Nematoden beim Hund eine unterschätzte Gefahr
(21.08.2015) Das gefährdende Potential von gastrointestinalen Rundwürmern (Nematoden) für den Hund und dessen Umgebung wird häufig unterschätzt. Dabei empfiehlt das europäische Expertengremium ESCCAP die regelmäßige Entwurmung besonders wenn Kinder im Haushalt leben.
Ein Nematodenweibchen kann bis zu 200.000 Eier täglich abgeben, die mit dem Kot ausgeschieden werden. Laut ESCCAP werden allein in Berlin jeden Tag 165 Mio. Eier durch Hundekot verbreitet. Hunde infizieren sich daher leicht durch Schnüffeln am Kot von Artgenossen.
Aber auch für Hundehalter und Kinder besteht Ansteckungsgefahr. Die Eier von Spulwürmern sind extrem robust und können bis zu vier Jahre in der Umwelt überleben. Untersuchungen haben gezeigt, dass bis zu 14% der Kot-, Erd- und Sandproben aus öffentlichen Park- und Grünanlagen mit Toxocara-Eiern kontaminiert sind.1
Besonders häufig sind Hunde von Spulwürmern (Toxocara spp.) und Hakenwürmen (v.a. Ancylostoma caninum) befallen. Laut Untersuchungen sind in Deutschland über 22% der Endoparasiten-positiven Hunde mit Toxocara canis infiziert. Die Prävalenz von Hakenwürmern ist mit rund 9% geringer.2
Der Spulwurm Toxocara canis tritt am häufigsten bei Hunden im Alter von bis zu drei Monaten auf. Würfe von Hündinnen, die latent mit ruhenden somatischen Larvenstadien (Hypobiose) im Gewebe infiziert sind, sind oft zu 100 % mit dem Spulwurm Toxocara canis infiziert.3 Die Übertragung erfolgt bereits pränatal oder galaktogen über die Muttermilch.
Aufgrund ihrer Häufigkeit tragen Spulwürmer das größte zoonotische Potential unter den Wurmerkrankungen. Zwar kann sich der Spulwurm des Hundes nicht in vollem Umfang im Menschen entwickeln, jedoch kommt es nach oraler Aufnahme von Spulwurmeiern zur Entwicklung von Larven. Infolge somatischer Wanderungen können sie Nervenbahnen, Augen oder Gehirn befallen und ernsthafte gesundheitliche Schäden verursachen.
Untersuchungen zufolge besteht für Tierärzte ein 18-fach erhöhtes Toxocara-Infestationsrisiko gegenüber der Durchschnittsbevölkerung. Die serologische Prävalenz liegt bei 27%.4 Als Hauptinfektionsquelle gilt der Kontakt zu nicht entwurmten Hunden.
Da 25% aller Hunde Spulwurmeier im Fell tragen5, kann eine Ansteckung schon über Streicheln erfolgen.
Auch für den Hund selbst kann ein Befall mit gastrointestinalen Rundwürmern zum Problem werden. Dies gilt auch für Hakenwürmer und besonders Peitschenwürmer (Trichuris vulpis).
Abhängig vom Alter und Gesundheitszustand des Tieres, seiner Widerstandsfähigkeit und dem Ausmaß des Parasitenbefalls können die Symptome von struppigem, glanzlosem Fell über Gewichtsverlust, verminderte Leistungsfähigkeit, blutigem Durchfall bis hin zu entzündlichen Hauterkrankungen, Blutarmut und Darmverschluss reichen.
Weitestgehend ausgeschlossen werden kann ein Wurmbefall nur mit einer monatlichen Entwurmung, da die Präpatenz (d.h. die Dauer von der Aufnahme infektiöser Wurmstadien bis zum erstmaligen Auftreten neuer Eier oder Larven) von Toxocara spp. bei etwas über vier Wochen liegt.
ESCCAP empfiehlt das monatliche Entwurmungsschema mit makrozyklischen Laktonen wie Milbemycin besonders bei Familien mit Kindern, grundsätzlich aber eine Anwendung mindestens viermal im Jahr.
Quellen
1 KUTZER et al. 1995
2 Barutzki 2003 sowie Sager et al. 2006.
3 Abbott und Dent 1998, Epe 2006.
4 Deutz et al. 2005
5 Wolfe und Wright, 2003