Impfung gegen Ebergeruch weitaus tierschonender als chirurgische Kastration

(07.07.2020) Der Ausschuss für ökologischen Landbau der EU-Kommission vertritt die Auffassung, dass die Immunokastration nicht den Prinzipien des ökologischen Landbaus entspräche.

Ein Eingriff in das Hormonsystem der Tiere stehe der ökologischen Grundidee entgegen. Somit sei nur eine chirurgische Kastration nach Betäubung für ökologisch arbeitende Schweinebestände akzeptabel.  Dem widerspricht die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. energisch.

Die geforderte chirurgische Entfernung der Hoden der Schweine ist ein viel drastischerer Eingriff in den Hormonhaushalt der Schweine. Bei dem Impfstoff zur Verhinderung des Geschlechtsgeruchs des Fleisches männlicher Schweine handelt es sich nämlich nicht um ein Hormon sondern um ein  hormonell vollkommen inaktives synthetisches Imitat eines körpereigenen Botenstoffs.

Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz

Das geimpfte Tier bildet dagegen Antikörper und diese unterbinden die Einlagerung von Androstenon und Skatol im Fettgewebe der männlichen Schweine, was den unerwünschten Geschlechtsgeruch verursacht. 

Die zweimalige Impfung der Tiere ist im Vergleich zur chirurgischen Entfernung der Hoden, die bei weitem tierschonendste Methode. Die chirurgische Kastration, die die EU-Kommission eigentlich baldmöglichst abschaffen will, verletzt die körperliche Integrität der Tiere weit stärker als die immunologische Senkung des Hormonspiegels.

Darüber hinaus bestehen Narkose- und Operationsrisiken und das Handling der Ferkel bis zur Narkose erzeugt Angst und Stress bei den Tieren. Es passt nicht in die ökologische Landwirtschaft, die tierschonende Immunokastration abzulehnen.

Es widerspricht auch den von weiten Teilen der Bevölkerung und auch von der TVT begrüßten Anspruch des ökologischen Landbaus, einer nachhaltigeren und tierschonenderen Produktionsweise von Lebensmitteln tierischen Ursprungs.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) folgt leider bislang der unwissen-schaftlichen und tierschutzfachlich falschen Einschätzung der EU-Kommission.

Die TVT fordert, die Diskriminierung der Immunokastration durch Teile des ökologischen Landbaues und einige Agrarpolitiker zu beenden. Es geht dabei schließlich nicht nur um die Schweine in der Ökohaltung sondern dies hat auch eine Signalwirkung auf die konventionelle Schweinehaltung.

„Die Politik sollte endlich den Weg für den flächendeckenden Einsatz der Immunokastration freimachen, anstatt der wissenschaftlich belegt  tierschonendsten Methode immer wieder neue Steine in den Weg zu legen“, so Prof. Thomas Blaha, stellvertretender Vorsitzender der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz .

Die TVT fordert die Bundesregierung auf, ihre EU-Ratspräsidentschaft zu nutzen und das Thema nochmals mit den Landwirtschaftsministern der Mitgliedstaaten dahin gehend zu beraten, im Sinne des Tierschutzes die Impfung gegen Ebergeruch sowohl in der ökologischen Schweinehaltung als auch in der konventionellen Haltung einzusetzen.


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