Globale Trends der Ernährungswirtschaft und deren Auswirkungen auf die Schweineproduktion
DLG International EuroTier Pig Event mit Dr. Manfred Kern, Leiter Internationale Geschäftsbeziehungen der Bayer CropScience AG
Anhaltendes Bevölkerungswachstum, schwindende landwirtschaftliche Nutzflächen, veränderte Essgewohnheiten, erhöhter Kalorienverbrauch – wie wirken sich diese globalen Trends auf die Agrarwirtschaft der Zukunft aus? Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Schweineproduktion?
Fragen wie diesen ging das DLG International EuroTier Pig Event nach, das am 10. November 2008 in Hannover stattfand.
Dr. Manfred Kern, Leiter Internationale Geschäftsbeziehungen der Bayer CropScience AG, stellte in seinem Vortrag globale Szenarien im Kontext der Weltwirtschaft und Bevölkerungsentwicklung der nächsten 20 Jahre vor. Im Rahmen einer Pressekonferenz der Bayer Vital Tiergesundheit fasste Dr. Kern die Kernaussagen noch einmal zusammen,
Hier ein Auszug der wichtigsten Thesen:
Die Weltlandwirtschaft muss bis zum Jahr 2025 um mehr als 60 Prozent gesteigert werden, wenn sie mit dem Bevölkerungswachstum, der zunehmenden Verstädterung, den veränderten Essgewohnheiten und der durch die gestiegene Kaufkraft entstehenden Nachfrage Schritt halten soll.
Mehr als 987 Millionen Menschen sind bereits heute unterernährt bzw. leiden Hunger – Tendenz steigend. In den kommenden 30 Jahren werden weltweit mehr Nahrungsmittel erzeugt werden müssen als während der letzten 10.000 Jahre zusammen.
Derzeitige Schwellenländer wie China mit rund 1,4 Milliarden und Indien mit dann rund 1,3 Milliarden Verbrauchern werden ihre überwiegend pflanzliche Nahrung vermehrt auf Lebensmittel tierischer Herkunft umstellen. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fleisch wird in China von derzeit etwa 40 Kilogramm bis zum Jahr 2020 auf 60 Kilogramm steigen. In Indien wird sich der Verbrauch von aktuell zwei Kilogramm pro Kopf bis 2020 auf sechs Kilogramm pro Kopf verdreifachen.
Zurzeit wird auf etwa 30 bis 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Getreide für die Grundnahrungsmittelproduktion angebaut, der Rest wird für die Produktion von Futtermitteln verwendet. Bis zum Jahr 2025 wird sich dies drastisch ändern: Etwa acht bis zwölf Prozent der weltweiten Fläche wird allein für die Ernährung von Haustieren (Hunde und Katzen) benötigt werden, 20 bis 30 Prozent für nachwachsende Rohstoffe, etwa 30 Prozent für menschliche Grundnahrungsmittel und die restlichen Flächen für Nutztier-Futter.
Die weltweite Landwirtschaft mit ihren Ressourcen und technischen Möglichkeiten hat Qualitäten, den vielfältigen nationalen, regionalen und globalen Herausforderungen nachhaltig zu entsprechen. Eine weitere grüne (R)evolution ist dafür notwendig.
Interessierte Leser finden ein Vortragsmanuskript sowie einen Videobeitrag zum Thema online unter www.bayerfarm.de
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Zur Person
Dr. Manfred Kern verheiratet, zwei Töchter, studierte Zoologie, Physiologie, Biochemie, Mikrobiologie und Genetik an der Johannes Gutenberg University in Mainz. Seit 2005 ist er Leiter Internationale Geschäftsbeziehungen der Bayer CropScience AG.
Neben der Arbeit in redaktionellen Beiräten für verschiedene internationale Fachzeitschriften, ist Dr. Kern Mitglied in diversen Beratungskomitees internationaler Kongresse und Konferenzen und aktiv in Ausschüssen unterschiedlicher Forschungsorganisationen im Bereich Agrikultur.
Weltweit hat er über 700 Vorträge zu folgenden Themenschwerpunkten gehalten: Sicherung der weltweiten Nahrungsmittelversorgung, Innovationen in den Bereichen Pflanzenschutz, Getreide- und Nahrungsmittelproduktion, Boden, Wasser, Klima, Bioethik, erneuerbare Energien sowie Nano- und Biotechnologie.
Neben zahlreichen Auszeichnungen im Bereich nachhaltiger Landwirtschaft wurde Dr. Kern im Jahr 2007 von der UNCCD (United Nations Convention to Combat Desertification) mit dem Titel „Eminent Person“ ausgezeichnet.