Walter-Sachsse-Projekt der AG Amphibien- und Reptilienkrankheiten (AG ARK) der DGHT

(18.03.2015) Angeregt durch den Vortrag von Prof. Sachsse zur tiermedizinischen Betreuung von Artenschutzprojekten wird die AG ARK ein eigenständiges Projekt zu diesem Thema starten.

Im Rahmen des Walter-Sachsse-Projektes sollen Auswilderungsprojekte wechselwarmer Tierarten tiermedizinisch beraten werden. Alle Interessierten sind dazu recht herzlich eingeladen.

AG Amphibien- und Reptilienkrankheiten (AG ARK) der DGHT Bei einem ersten Treffen will die AG ARK die ersten drei Arten vorstellen, derer wir uns annehmen möchten. Dabei geht es auch darum bestehende Projekte zu verbinden, Informationen auszutauschen und weitere Forschungsprojekte anzustoßen.

Koordinierungstreffen Walter-Sachsse-Projekt

Datum: Freitag, den 24.04.2015
Ort: Grandhotel Lastrada, Kassel
Zeit: 19.30 – 22.15 Uhr

Da es nur wenige öffentliche Institutionen wie zum Beispiel zoologische Gärten gibt, die aktiv Artenschutzprojekte betreiben können, ist angesichts der Menge von Arten die Aufgabe ohne die aktive Beteiligung interessierter Privatleute völlig ungenügend.

Artenschutzprojekte mit Amphibien und Reptilien sind ohne das private Engagement von Hobbyzüchtern nicht denkbar. Sie leisten damit als Terrarianer einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und zeigen anschaulich, dass die Haltung wildlebender Arten, gerade auch durch Privatpersonen, ein wichtiger Bestandteil zum Schutz bedrohter Tierarten ist.

Es geht hier also nicht um den Erhalt der Ex-situ-Population, sondern um die Stärkung von In-Situ-Populationen durch Wiederansiedelung von Nachzuchttieren im ursprünglichen Habitat. Eine Grundlage für derartige Projekte sind die „Guidelines for Reintroduction and other Conservation Translocations“ der IUCN.

Mit dem Walter-Sachsse-Projekt möchte die AG Amphibien- und Reptilienkrankheiten (AG ARK) der DGHT (Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V.) entsprechende Projekte im europäischen Raum vernetzen und tiermedizinisch unterstützen.

Tiermedizinische Unterstützung

Privat gehaltene Populationen sind z.T. anderen Krankheitserregern, Kommensalen und Symbionten ausgesetzt. Werden Tiere zur Stärkung der natürlichen Population in noch besiedelte Habitate oder verwaiste Habitate ausgewildert, so wird diese Mikroflora zwangsläufig mit in die Natur eingebracht, mit der sich dann die noch vorhandene Population auseinandersetzen muss.

Aus diesem Grund macht es Sinn einerseits Daten über in der natürlichen Population auftretende Erreger zu sammeln und andererseits verpflichtende Untersuchungen für Individuen zu etablieren, die ausgewildert werden sollen.

Dabei können wir auf internationale Erfahrungen zurückgreifen. Was zur natürlichen Mikrofauna oder Mikroflora gehört, also toleriert werden kann, falls es noch eine Wildpopulation gibt, muss dabei tiermedizinisch geprüft werden.

Dabei darf gerade in dieser Situation weder leichtsinnig noch übertrieben pedantisch vorgegangen werden.

Allen Projekten mit Reptilien- und Amphibienarten kommt sehr günstig die Tatsache entgegen, dass bei diesen niedereren Wirbeltieren die Verhaltensweisen zur Orientierung in der Natur angeboren sind, ganz im Gegensatz zu den Schwierigkeiten bei der Auswilderung höherer Säugetiere.

Artenspektrum

Die Auswahl der Arten hat sich am meisten nach dem Grad der Bedrohtheit zu richten. Die rapideste Vernichtung von Tierarten findet in tropischen Regionen statt, die vom Menschen dicht besiedelt sind.

Gesetzliche Vorschriften, soweit sie der Bedrohtheit überhaupt entsprechen oder durchgeführt werden können, haben diesen Abstieg kaum bremsen können. Eine Zusammenarbeit und Aufklärung mit der lokal ansässigen Bevölkerung ist dafür nach allen vorliegenden Erfahrungen einer der wichtigsten Faktoren.

Was als eigenständige Population, Lokalform oder Unterart separat erhalten werden soll, ist und bleibt eine menschliche Entscheidung und zieht nach sich, wie viel wir da hinein investieren wollen.

Das kommt ganz besonders beim ersten hier angeführten Beispiel zutage. Entsprechend unseres tiermedizinischen Schwerpunktes beschränken wir uns auf Amphibien und Reptilien. Alle wildlebenden Arten haben hier denselben Stellenwert.

Es gibt keine wissenschaftlichen Gründe zwischen einheimischen und „exotischen“ Arten zu unterscheiden. Auch hier wird deutlich, dass der politische Begriff der „Exotenhaltung“ willkürlich und haltlos ist. Die Anzahl, der im Walter-Sachsse-Projekt geführten Arten, ist nach oben offen und kann beliebig erweitert werden.

Um das Projekt effizient ins Leben zu rufen, beschränkt sich die AG ARK initial auf drei Arten:

1.) Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)

Auch wenn das größte Problem in der Wiederansiedlung von Europäischen Sumpfschildkröten in der starken Hybridisierung der Unterarten liegt, so gibt es noch sehr wenig fundiertes Wissen über sinnvolle Untersuchungen von wiederauszuwildernden Tieren.

Das Aquarium in Genua blickt hier auf eine langjährige Tradition zurück und kann wertvolle Daten liefern. Inwieweit diese Erkenntnisse auf Ansiedlungsprojekte übertragbar sind, gilt es zu prüfen.

2.) Kammmolch (Trituruscristatus)

Bei diesem Beispiel wird heutzutage allergrößte Vorsicht wachgerufen, die sorgsam und sauber aufgezogenen Nachzuchttiere nicht in Kontakt mit den immer mehr um sich greifenden Chitrid-Infektionen kommen zu lassen.

Im Tiergarten Nürnberg liegen langjährige Erfahrungen in der Nachzucht und Wiederansiedelung dieser Tiere vor. Basierend auf diesen Daten sollen entsprechende Empfehlungen erarbeitet werden.

3.) Annam-Bachschildkröte (Mauremysannamensis)

Ein entsprechendes privates Nachzuchtprogramm wird mit großem Interesse betrieben auch mit privaten Mitteln finanziert. Es handelt sich um eine vietnamesische Sumpfschildkröte, die in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet nicht mehr oder fast nicht mehr nachzuweisen ist, jedoch in Europa und USA gezüchtet wird.

Solche Arten, bei denen das ex-situ-Potential das in-situ-Vorkommen um ein Vielfaches übertrifft, stammen vor allem aus dem südostasiatischen Raum. Ein Projekt wie z.B. Mauremys annamensis, wie es bereits gelaufen ist, würde ich daher substantiell und pädagogisch als beispielhaft und wichtig bezeichnen; Emys orbicularis und Tritturus vulgaris leiden in ihren Populationen praktisch nur unter der industriellen Habitatzerstörung.




Weitere Meldungen

Informationsblatt Salmonellen-Infektion durch Reptilienhaltung

Informationsblatt Salmonellen-Infektion durch Reptilienhaltung

Die DGHT stellt Tierarztpraxen einen Flyer zur Verfügung, der sachlich über die Gefahren einer Salmonelleninfektion durch Reptilienhaltung informiert
Weiterlesen

International Conference on Reptile and Amphibian Medicine 2012

International Conference on Reptile and Amphibian Medicine 2012

The conference will take place in Cremona (Lombardia, northern Italy) from the 13th to the 15th of May 2012
Weiterlesen

Magazin

Firmennews

Neuerscheinungen