Buntbarschschwestern schwimmen gemeinsam, um ans Ziel zu kommen
Im Schwarm zu schwimmen bietet vielen Fischen Schutz. Wer aber mit wem schwärmt, ist von Art zu Art unterschiedlich. Ein Forschungsteam vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Vetmeduni Vienna hat Buntbarsche im zentralafrikanischen Tanganjikasee untersucht.
Auf ihren Tauchgängen beobachteten die Forschenden, dass Weibchen sich im Laufe ihres Lebens weiter vom Geburtsort entfernen als Männchen.
Um Risiken zu minimieren und die Verbreitung der eigenen Erbinformation zu sichern, schwimmen die Weibchen dabei häufig mit ihren Schwestern im Schwarm.
Männchen bevorzugen es außerdem, mit nicht verwandten Artgenossen einen Schwarm zu bilden. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Oecologia veröffentlicht.
Wie und wohin sich Tiere nach dem Verlassen ihres Nests verbreiten, hängt von der Tierart und den ökologischen Umständen ab.
Viele Fische bilden einen Schwarm, um nicht vom nächstbesten Feind gefressen zu werden. Schwimmen Verwandte miteinander im Schwarm, ist der Vorteil noch größer, da der gemeinschaftliche Schutz den eigenen Verwandten zu Gute kommt.
Das fördert das Weiterbestehen und die zukünftige Verbreitung der eigenen Erbinformation.
Franziska Lemmel-Schädelin, Wouter van Dongen, Yoshan Moodley und Richard Wagner vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung untersuchten Buntbarsche (Neolamprologus caudopunctatus) im zweitgrößten See Afrikas und zweit tiefsten See der Erde, dem Tanganjikasee.
Seine Oberfläche beträgt rund 33.000 Quadratkilometer. Das entspricht etwa der Größe von Niederösterreich und Oberösterreich zusammen.
Die Forschenden untersuchten dort, wie das Geschlecht und die Größe der Fische ihre Verbreitung und ihr Schwarmverhalten beeinflussen.
Weibchen verbreiten sich weiter als Männchen
Während zahlreicher Tauchgänge im Oktober und November 2008 untersuchten Lemmel-Schädelin und ihre KollegInnen das Migrationsverhalten und die Verwandtschaftsverhältnisse von mehr als 900 Buntbarschen.
Dazu sammelten die TaucherInnen DNA-Proben der Rückenflossen und dokumentierten Körpergrößen sowie Geschlecht der Barsche. Nach Analyse der Daten zeigte sich, dass sich Weibchen im Laufe ihres Lebens viel weiter von ihren elterlichen Bruthöhlen entfernen als Männchen.
„Um Inzucht oder den Wettkampf um begrenzte Ressourcen zu vermeiden, ist es bei vielen Tieren grundsätzlich so, dass sich ein Geschlecht weiter vom Geburtsort weg bewegt als das andere.
Bei Säugetieren sind das meist die Männchen, während die Weibchen eher in der Nähe der Nester bleiben. Im Gegensatz dazu sind es bei der untersuchten Buntbarschart offenbar die Weibchen, die abwandern“, erklärt Verhaltensbiologin Lemmel-Schädelin.
Verwandtschaft im Schwarm fördert Verbreitung der eigenen Gene
Ein weiteres Phänomen fanden die Forschenden bei der Untersuchung der Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Schwärme. Kleine, und deshalb wahrscheinlich jüngere, Weibchen schwimmen im Schwarm eher mit ihren Schwestern.
Kleine Männchen tun das nicht, sondern suchen sich Schwärme mit nicht verwandten Männchen. Bei größeren und somit älteren Fischen findet sich diese Bevorzugung von Schwärmen mit Verwandten nicht mehr.
Richard Wagner erklärt dieses Verhalten so: „Weibchen entfernen sich etwa elf Mal weiter von ihrer Elternhöhle als Männchen. Das ist natürlich mit einer gewissen Gefahr für die Weibchen verbunden.
Wir beobachteten, dass sich Weibchen eher mit ihren Schwestern im Schwarm umgeben. Wahrscheinlich, um die Gefahren einer Reise in die Ferne möglichst gering zu halten und die Chancen, dass es wenigstens eine aus der Familie schafft, zu erhöhen.“
„Die Forschung an Buntbarschen ist aus evolutionsbiologischer Sicht besonders interessant“, meint Lemmel-Schädelin. „In den drei größten afrikanischen Seen, dem Victoriasee, dem Tanganjikasee und dem Malawisee leben Buntbarscharten, die von arten- und anzahlarmen Gründerpopulationen abstammen.
Diese Stammtiere gelangten über Flüsse in die Seen. Sie fanden dort verschiedene ökologische Nischen vor und entwickelten sich daraufhin sehr unterschiedlich. Aus diesem Grund lässt sich in diesen Gewässern sozusagen der Evolution über die Schulter schauen und besonders die Bildung neuer Arten sowie ein reiches Repertoire an unterschiedlichsten Verhaltensweisen erforschen“, schwärmt Lemmel-Schädelin.
Publikation
Der Artikel “Sex biases in kin shoaling and dispersal in a cichlid fish” von Wouter F. D. van Dongen, Richard H. Wagner, Yoshan Moodley und Franziska Lemmel-Schädelin wurde im Journal Oecologia veröffentlicht.
doi: 10.1007/s00442-014-3079-3 http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00442-014-3079-3
Weitere Meldungen
Neuigkeiten aus der Wissenschaft
Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst
Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht
Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze
Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland
Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet
ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?
Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.
Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen
Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut
KATZENMEDIZIN #23
Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen
Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür
Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben
Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)
MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle
Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien
Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt
Teile diesen Bericht auf:
Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Das stille Sterben der Natur
(17. Apr 2025) Wie wir die Artenvielfalt und uns selbst retten…Es war einmal das Huhn
(9. Apr 2025) Eine Forschungsreise durch die bewegte Geschichte von Mensch…Das Pferd und sein Wert –…
(1. Apr 2025) Das Buch Das Pferd und sein Wert richtet…Bewegungsapparat Hund
(26. Mär 2025) Funktionelle Anatomie, Biomechanik und Pathophysiologie - von Mima…Röntgen Hund und Katze: Thorax und…
(21. Mär 2025) Röntgenbilder sicher befunden Gebundene Ausgabe - herausgegeben von…Queer: Sex und Geschlecht in der…
(13. Mär 2025) Josh L. Davis ist ist Mitarbeiter des Natural…Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
(31. Mär 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…EVECC-Kongress 2025
(1. Mär 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jan 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien
