Diagnose Vorhofflimmern beim Pferd

(06.08.2018) Neue Therapiemethode an der Vetmeduni Vienna, wenn der Herzrhythmus verrücktspielt

Heutzutage werden Pferde häufig im Leistungssport eingesetzt. Dafür brauchen die Tiere aber ein einwandfrei funktionierendes Herz.

Denn gerät der Muskel etwa aus dem Rhythmus, sprich er kontrahiert sich nicht mehr koordiniert, sinkt die Leistungsfähigkeit. Sprung- oder Dressurlektionen sind dann nicht mehr möglich.


Bei der neu am Campus eingeführten Methode der elektrischen Kardioversion wird das Herz mit gezielten Elektroschocks wieder in den richtigen Rhythmus gebracht.

Für diese Tiere, die am sogenannten Vorhofflimmern leiden, ist nun eine neue Therapiemethode, die transvenöse elektrische Kardioversion, an der Pferdeklinik der Vetmeduni Vienna verfügbar.

Diese bringt mit gezielten Stromstößen das Herz wieder dazu, im richtigen Rhythmus zu pumpen.

Zeigen sich bei Sport- oder Lastpferden plötzliche Leistungseinbußen, kann in einigen Fällen ein Vorhofflimmern des Herzens als Ursache diagnostiziert werden.


Da die Stromstöße direkt am Herzen verabreicht werden, müssen Elektroden per Katheter gesetzt werden

Eine Therapiemöglichkeit wäre in diesem Fall eine rein medikamentöse Behandlung. Erfolgsversprechender ist jedoch die sogenannte transvenöse, elektrische Kardioversion, bei der der Herzrhythmus mit gezielten Stromstößen wieder auf Linie gebracht wird.

Diese Behandlungsmethode, die beim Menschen zu den routinemäßig angewandten Therapieoptionen gehört, bietet nun die Klinische Abteilung für Interne Medizin Pferde neu am Campus für ihre tierischen Patienten an.

Mit gezielten Stromstößen zurück in den richtigen Takt

„Bei der transvenösen elektrischen Kardioversion werden direkt am  Herzen Stromstöße verabreicht, um die konfuse Erregungsleitung der Vorhöfe neu auszurichten“, erklärt Jessika Cavalleri, die Leiterin der Klinischen Abteilung.


Die elektrische Kardioversion hat im Vergleich mit medikamentöser Behandlung eine höhere Erfolgsquote und ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen
Der Patient bekommt dazu spezielle Katheter mit Elektroden in das Herz gelegt. Dass diese richtig platziert sind, wird sowohl mit Druckmessung als auch Herzultraschall kontrolliert.

„Die Druckmessung ist möglich, da sich der Druck zwischen der Lungenarterie und dem rechten Herzen sowie dem rechten Vorhof unterscheidet“, so Cavalleri.

Die Ultraschalluntersuchung wird zur Visualisierung des Katheters im Herzen herangezogen. Bevor das Pferd schließlich unter Vollnarkose gelegt wird, wird der Sitz der Elektroden noch einmal zusätzlich mittels eines Röntgenbildes verifiziert.

Die vielen Kontrollmaßnahmen und –möglichkeiten sind eine wichtige Absicherung, wie Dr. Hannah Junge, Tierärztin der Klinischen Abteilung ergänzt.

In Narkose erhält das Pferd dann einen ersten Stromstoß. Dabei ist das exakte Timing wichtig, damit keine gefährlichen Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden. Bei jedem weiteren, neu applizierten Schock wird schließlich die Stromstärke kontinuierlich erhöht.

Hier können mitunter auch Werte von bis zu 360 Joule erreicht werden und notwendig sein. Ist die „gepulste“ Rückführung in den physiologischen Herzrhythmus nachweislich erfolgt, bleibt das Pferd noch eine kurze Zeit in Narkose und wird dann zum Aufwachen vorbereitet.

Anschließend sollte das Tier noch drei Tage zur Überwachung und für Kontrolluntersuchungen in der Klinik bleiben. Nach einer Ruhepause von vier Wochen sollte eine weitere Kontrolluntersuchung erfolgen.

Dann kann in der Regel das Training wieder aufgenommen werden, so Cavalleri über die Effizienz der nun am Campus verfügbaren Therapiemethode. Im Gegensatz zur medikamentösen Behandlung ist die Erfolgsquote etwas höher und das Risiko von Nebenwirkungen geringer.



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