Bayer-Nutztierakademie zur Produktivitätssteigerung im Schweinestall

(27.02.2012) Die Fruchtbarkeit der Sau ist einer der Schlüsselfaktoren für die Produktivität im landwirtschaftlichen Schweinebetrieb.

Unter dem Titel „Produktivitätssteigerung, eine betriebswirtschaftliche Verpflichtung bei sinkenden Verkaufserlösen?“ standen deshalb gesundheitliche Aspekte rund um die Abferkelbucht im Mittelpunkt der ersten Fortbildungsveranstaltung für Schweine-Tierärzte unter dem Dach der 2010 ins Leben gerufenen Bayer-Nutztierakademie.

Bayer-Nutztierakademie; Bildquelle: Bayer

Das Konzept des ganztägigen Seminars in Leverkusen, eine Mischung aus Ergebnissen aktueller Forschung, Erkenntnissen aus der Praxis und ausführlicher Diskussion bekannten Wissens, ging auf: 72 Schweine-Tierärzte aus Deutschland und der Schweiz folgten konzentriert den Fachvorträgen und nutzten die Möglichkeit zu angeregten Diskussionen mit den Experten.

Ursachenforschung hilft, Fruchtbarkeitsstörungen gezielt zu bekämpfen

Dr. Torsten Pabst, praktischer Tierarzt aus Dülmen, zeigte anhand von Daten aus Nord-westdeutschland, dass wirtschaftlich überdurchschnittlich erfolgreiche Betriebe sich von weniger erfolgreichen vor allem durch die Zahl der lebend geborenen Ferkel pro Wurf unterscheiden.

Eine wichtige Voraussetzung dafür sei eine gute Gesundheit des Uro-genitaltraktes, denn Harnwegsinfektionen seien eine Hauptursache für Fruchtbarkeits-störungen.

Wie Dr. Pabst darstellte, spielen bei diesen Infektionen vielfältige Faktoren eine Rolle. Aufgabe des Tierarztes sei es, die entscheidende Schwachstelle zu ermitteln, um gezielte Maßnahmen einleiten zu können. Dazu sollte zunächst der Landwirt zu Aspekten wie Altersstruktur der Herde, Absetzzeit oder Impfschema befragt werden.

Zur tierärztlichen Diagnostik gehöre auch ein Stallrundgang, um Umweltfaktoren wie Wasserqualität, Lüftung, Temperatur und nicht zuletzt den Status der Sauen zu erfassen. Ergänzend müssten Urin- und Blutproben herangezogen werden. Ein Schlachtcheck runde die Diagnostik sinnvoll ab.
Schlüsselfaktor Fruchtbarkeit

Fruchtbarkeit unterliegt vielen Einflüssen

Die hormonelle Steuerung im Schweinestall war Thema des Vortrags von Dr. Andreas Palzer aus Scheidegg. Der Fachtierarzt für Schweine legte großen Wert auf die Fest-stellung, dass äußere Faktoren wie das Platzangebot, die Lichtverhältnisse und die Luftqualität im Stall für die Fruchtbarkeit genauso wichtig seien wie die Gabe von Hormonen.

Auch ganz spezifische Effekte äußerer Reize auf die natürliche Hormon-ausschüttung gebe es: Würden der Sau beispielsweise Papierschnipsel zur Verfügung gestellt, so dass sie ihr Nestbauverhalten ausleben könne, würde sie vermehrt Oxytocin ausschütten, was positiv zur Trächtigkeitserhaltung beitrage.

Im Hinblick auf die Jungsauen – die „Zukunft des Betriebes“ – plädierte Dr. Palzer für Geduld: „Jede Sau hat einen individuellen Zeitpunkt der Pubertätsinduktion, der von außen kaum beeinflusst werden kann.“ Trotz allem sollten die Tiere vorab gut selektiert werden, wobei besonders auf die Gliedmaßenstellung, Zitzenanzahl, Umgänglichkeit, Konditionierung und Gesundheit zu achten sei.

Nicht jede Trächtigkeit führt zum Erfolg

Auf einen sehr reichhaltigen Erfahrungsschatz aus seiner langjährigen Betreuung von Großbeständen konnte Dr. Harald Grunert aus Bad Kleinen in seinem Vortrag zu nicht-infektiösen Abortursachen zurückgreifen. Die Statistik, nach der 70 Prozent der Abortfälle im Schweinestall nicht-infektiöse Ursachen hätten, stellte er in Frage.

„Wenn nur schätzungsweise fünf Prozent der Aborte eingeschickt und registriert werden, lässt sich daraus wenig ableiten“, so der Experte. Überhaupt sieht er in den embryonalen und fetalen Verlusten, die noch nicht zu Aborten führen, die größere ökonomische Brisanz für den Bestand.

Während viele Trächtigkeitsprobleme durch Stressfaktoren bedingt seien, bleibe immer ein Rest von „unerklärlichen Schwankungen“. Erhöhten Stress für die Tiere erwartet Dr. Grunert von der ab 2013 vorgeschriebenen Gruppenhaltung von Sauen – vor allem im Hinblick auf das Fütterungsmanagement.

Prof. Dr. Mathias Ritzmann von der Klinik für Schweine an der Veterinärmedizinischen Universität Wien komplettierte das Bild der Fruchtbarkeitsstörungen mit seiner Darstellung der infektiösen Abortursachen. Neben der Listeriose als Beispiel für eine bakterielle Fruchtbarkeitsstörung ging er vor allem auf die viralen Erkrankungen und deren Bekämpfung ein.

Eine gute Kinderstube ist entscheidend

Im Mittelpunkt des Abschlussvortrages stand das Saugferkel. Dr. Andreas Palzer präsentierte aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Saugferkeldurchfälle. Wer vorher ein klares Bild der Saugferkelkokzidiose hatte, wurde rasch eines Besseren belehrt. „Zu allem, was man über diese Krankheit weiß, kann man Studien finden, die das Gegenteil behaupten“, so Dr. Palzer.

Überraschend auch seine Beobachtung, dass im Hinblick auf Isospora suis kleine Betriebe mit maximal 25 Sauen besser abschneiden, im Hinblick auf Eimeria ssp. dagegen die großen Betriebe.

Auch die baulichen Gegebenheiten scheinen nach neueren Studien eine geringere Rolle zu spielen als bisher angenommen. Die Bedeutung der Sau als Infektionsursache für die Saugferkel wird nach wie vor konträr diskutiert. Neuere französische Studien belegen den Zusammenhang, wohingegen deutsche Studien dies widerlegen. Die Bekämpfung der Saugferkelkokzidiose mit Toltrazuril (z. B. Baycox®) ist nach Darstellung von Dr. Palzer nach wie vor die einzige therapeutische Option.

Die frühe Metaphylaxe gegen Kokzidien im besonderen Fall einer Coinfektion von Kokzidien und Clostridien kann sowohl die Ansiedlung als auch die Vermehrung von Clostridien und durch sie bedingte Durchfälle verhindern.

Aufgrund der positiven Resonanz der Veranstaltung wird die Bayer-Nutztierakademie „Schwein“ mit Themen fortgesetzt werden, die die Mast und Jungsauenaufzucht näher beleuchten.

 

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