IGN-Forschungspreis 2011 vergeben

(17.11.2011) Die Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN) hat am 17. November 2011 zum neunten Mal ihren mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Forschungspreis für artgerechte Nutztierhaltung vergeben.

Der Preis ist der einzige seiner Art im deutschsprachigen Raum und richtet sich an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die herausragende und anwendungsorientierte Arbeiten zur Förderung der artgerechten Nutztierhaltung veröffentlicht haben.

Die Preisverleihung fand im Rahmen der 43. Internationalen Tagung Angewandte Ethologie der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft in Freiburg im Breisgau statt.

Zwei der Arbeiten widmen sich dem Gesundheitszustand von Legehennen in alternativen Haltungssystemen. Die dritte Studie enthält Verhaltensbeobachtungen bei der Winterfreilandhaltung von Rindern.

Der Agrarwissenschaftler Dr. Falko Kaufmann erhielt ein Preisgeld in Höhe von 4.000 Euro für seine an der Universität Göttingen angefertigte Dissertation „Helminth infections in laying hens kept in alternative production systems in Germany – Prevalence, worm burden and genetic resistance“.

Die Arbeit untersucht parasitäre Wurminfektionen (Helminthen-Infektionen) in deutschen ökologischen Legehennenhaltungen im Hinblick auf ihre Verbreitung, jahreszeitliche Varianz und genetische Resistenz. Es konnte nachgewiesen werden, dass die große Mehrheit der Hennen in ökologisch wirtschaftenden Betrieben mit einer Vielzahl verschiedener Helminthenspezies befallen ist.

Die in der Arbeit aufgezeigten Variationen innerhalb und zwischen Rassen sowie die Werte der geschätzten Heritabilitäten weisen darauf hin, dass eine Selektion auf Resistenz gegenüber einer Helminthen-Infektion möglich ist.

Bei entsprechender Berücksichtigung in Zuchtprogrammen könnten mittel- bis langfristig nachhaltige Erfolge bezüglich der Resistenz von Legehennenlinien gegenüber Helminthen-Infektionen erzielt werden.

Dies wäre von Bedeutung für alternative und ökologische Legehennenhaltungssysteme, da eine meist prophylaktische oder auch therapeutische Medikation mit Anthelminthika zur Gesunderhaltung der Tiere hinfällig oder stark reduziert würde.

Einen weiteren Forschungspreis mit einem Preisgeld in Höhe von 4.000 Euro erhielt die Tierärztin Dr. Susanna Käppeli für ihre beim Zentrum für tiergerechte Haltung in Zollikofen und der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Bern erstellte Dissertation über „Brustbeinveränderungen bei Schweizer Legehennen: Prävalenz und Einflussfaktoren“.

Die Arbeit konnte zunächst empirisch nachweisen, dass rund ein Viertel der Schweizer Legehennen, die in alle in alternativen Systemen mit Sitzstangen gehalten werden, erhebliche bis hochgradig veränderte Brustbeinveränderungen aufweisen, bei denen es sich meist um Frakturen handelt.

In einer experimentellen Studie wurden daraufhin die Einflussfaktoren für diese Veränderungen untersucht, wobei sich die Genetik und die Sitzstangenmaterialien als die entscheidenden Faktoren herausgestellt haben.

In Zusammenhang mit dieser Studie wurde auch der Einfluss eines Vitamin D3-Metaboliten im Vergleich mit synthetischem Vitamin D3 auf verschiedene Blutparameter wie Calcium und Phosphat untersucht, wobei die Zugabe des Vitamin D3-Metaboliten die Konzentration dieses Metaboliten im Blut signifikant erhöhte.

Dass diese Futterzusätze die Brustbeingesundheit positiv beeinflussen, konnte mit dieser Studie nicht gezeigt werden.

Die Zoologin Katharina Graunke erhielt ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro für ihre an der Swedish University of Agricultural Sciences in Skara und der Technischen Universität München angefertigte Diplomarbeit „Behaviour and use of protection in heifers and suckler cows kept outside in the winter time in Sweden“.

Ziel dieser Studie war es, das Verhalten von Rindern (Bos taurus) in der Winterfreilandhaltung zu erforschen und die Auswirkungen verschiedener Wetterverhältnisse, vorhandener Schutzmöglichkeiten und der Erfahrung der Tiere auf ihr Verhalten zu studieren. Die Arbeit enthält grundlegende Forschung zum Liege-, Fress- und Wiederkäuverhalten von Rindern in der Winterfreilandhaltung sowie deren Beeinflussung durch das Wetter. Auch mögliche Stressoren wie ein verändertes Sozialverhalten wurden untersucht.

Die Ergebnisse zum Anpassungsvermögen der Tiere an Umweltverhältnisse durch Verhaltensänderungen und durch das aktive Aufsuchen schutzbietender Vegetation liefern essentielle wissenschaftliche Anhaltspunkte zum Bedarf von Schutz vor Wetterverhältnissen für extensiv gehaltene Rinder.

Die Beobachtungszeiten wurden dabei dem im Freiland so wichtigen Sonnenstand angeglichen, sodass sie trotz der stark variierenden Tageslänge stets an den Rhythmus der Rinder angepasst waren.

Erstmalig wurde untersucht, wie Rinder Artgenossen als Schutz vor Wetter nutzen bzw. wie die Nähe der Tiere einer Herde zueinander von Temperatur und Windgeschwindigkeit beeinflusst wird. Die Studie zeigt die Bedeutung, die Artgenossen nicht nur in sozialer Hinsicht spielen, sondern auch beim Schutz vor Umwelteinflüssen.

Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN) wird jährlich ausgeschrieben. Die nächste Ausschreibung beginnt im November 2011 und endet am 1. April 2012.

Die Mitglieder der Jury sind Fachleute aus der Schweiz, Österreich und Deutschland in den Bereichen Veterinärmedizin, Verhaltenskunde, Agrarwissenschaft, Recht und Philosophie.

www.ign-nutztierhaltung.ch
 


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