Hunde können zwischen Proben SARS-CoV-2-infizierter Menschen und Kontrollproben unterscheiden.

(23.07.2020) Ein Forscherteam unter der Leitung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) veröffentlichte am 23. Juli 2020 in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr, der Medizinischen Hochschule Hannover und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf im Fachmagazin BMC Infectious Diseases eine Studie über Hunde, die mit dem SARS-CoV-2-Virus infizierte Menschen erschnüffeln können.

Die Hunde mussten lediglich eine Woche trainiert werden, um zwischen Proben von SARS-CoV-2-infizierten Patienten und nicht infizierten Kontrollen zu unterscheiden.

Die Methode könnte in öffentlichen Bereichen wie Flughäfen, bei Sportveranstaltungen, an Grenzen oder anderen Massenveranstaltungen als Ergänzung zu Laboruntersuchungen eingesetzt werden, um eine weitere Verbreitung des Virus oder Ausbrüche zu verhindern.

Die Studie wurde mit acht spezialisierten Spürhunden der Bundeswehr durchgeführt. Nach dem Training waren sie in der Lage, von 1.012 Speichel- oder Tracheobronchialsekretproben 94 Prozent korrekt zu identifizieren.




Die Proben wurden automatisiert nach dem Zufallsprinzip verteilt und weder die beteiligten Hundeführerinnen und Hundeführer noch die Forscherinnen und Forscher vor Ort wussten, welche Proben positiv sind und welche der Kontrolle dienten.

Die Hunde konnten zwischen Proben infizierter (positiver) und nicht infizierter (negativer) Individuen mit einer durchschnittlichen Sensitivität von 83 Prozent und einer Spezifität von 96 Prozent unterscheiden. Die Sensitivität benennt die Erkennung positiver Proben. Die Spezifität die Erkennung der negativen Kontrollproben.

Dr. Esther Schalke, Verhaltensforscherin und Hundetrainerin arbeitet an der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr in Ulmen und begleitete das Projekt auf Seiten der Bundeswehr.

Sie sagt: „Die Geruchserkennung von Hunden ist weit besser, als sich die breite Öffentlichkeit vorstellen kann. Trotzdem waren wir erstaunt, wie schnell unsere Hunde trainiert werden konnten, um Proben von SARS-CoV-2-infizierten Personen zu erkennen".

Professor Dr. Albert Osterhaus aus dem Research Center for Emerging Infections and Zoonoses der TiHo sagte: „Als Professor Volk mit mir Kontakt aufnahm, war ich zunächst erstaunt, dann aber auch fasziniert von der Idee, Spürhunde einzusetzen, um SARS-CoV-2 nachzuweisen.


Dr. Friederike Twele, Dr. Sebastian Meller, Otto, Professor Holger Volk, PhD

Es ist bekannt, dass infektiöse Atemwegserkrankungen spezifische flüchtige organische Verbindungen freisetzen können. Diese Pilotstudie zeigt wahrscheinlich, wie flüchtige organische Verbindungen für zukünftige Teststrategien genutzt werden könnten.“

Professor Holger Volk, PhD, Leiter der Klinik für Kleintiere der TiHo, sagte: „Die Ergebnisse der Studie sind unglaublich spannend. Wir haben eine solide Grundlage für zukünftige Studien geschaffen, um zu untersuchen, was die Hunde riechen und ob sie auch zur Unterscheidung zwischen verschiedenen Krankheitszeitpunkten oder klinischen Phänotypen eingesetzt werden können.“

TiHo-Präsident Dr. Gerhard Greif sagte: „Das Research Center for Emerging Infections and Zoonoses ermöglicht es uns an der TiHo, mit Erregern wie SARS-CoV-2 zu arbeiten. Das Virus unterliegt der Sicherheitsstufe 3. Ohne diesen Hochsicherheitsbau wären solche Projekte wie diese nicht möglich.“

Seit Beginn der Domestikation nutzt der Mensch die außergewöhnlichen Riechfähigkeiten der Hunde, um Beute zu jagen oder sich vor Raubtieren zu schützen. Zunehmend werden Hunde aber auch im Bereich der medizinischen Geruchserkennung eingesetzt.

Sie sind in der Lage, infektiöse und nichtinfektiöse Krankheiten wie verschiedene Arten von Krebs, Malaria, bakterielle und virale Infektionen zu erkennen.

Publikation

Jendrny et al. (2020): Scent dog identification of samples from COVID-19 patients – a pilot study, BMC Infectious Diseases


Weitere Meldungen

Vetmeduni

Datenlücke zu SARS-CoV-2 bei Tieren

COVID-19 bei Tieren? Die Frage danach ging im Zuge der Corona-Pandemie in der öffentlichen Wahrnehmung unter. Auch die Forschung zu SARS-CoV-2 konzentrierte sich bisher weitgehend auf die Auswirkungen für den Menschen
Weiterlesen

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo),; Bildquelle: TiHo

Die Ursachen von Post-COVID mit Corona-Spürhunden aufklären

Trainierte Spürhunde sind in der Lage, Post-COVID zu erschnüffeln. Ein Team aus Human- und Tiermedizin möchte in dem Projekt „Dogolomics“ den Ursachen von Post-COVID auf die Spur kommen, indem sie herausfinden, welche Stoffe die Hunde riechen
Weiterlesen

Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE)

Interaktion des Menschen mit Wildtieren: Projekt Zoomap zur Pandemie-Prävention gestartet

Das Forschungsprojekt Zoomap am Biosphere Reserves Institute der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) hat zusammen mit Partnern aus der Mongolei und den Philippinen die Arbeit aufgenommen
Weiterlesen

Stephanie Pfänder; Bildquelle: RUB, Marquard

Coronavirus-Expertin Stephanie Pfänder mit Loeffler-Frosch-Preis ausgezeichnet

Mit dem Preis würdigt die Gesellschaft für Virologie ihre herausragenden Forschungsarbeiten zu Coronaviren
Weiterlesen

Corona-Spürhund; Bildquelle: TiHo

Studie „Back to Culture“: Corona-Spürhunde sind alltagstauglich

Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) untersuchte, ob ausgebildete Corona-Spürhunde im Alltag eingesetzt werden könnten, um mit SARS-CoV-2 infizierte Personen aufzuspüren
Weiterlesen

Cochrane Review

Ivermectin gegen COVID-19: Auch aktualisierter Cochrane Review findet keine Evidenz für einen Nutzen

Nach wie vor gibt es keine vertrauenswürdige Evidenz für einen Nutzen von Ivermectin bei der Behandlung oder Vorbeugung von COVID-19
Weiterlesen

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo)

Wie schädigt SARS-CoV-2 die Zellen der Atemwege?

COFONI fördert Untersuchungen, wie sich eine Corona-Infektion kurz- und langfristig auf die Funktion der Atemwege auswirkt, mit knapp 500.000 Euro
Weiterlesen

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover

Fettgewebe wichtiger Replikationsort von SARS-CoV-2

Adipositas ist ein wichtiger Risikofaktor für schwere Krankheitsverläufe bei Patienten mit COVID-19
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen