere bei Spinnen eingesetzt
Google Streetview
Erstmals Genschere bei Spinnen eingesetzt
Internationaler Tag des Leoparden: Gejagt, getötet, gehandelt – die Nachfrage nach Leopardenprodukten steigt
VIER PFOTEN
Fossile Singzikade in der Grube Messel entdeckt
Dinghua Yang
Fossile Singzikade in der Grube Messel…
Stechverhalten von Bienen
Universität Konstanz
Stechverhalten von Bienen
Landwirtschaft oder Wildtierschutz in Afrika
ProfessorX via Wikipedia Commons
Landwirtschaft oder Wildtierschutz in Afrika
Mitonukleare Inkompatibilität und außerpaarliche Jungvögel
Mark Nenadov via Wikimedia Commons
Amphibien durchkreuzen auf der Wanderung zu ihren Laichplätzen oft landwirtschaftlich genutzte Agrarflächen. Das Bild zeigt einen ausgewachsenen Kammolch (Triturus cristatus) in einem Stoppelfeld.
Kristin Meier, ZALF
Allgemein

Amphibien bei Laichwanderungen durch Pestizidanwendungen gefährdet

Suchen Amphibien ihre Laichplätze in Gewässern auf, durchwandern sie oft auch landwirtschaftlich genutzte Anbauflächen. Wanderungszeiträume und Pestizidanwendungen überschneiden sich häufig, wodurch die Lurche gefährdet werden können, so das Ergebnis einer Studie von Forschern des Instituts für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau und des Leibniz-Zentrums für Agrarlandforschung (ZALF).

. . .

Amphibien zählen zu den am stärksten gefährdeten Tiergruppen weltweit. Als eine mögliche Ursache wird die Intensivierung der Landwirtschaft diskutiert. 40 Prozent der weltweiten Landmasse wird landwirtschaftlich genutzt.

Somit ist die Landwirtschaft ein wichtiger Lebensraum für Amphibien. Beispielsweise wurden im Jahr 2009 rund 52 Prozent der Fläche Deutschlands landwirtschaftlich genutzt, 70 Prozent davon (zirka 130.000 Quadratkilometer) waren Ackerflächen mit entsprechenden Pestizidanwendungen.

Amphibien werden landläufig meist mit Gewässern in Verbindung gebracht. Dabei leben die meisten europäischen Lurche außerhalb der Laichzeit in terrestrischen Lebensräumen. Auf dem Weg zu ihren Laichplätzen wie Teiche oder Feuchtgebiete müssen Amphibien im Frühjahr oft Ackerflächen durchqueren.

In einer im Auftrag des Umweltbundesamtes und 2013 veröffentlichten Studie konnten die Landauer Wissenschaftler bereits nachweisen, dass gebräuchliche Pestizide zu direkter Mortalität bei Amphibien führen.

Erstmals Präsenz von Amphibienarten in landwirtschaftlichen Flächen untersucht

Patrick Lenhart und Carsten Brühl vom Institut für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau und Gert Berger vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung (ZALF) in Müncheberg haben erstmals untersucht, wie sich Pestizidanwendungen in landwirtschaftlichen Nutzflächen auf Laichwanderungen auswirken.

Über zwei Jahre haben die Forscher auf 100 Anbauflächen das zeitliche Zusammentreffen von 330 Pestizidanwendungen mit den Laichwanderungen untersucht. Beobachtet wurden dabei die vier Arten Moorfrosch, Knoblauchkröte, Gelbbauchunke und Kammmolch.

Die Daten wurden im Rahmen einer groß angelegten Monitoring-Studie in intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen im nordöstlichen Flachland von Deutschland erhoben. Die Forscher evaluierten einen realistischen Grad der Amphibien-Exposition durch Pestizide einschließlich der Überlegungen, welche Menge an Pestiziden von Kulturpflanzen durch Anhaften zurückgehalten wird.

Spät wandernde Arten stärker betroffen

Wie stark die Amphibien durch Pestizide gefährdet sind, hängt insbesondere vom Zeitpunkt der Laichwanderung ab, da das Pestizidmanagement in Zeitpunkt, Anzahl und Art je nach Kulturpflanze variiert. Die Studie zeigt, dass spät wandernde Arten wie Rotbauchunke und Knoblauchkröte stärker vom Ausbringen von Pestiziden betroffen sind als früh wandernde Arten wie der Moorfrosch.

Bis zu 86 Prozent der Population der Knoblauchkröte war einer einzelnen Fungizidanwendung in Winterraps-Feldern ausgesetzt, während die Pflanzen bereits groß waren und somit rund 80 Prozent des ausgebrachten Pflanzenschutzmittels aufnehmen konnten.

In Mais wurde 17 Prozent der untersuchten Populationen der Rotbauchunke der vollen Feldrate einer Herbizidanwendung ausgesetzt, da dies vor dem Aufkeimen ausgebracht wurde und der Boden daher nicht mit Pflanzen bedeckt war.

„Die Daten zeigen, dass viele Amphibien Anbauflächen durchwandern können wenn die Pflanzen hoch sind und damit die Gefahr einer direkten Übersprühung der Tiere geringer ist“, erklärt Carsten Brühl.

„Es kann aber auch ein vergleichsweise kleiner Populationsanteil, je nach Pflanzenstand, der vollen Anwendungsrate der Pestizide ausgesetzt sein“. Wie groß die eigentlichen Effekte bei der zeitlichen Überschneidung von Laichwanderung und Pestizideinsatz tatsächlich sind, ist noch unklar und bedarf weiterer Forschung.

Denn bislang wurde in Laborstudien die Toxizität von nur wenigen Pestiziden untersucht.

Erste Ergebnisse zeigten jedoch, dass unter Laborbedingungen manche Pestizide bei vollen Anwendungsmengen zu einer Sterblichkeitsrate von 100 Prozent, andere bei nur 10 Prozent der Menge bereits 40 Prozent Sterblichkeit bewirkten.

„Zudem haben wir in einem Zeitraum von zwei Jahren untersucht. Wir gehen davon aus, dass mögliche Effekte der Pestizide sich erst nach einer größeren Zeitspanne auf die Populationsgröße auswirken“, so Brühl.

Anpassung des Pestizidmanagements nötig

Im europäischen Zulassungsprozess für Pestizide werden die Auswirkungen auf Amphibien bislang noch nicht berücksichtigt. Um die potenzielle Gefahr von Pflanzenschutzmitteln auf Lurche durch ein zeitliches Überlappen der Pestizidausbringung und Laichwanderung zu reduzieren, sollten Pflanzenschutzmittel nur kombiniert mit einem lokalen Monitoring von Amphibienwanderungen ausgebracht werden, so die Empfehlung der Autoren der Studie.

„Weitere Forschung ist dringend nötig, um das Wissen über die Effekte von Pestiziden auf Amphibien auszubauen“, betonen Brühl und Kollegen. „Außerdem müsste die Risikoabschätzung für Amphibien Eingang ins Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln finden.“

Die Studie „Temporal coincidence of amphibian migration and pesticide applications on arable fields in spring”, Patrick P. Lenhardt, Carsten A. Brühl, Gert Berger wurde publiziert in Basic and Applied Ecology (online early) und ist auffindbar unter: http://dx.doi.org/10.1016/j.baae.2014.10.005

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Zierfische im Aquarium
DaraKero_F, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons
Schimpanse trommelt
Liran Samuni, Tai Chimpanzee Project
Schimpansen trommeln rhythmisch
Hitze und Landnutzung: Bienen leiden besonders
Cristina Ganuza/Universität Würzburg
Lehrstuhl für Biomaterialien der Universität Bayreuth
Google Streetview
Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
(9. Mai. 2025) A comprehensive, up-to-date reference to the clinical applications…
Manual of Clinical Procedures in Pet…
(1. Mai. 2025) Easy-to-follow step-by-step techniques for common clinical procedures in…
Esel- und Maultierkrankheiten
(22. Apr. 2025) Erstes deutsches Fachbuch zum Thema Esel- und Maultierkrankheiten…
Das stille Sterben der Natur
(17. Apr. 2025) Wie wir die Artenvielfalt und uns selbst retten…
Es war einmal das Huhn
(9. Apr. 2025) Eine Forschungsreise durch die bewegte Geschichte von Mensch…
Das Pferd und sein Wert –…
(1. Apr. 2025) Das Buch Das Pferd und sein Wert richtet…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt. 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…