
Tierärzte ohne Grenzen: Hat der Pastoralismus eine Zukunft?
„Hat der Pastoralismus eine Zukunft?“ Dieser Frage ging die Tagung „Mensch – Tier – ländlicher Lebensraum: Die Zukunft der pastoralen Tierproduktion in Afrika“ nach, die Tierärzte ohne Grenzen (ToG) am 4.11.2011 anlässlich seines 20-jährigen Bestehens in Berlin veranstaltete.
Einhellig war die Antwort der geladenen Experten und Gäste auf diese Frage: JA. Denn die Wanderhütehalter von Rindern, Schafen, Ziegen und Kamelen am Horn von Afrika sind die wichtigsten Lieferanten für tierische Lebensmittel in dieser Region.
Doch die Hirten und ihre Familien brauchen Unterstützung. Auch ihnen sollte der Staat Zugang zu Bildung und Gesundheitsfürsorge verschaffen und ihnen Anschluss an Infrastrukturen geben.
Wenn Tiere Leben bedeuten

Die Frage nach der Existenzberechtigung des Pastoralismus hat derzeit leider traurige Aktualität.
In Ostafrika herrscht momentan eine schlimme Hungerkatastrophe, hervorgerufen unter anderem durch eine lang anhaltende Dürreperiode.
Die in dieser Region praktizierte pastorale Tierhaltung steht unter Verdacht, nicht mehr zeitgemäß zu sein und die dramatische Entwicklung der Hungerproblematik sogar beschleunigt zu haben.

„Die Pastoralisten sind nicht das Problem. Aber sie haben viele Probleme“, meint Dr. Wilhelm Dühnen, Geschäftsführer von ToG. So haben sie zunehmend Schwierigkeiten mit dem freien Zugang zu ausreichend Weideland und Wasser.
Investoren aus dem In- und Ausland kaufen große Flächen zur Landwirtschaftsnutzung und oft die dazugehörigen Wasserrechte für die eigene Nutzung.
Der Klimawandel verschärft zunehmend die Bedingungen in den ohnehin schon unwirtlichen ariden und semiariden Zonen, die von den Pastoralisten genutzt werden.
Ländliche Entwicklung in Afrika als Chance

Prof. Dr. Regina Birner von der Universität Hohenheim zeigte auf, wie viel Potential die ländliche Entwicklung und die Landwirtschaft in Afrika haben. Dieser Kontinent hätte ausreichend Land- und Wasserressourcen, um seine Bevölkerung aus eigener Kraft zu ernähren.
Doch die Vernachlässigung der Landbevölkerung von Seiten der Regierungen, aber auch der internationalen Entwicklungsorganisationen zugunsten der schnell wachsenden Stadtbevölkerung hat zu der Krise auf dem Land geführt.
Dabei werden auch in Zukunft noch 75 % der afrikanischen Bevölkerung auf dem Land leben und dort ihr Auskommen suchen. Den Pastoralisten kommt in der Ernährungssicherung Afrikas eine wichtige Rolle zu, so eine weitere Kernaussage der Tagung.

Auf diese Schwierigkeiten und die Eingriffe in pastorale Lebensformen aufmerksam zu machen, ist eine der Aufgaben von ToG. Die Stimmen der Pastoralisten selbst werden kaum wahrgenommen, da sie bisher nur einen geringen Organisationsgrad aufweisen. Hier setzt die politische Arbeit von ToG an.
Bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO, wird der Pastoralismus als eine ergänzende Produktionsform zur intensiven Landwirtschaft gesehen. Dr. Philippe Ankers, Vertreter der FAO: „Wir können uns die Existenz beider Produktionssysteme nebeneinander vorstellen, denn für jedes System gibt es eine eigene Nische.“
Die Vertreterin der OIE, der Weltorganisation für Tiergesundheit, Dr. Susanne Münstermann, betonte die Unterstützung, die ihre Organisation den Pastoralisten zukommen lässt.

Die Integration von Tiergesundheitshelfern – deren Ausbildung ein Arbeitsschwerpunkt von ToG ist – und die Errichtung von sogenannten tierseuchenfreien Zonen durch die OIE helfen, den Handel mit pastoralen Produkten innerhalb der Region und den Export zu ermöglichen und damit eine Einkommensquelle für die Hirten zu generieren.
Am Ende des Tages beurteilte Prof. Dr. Schlee, Leiter des Max-Planck-Instituts für ethnologische Forschung in Halle, die Aussichten für Hirtenvölker folgendermaßen: „Es ist nicht die Frage, ob der Pastoralismus eine Zukunft hat.
Pastoralismus ist vielmehr die Antwort auf viele Fragen der Ernährungssicherung!“
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