bpt: Dringend mehr Sachverstand in der Antibiotika-Diskussion nötig

(07.10.2015) „Das Thema Resistenzentwicklung rein emotional anzugehen, bringt weder eine Lösung für die Veterinärmedizin noch für den Humanbereich“, sagte Dr. Rainer Schneichel, Vizepräsident der Landestierärztekammer Rheinland-Pfalz und Vizepräsident des Bundesverbandes Praktizierender Tierärzte (bpt), anlässlich der Podiumsdiskussion zum Thema „Wie viel ist genug? Antibiotika in der Tierproduktion“.

Die Landeszentrale für Umweltaufklärung des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz (MULEWF) hatte am 21.September in die Staatskanzlei in Mainz eingeladen.

Der Tierarzt wehrte sich gegen den Vorwurf des BUND, dass man in der Tierhaltung Antibiotika systematisch einsetze: „Das würde illegales Verhalten voraussetzen, ist aber de facto per Arzneimittelgesetz verboten, da nur kranke Tiere nach erfolgter Untersuchung durch den Tierarzt behandelt werden dürfen.“

Hinsichtlich der Verwendung des Begriffs „Reserveantibiotika“ stellte Schneichel klar, dass es sich um eine rein deutsche Formulierung ohne jegliche Evidenz-Basierung handele. Zudem seien die kritischen antimikrobiellen Wirkstoffe aus der Humanmedizin, wie Glykopeptide, Lipopeptide und Carbapeneme, in der Tiermedizin überhaupt nicht zugelassen und auch durch Umwidmung nicht einsetzbar.

„Bei der polemischen Diskussion über das Thema Antibiotika-Einsatz werden zudem nur absolute Mengen herangezogen und nicht nach Wirkstoffen unterschieden“, so Schneichel. Legt man eine Dosierung von 2,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht eines modernen Antibiotikums in der Humanmedizin zugrunde, muss ein 100 kg schwerer Mensch 0,25 g Gesamtmenge am Tag einnehmen.

Wird ein 100 kg schweres Schwein mit Tetracyclinen behandelt, welche nicht zu den so genannten Reserveantibiotika gehören, führt die vorgeschriebene Dosierung von 125 mg pro Kilogramm Körpergewicht zu einem Einsatz von 12,5 g pro Tag. „Auf dieser Basis Vergleiche in absoluten Zahlen zu machen, ist fachlich gesehen nicht möglich“, erläuterte der Tierarzt.

Zum Thema „Verkauf von Antibiotika durch den Tierarzt“ und dem Vorwurf, dass einige Tierarztpraxen mehr über den Verkauf von Antibiotika verdienten, als über die tierärztliche Bestandsbetreuung, sagte Schneichel: „Der tierärztliche Berufsstand im Bereich der Nutztier- und Landpraxis wird sich bei finanziellen Einbußen durch den Verlust des Verkaufs von Arzneimitteln stark ausdünnen, wie beispielsweise in Dänemark geschehen.

„Eine flächendeckende Versorgung der Tiere, auch unter zoonotischen und lebensmittelhygienischen Gesichtspunkten, wäre dann nicht mehr gewährleistet.“

Die Tiermedizin in Deutschland sei seit jeher bemüht, den Antibiotikaverbrauch in der Tierhaltung zu reduzieren. Dies geschehe unter anderem durch die Einhaltung der strikten Anwendungsvorschriften von Medikamenten bei Nutztieren sowie durch die bereits seit über 15 Jahren etablierten Antibiotika-Leitlinien in Kombination mit den millionenfach ausgewerteten Resistenztests vor Anwendung eines Antibiotikums.

Eine sachlich fachliche Aufklärung sowie die gemeinsame Bekämpfung von Resistenzen in Human- und Veterinärmedizin im Sinne der „One-Health-Strategie“ sei der einzig richtige Weg, so Schneichel.




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