Moderne Dromedare sind ein Spiegelbild alter Karawanenrouten
Die genetische Vielfalt und die globalen Migrationsmuster von Dromedaren – eine Tierart, die vor dem Hintergrund des Klimawandels immer wichtiger wird – folgen alten Karawanenrouten, so lautet die zentrale Botschaft einer aktuellen von einem internationalen Forschungsteam unter Leitung der Vetmeduni Vienna (FIWI) in „Nature Communications Biology“ veröffentlichten Studie.
Die WissenschafterInnen analysierten dazu einen globalen Datensatz, der mehr als 22.000 Genom-weite Markern von Dromedaren auf drei Kontinenten umfasst.
Dromedare waren für den Wohlstand von Zivilisationen in trockenen Regionen und die Verbreitung von Menschen, Gütern und Kulturen entlang alter, kontinentalübergreifender Handelswege von wesentlicher Bedeutung.
Mit zunehmender Wüstenbildung nimmt ihre Bedeutung als Tierart weiter zu, über ihre genomweite Vielfalt und demografische Geschichte war bisher jedoch wenig bekannt.
Genetische Vielfalt als Folge der letzten Eiszeit und der Expansion des Osmanischen Reiches
Das von der Vetmeduni Vienna geleitete Forschungsteam konnte nun durch einen genombasierten Ansatz eine deutliche Populationsdifferenzierung von Dromedaren in Asien und Afrika nachweisen. Zudem konnten die WissenschafterInnen die Ausbreitung der Paarhufer nach ihrer Domestizierung auf historischen Karawanenrouten wie der Seiden- und Weihrauchstraße nachzeichnen.
Das ist aber nicht alles, wie Pamela Burger vom Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) erklärt: „Unsere Ergebnisse zeigen erstmals, dass der Rückgang der Population während der letzten Eiszeit und Expansionsbewegungen im Mittelalter während des Aufstiegs des Osmanischen Reiches die genetische Vielfalt moderner Dromedare geprägt haben.
Dieses neu gewonnene Verständnis der Populationsstruktur unterstreicht auch den Wert kleiner, lokal angepasster Populationen. Wir appellieren deshalb für die Sicherung der genetischen Vielfalt und die nachhaltige Nutzung dieser für Wüsten und Trockengebiete so wichtigen Tierart.“
Neue Erkenntnisse der Evolutionsgeschichte durch Genom-Analyse
Die vorliegende Studie belegt, dass die Bewertung der Evolutionsgeschichte von Arten mithilfe genombasierter Ansätze detaillierte Rückschlüsse auf die Populationsstruktur, Migrations- und Ausbreitungsbewegungen sowie mögliche Signale für die Anpassung an die Umwelt ermöglicht. Da die Bewegungen der Dromedare denen des Menschen entsprechen, wirft das Wissen über räumliche genetische Signaturen der Dromedare auch ein neues Licht auf die Vergangenheit der Menschheit. Entsprechende genetische Belege stellten die WissenschafterInnen in kontinentalen Populationen (Asien und Afrika) fest, was den starken anthropogenen Einfluss auf diese Tierart unterstreicht.
„Die genetische Vielfalt, die wir in der vorliegenden Studie herausarbeiten konnten, ist ein Ergebnis einer beständigen genetischen Vermischung aufgrund historischer und jüngster Bewegungen entlang der Handelswege. Dies könnte zu einem einzigartigen Erbgut geführt haben, das Kamele widerstandsfähiger gegenüber globalen Umweltveränderungen machen könnte und deshalb erhalten bleiben muss“, so Erstautorin Sara Lado.
Dromedare und Kamele – wichtige Tierart vor dem Hintergrund des Klimawandels
Als eines der letzten domestizierten Tiere – sie erfolgte erst vor etwa 3.000 bis 4.000 Jahren – nimmt das Dromedar (Camelus dromedarius) eine besondere Stellung in der menschlichen Migration und im Handel ein.
Seine physiologischen Anpassungen an raue und trockene Umgebungen ermöglichten es dem Menschen, lebensfeindliche Regionen wie Wüsten zu durchqueren und ermöglichten die Expansion von Zivilisationen.
Ihre überlegenen und einzigartigen Eigenschaften prädestinierten Dromedare für den Einsatz als Militärtiere und für den internationalen Handel entlang historischer Karawanenrouten wie der Seidenstraße und der Weihrauchroute.
Die Hybridisierung zwischen Dromedaren und den eng verwandten zweihöckrigen baktrischen Kamelen (Camelus bactrianus) brachte noch robustere und beständigere Tiere hervor, die für die extremen klimatischen Bedingungen der Seidenstraße geeignet sind. Heute sind Dromedare und baktrische Kamele die wichtigsten Tierarten in Wüstengebieten.
Ihre Auswirkungen auf die Land- und Wasserressourcen für die Lebensmittelproduktion sind geringer als bei jeder anderen Nutztierart. Mit zunehmender Wüstenbildung und dem globalen Klimawandel wird ihre Bedeutung deshalb laut den ForscherInnen noch weiter zunehmen.
Publikation
Der Artikel „Genome-wide diversity and global migration patterns in dromedaries follow ancient caravan routes “ von Sara Lado, Jean Pierre Elbers, Angela Doskocil, Davide Scaglione, Emiliano Trucchi, Mohammad Hossein Banabazi, Faisal Almathen, Naruya Saitou, Elena Ciani und Pamela Anna Burger wurde in Nature Communications Biology veröffentlicht.
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst
Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht
Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze
Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland
Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet
ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?
Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.
Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen
Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut
KATZENMEDIZIN #23
Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen
Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür
Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben
Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)
MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle
Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien
Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Leseförderung mit Hund: Grundlagen und Praxis
(20. Jun. 2025) Andrea Beetz und Meike Heyer führen in die…Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

EERVC 2025 in Ljubljana
(12. Jun. 2025) Die 8. Eastern European Regional Veterinary Conference (EERVC)…SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
