225 Jahre tierheilkundlicher Unterricht an der Universität Gießen

() Jubiläumsfeierlichkeiten mit Festakt, Promotionsfeier und "Tag der offenen Tür" vom 3. bis 5. Juli 2002

Als eine der traditionellen und ältesten tierärztlichen Bildungsstätten in Deutschland begeht der Fachbereich Veterinärmedizin der Justus-Liebig-Universität in diesem Jahr das 225-jährige Jubiläum des Beginns der tierheilkundlichen Ausbildung in Gießen. Die Festveranstaltungen aus Anlass dieses Jubiläums finden vom 3. bis 5. Juli 2002 in der Universitätsaula (Hauptgebäude, Ludwigstraße 23) und auf dem Campusgelände des Fachbereichs an der Frankfurter Straße 92-126 statt (siehe Programm). Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Ruth Wagner nimmt an der Akademischen Feier am Mittwoch, den 3. Juli 2002, um 10 Uhr in der Universitätsaula teil. Den Festvortrag über die "Renaissance alter und neuer Infektionskrankheiten als Folge menschlichen Handelns" hält der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Prof. Dr. Reinhard Kurth, Berlin.

Die 1872 bezogene Veterinäranstalt am Seltersberg in Gießen

Das heutige Dekanat und Verwaltungsgebäude des Fachbereichs Veterinärmedizin in Gießen Ein Campus-Fest für alle Mitglieder und Freunde des Fachbereichs beschließt den ersten Tag der Jubiläumsfeierlichkeiten. Das wissenschaftliche Profil des Fachbereichs Veterinärmedizin zeigt eine Posterpräsentation am Donnerstag, den 4. Juli 2002, von 10 bis 12 Uhr auf dem Fachbereichsgelände. Nachmittags findet ab 14 Uhr die Promotionsfeier 2002 in der Universitätsaula statt. Im Anschluss lädt der Dekan zu einem Empfang im Foyer des Universitäts-Hauptgebäudes. Abends veranstaltet die Fachschaft ihr traditionelles "Schiffenberg-Fest". Zum Abschluss der Jubiläumsfeier lädt der Fachbereich am Freitag, den 5. Juli 2002, von 10 bis 15 Uhr ein zu einem "Tag der offenen Tür".

Bis in das 18. Jahrhundert beschränkte sich die Tiermedizin in weiten Teilen Europas auf empirisch betriebene Tierheilkunde, deren Ausübung zumeist in den Händen von Stallmeistern, Rossärzten, Hirten, Schäfern, Schmieden, Viehhändlern, Abdeckern und Scharfrichtern lag. Vor dem Hintergrund verheerender Viehseuchen mit entsprechend schweren volkswirtschaftlichen Verlusten und mit dem Wunsch nach einer kompetenten tierärztlichen Betreuung der Pferdebestände von Militär und Marstall setzte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Gründungswelle von Tierarzneischulen ein.

Während in diesen Tierarzneischulen der Ursprung der anderen deutschen tierärztlichen Bildungsstätten liegt, schlug man in Gießen mit der universitären Einbindung der tierheilkundlichen Lehre von Beginn an einen Sonderweg ein. Tierseuchen und die mangelnde Wirtschaftlichkeit der Tierhaltung gaben hier den Anlass, das Fach "Vieharzneykunst" im Jahre 1777 erstmals in den Lehrplan der neugegründeten Ökonomischen Fakultät der damaligen "Ludoviciana", der Ludwigs-Universität, aufzunehmen. Die Anfänge des tiermedizinischen Unterrichts waren von dem Bemühen gekennzeichnet, tierheilkundige bzw. tierseuchenkundige Staatsbeamte zunächst innerhalb der Ökonomischen Fakultät (1777-1785) und danach innerhalb der Medizinischen Fakultät auszubilden.

Erst ab 1828 setzte an der Medizinischen Fakultät in Gießen eine geregelte Ausbildung von Tierärzten und Veterinärbeamten ein. Die fortschreitende Spezialisierung und Verwissenschaftlichung der Tierheilkunde, die Differenzierung und Neuordnung der Unterrichtsfächer sowie ansteigende Studentenzahlen und die Zunahme der Anzahl der Lehrenden prägten diese wichtige Phase der Konstituierung der Veterinärmedizin in Gießen. Eine fortschrittliche Medizinalgesetzgebung der Regierung in Darmstadt forderte schon 1830 die Maturität als Zulassungsbedingung zum Studium der Tierheilkunde für Tierärzte der ersten Kategorie und zukünftige Veterinärbeamte und sprach der Fakultät das Promotionsrecht zum Dr. in arte veterinaria zu. Diese Regelungen, die an anderen tierärztlichen Bildungsstätten in Deutschland erst rund 80 Jahre später vollzogen wurden, trugen wesentlich zum Übergang von der rein empirischen Tierarzneikunde zur wissenschaftlichen Veterinärmedizin bei.

Seit 1900 - zunächst noch als Veterinärkollegium in der Medizinischen Fakultät integriert - etablierte sich die Veterinärmedizin 1914 schließlich als eigenständige Fakultät an der Universität Gießen. Nach dem kriegsbedingten Zusammenbruch 1945 waren Erhalt und Wiedereröffnung der Gießener Hochschule der Tatsache zu verdanken, dass sie sowohl eine veterinärmedizinische als auch eine landwirtschaftliche Fakultät besaß, eine Fächerkombination, die es in dem von der amerikanischen Besatzungsmacht gegründeten Groß-Hessen ansonsten nirgends gab und die sehr gut den politischen Zielen der Zeit entsprach. Heute ist der Fachbereich Veterinärmedizin mit seinen rund 320 Mitarbeitern und 1.600 Studierenden eine der insgesamt fünf veterinärmedizinischen Bildungsstätten in Deutschland.

Für den Fachbereich Veterinärmedizin der Universität Gießen ist das 225-jährige Jubiläum Anlass zum Feiern, aber auch eine Gelegenheit, seinen aktuellen Standort in Forschung und Lehre zu bestimmen. Themen über Perspektiven des tierärztlichen Berufsstandes und ihre Herausforderungen für die tiermedizinische Ausbildung werden daher auch im Mittelpunkt der Jubiläumsveranstaltungen stehen.

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