Vetmeduni Vienna nimmt am ABOL-Projekt teil
(13.11.2014) Das Wissenschafts-Projekt Austrian Barcode of Life (ABOL) hat zum Ziel, die biologische Vielfalt der Flora und Fauna Österreichs in ihrer gesamten Bandbreite zu digitalisieren. Die Vetmeduni Vienna ist mit einem Pilotprojekt zur genetischen Erfassung parasitischer Würmer beteiligt.
Sämtliche Tier-, Pflanzen- und Pilzarten Österreichs sollen via DNA-Barcode-Sequenz erfasst und frei verfügbar in einer Online-Datenbank zur Verfügung gestellt werden.
DNA-Barcoding ist die standardisierte genetische Analyse eines bestimmten Abschnittes aus dem Erbgut (DNA), der für jede Art spezifisch ist. Die ermittelte DNA-Sequenz (der Barcode) fungiert somit als Signatur für die untersuchte Art.
ABOL wird weitreichende positive Auswirkungen haben und neben einem beträchtlichen Informationsgewinn auch einen enormen Innovationsschub bringen, sowohl was Forschung als auch was Anwendungen betrifft!, so Elisabeth Haring, Leiterin der Zentralen Forschungslaboratorien am Naturhistorischen Museum Wien.
Die Erhebung und Erforschung genetischer Vielfalt verknüpft mit anderen Forschungsfeldern (z.B. Ökologie, Systematik, Evolutionsforschung), eröffnet die volle Bandbreite der Biodiversitätsforschung.
Die Fülle an erhobenen Daten zur biologischen Vielfalt kann zukünftig für vielfältige Zwecke genutzt werden, z.B. in Naturschutz, Forensik, Schädlingsbekämpfung oder Lebensmittelkontrolle. Wo die Methode an ihre Grenzen stößt, ist sie Funke und Zündstoff für spannende Forschungsfragen, die jede Menge neuer Erkenntnisse erwarten lassen.
Weltweit laufen zahlreiche Initiativen, die sich zum Ziel gesetzt haben, eine frei zugängliche Referenz-Datenbank von DNA-Barcodes zu erstellen. Deren Vernetzung wird die Biodiversitätsforschung und ihre Anwendungen revolutionieren. Die derzeit laufende Anstoßphase (2014-2017) wird durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft gefördert.
Pilotprojekt: Parasitische Würmer
Anja Joachim vom Institut für Parasitologie an der Vetmeduni Vienna ist im Rahmen des Pilot-Projekts Parasitische Würmer an ABOL beteiligt. Die meisten parasitischen Würmer, das sind beispielsweise Bandwürmer und Fadenwürmer, zeichnen sich durch eine hohe Anpassung und eine lange Lebensdauer im Wirt aus.
Ihre Bedeutung als Krankheitserreger ist aufgrund ihrer weiten Verbreitung und ihrer großen Artzahl nicht zu unterschätzen, erklärt Anja Joachim.
Parasitische Würmer gehören zu den wirbellosen Tieren und bestehen aus einer Vielzahl diverser Gruppen wie z.B. Fadenwürmern (Nematoden), Kratzern (Acanthocephalen), Bandwürmern (Zestoden), Hakensaugwürmern (Monogeneen) und parasitischen Saugwürmern (Digeneen).
Sie gehören zu den Endoparasiten und leben in verschiedenen Organen in ihrem Wirt. Die meisten Arten leben im Verdauungstrakt ihres Wirtes; jedoch kann, je nach Anpassung, praktisch jedes Organ parasitiert werden (Leber: Leberegel; Lunge: Lungenwürmer; Lymphorgane, Blut, Haut: Nematoden aus der Gruppe der Filarien). Neben Spezialisierungen auf bestimmte Organe zeigen unterschiedliche Wurmarten auch unterschiedliche Vorlieben bei der Wirtswahl.
Manche Helminthen weisen ein breites Wirtsspektrum auf, wohingegen andere nur eine bestimmte Wirtsart parasitieren können. Daher muss davon ausgegangen werden, dass beim Aussterben einer Wirbeltierart auch eine Vielzahl spezialisierter Parasiten ebenfalls mit aussterben.
Die meisten parasitischen Würmer zeichnen sich durch eine hohe Anpassung und eine lange Lebensdauer im Wirt aus. Ihre Bedeutung als Krankheitserreger ist aufgrund ihrer weiten Verbreitung und ihrer großen Artzahl nicht zu unterschätzen.
Obwohl das Arteninventar von parasitischen Würmern beim Menschen und bei einigen Haustieren sehr gut bekannt ist, weiß man auch in Österreich recht wenig über parasitische Würmer von Wildtieren.
Weiters sind viele Helminthenarten sehr merkmalsarm und daher nur sehr schwer oder in gewissen Entwicklungsstadien bestimmbar. Hierfür ist molekulare Artbestimmung mit Barcode-Techniken von unmittelbarem praktischem Nutzen.
Im Rahmen des Pilot-Projekts ABOL wird an der Vetmeduni Wien in Zusammenarbeit mit Kooperationspartern des Naturhistorischen Museums und anderen Universitäten Österreichs versucht, einen ersten Überblick des Artspektrums der parasitischen Helminthen Österreichs zu erhalten. Aufgrund der enormen Artfülle liegt der Schwerpunkt bei parasitischen Würmern von Fischen, sowie von Haustieren und deren nächsten Verwandten unter den heimischen Wildtieren.
Internationale Vernetzung in Sachen Biodiversität
Weltweit laufen zahlreiche Initiativen, die sich zum Ziel gesetzt haben, eine frei zugängliche Referenz-Datenbank von DNA-Barcodes zu erstellen. Deren Vernetzung wird die Biodiversitätsforschung und ihre Anwendungen revolutionieren. Die derzeit laufende Anstoßphase (2014-2017) wird durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft gefördert.