Erster Online-Atlas der Amphibien und Reptilien für Deutschland
Rund 600.000 Einzeldatensätze für 33 heimische sowie 14 eingeschleppte Amphibien- und Reptilienarten, die einen bundesweiten Überblick über deren Verbreitung vermitteln.
Das ist das Ergebnis eines Projektes, das die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz durchgeführt hat.
Daraus entstanden ist der erste Online-Atlas der Amphibien und Reptilien für Deutschland, der ab sofort auf der Website www.feldherpetologie.de/atlas abrufbar ist.
„Mit dem Online-Atlas steht nun eine umfassende und wichtige Datenbasis zur Verfügung, mit der Artenhilfsmaßnahmen gezielt entwickelt und durchgeführt werden können“, sagte Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).
„Dieses Projekt zeigt einmal mehr, dass der Naturschutz auf das Ehrenamt angewiesen ist. Ohne den ehrenamtlichen Einsatz von Artenkennerinnen und Artenkennern gäbe es diesen Online-Atlas sicherlich nicht in der vorliegenden Form.“
Der Online-Atlas liefert nun – 18 Jahre nach dem Standardwerk der Amphibien und Reptilien Deutschlands von Rainer Günther – einen umfassenden Datenfundus für eine zukünftige Revision der Roten Listen der Amphibien und Reptilien Deutschlands und zeigt, welche Arten am häufigsten und welche besonders selten sind.
Zu den sehr häufigen Arten zählen bei den Amphibien die Erdkröte und der Grasfrosch, bei den Reptilien Blindschleiche, Waldeidechse und Zauneidechse.
Sehr selten ist bei den Amphibien der Alpensalamander, der seinem Namen entsprechend tatsächlich nur im Alpengebiet vorkommt. Bei den Reptilien sind fast die Hälfte der 13 Arten extrem selten, beispielsweise die Europäische Sumpfschildkröte, die Würfelnatter und die Aspisviper.
„Bestandsrückgänge, die mit einer Intensivierung der Landwirtschaft und einer Rekultivierung von Sekundärlebensräumen zusammenhängen, sind insbesondere bei der Knoblauchkröte und der Geburtshelferkröte zu verzeichnen. Bei den Reptilien sind die Bestände der Kreuzotter seit einiger Zeit stark rückläufig.
Grund dafür sind vor allem Aufforstungen, Abtorfungen und Entwässerungen in Moorlebensräumen sowie eine zunehmende Fragmentierung ehemals zusammenhängender Waldgebiete“, bilanzierte Dr. Ulrich Schulte im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Feldherpetologie und Artenschutz der DGHT.
Der Verbreitungsatlas sowie das gesamte Projekt konnte nur in Zusammenarbeit mit zahlreichen Projektpartnern realisiert werden. Unter den insgesamt 32 Partnern befinden sich nicht nur Landesfachbehörden und Facharbeitsgruppen, sondern auch Verbände und Privatpersonen, die unzählige Stunden ehrenamtlicher Arbeit geleistet und Daten gemeldet und geprüft haben.
Die in vielen verschiedenen Dateien vorliegenden Einzeldatensätze wurden von 20 datenhaltenden Institutionen aus allen deutschen Bundesländern akquiriert und zusammengestellt. Die ältesten Angaben reichen bis ins Jahr 1749 zurück, die jüngsten stammen aus dem Jahr 2014.
Der Online-Atlas bietet einen aktuellen bundesweiten Überblick zur Verbreitung der Amphibien und Reptilien in Deutschland – dies erstmals auch in der vierfach genaueren Auflösung von Messtischblattquadranten (exklusive naturschutzfachlich besonders sensibler Arten).
Der Nutzer hat die Möglichkeit, Karten anzusehen und herunterzuladen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die aggregierten digitalen Daten (keine fundpunkt-scharfen Daten oder Ortsangaben) hinter den Karten in Tabellenform zu nutzen sowie sich in Form von Steckbriefen über die Arten zu informieren.