Beamtete Tierärzte lehnen die einseitige Ausrichtung der Nutztierzucht auf Leistung ab
(10.05.2011) Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT) fordert auf seinem 30. Internationalen Veterinärkongress die stärkere Berücksichtigung der Tiergesundheit in der Tierzucht.
Die Tierärzte im öffentlichen Dienst beobachten mit großer Sorge die Entwicklungen in der Nutztierzucht. Die durchschnittliche Jahresleistung einer Milchkuh liegt heute bei über 7000 kg.
Gleichzeitig hat sich die Nutzungsdauer der Milchkühe durch verschiedene Gesundheitsstörungen dramatisch verkürzt.
Die Zucht auf größere Würfe beim Schwein führt zu geringeren Geburtsgewichten und einer größeren Zahl nach der Geburt sterbender Ferkel.
Mastputen können oft ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen; Skelettdeformationen sind an der Tagesordnung. Die Selektion der Zuchttiere erfolgt einseitig ausgerichtet auf Produktionsleistung.
Die genetischen Aspekte der Gesundheit geraten dabei ins Hintertreffen. Das Eingangsreferat des diesjährigen Internationalen Veterinärkongresses des BbT in Bad Staffelstein greift diese Problematik auf und soll Aufschluss darüber geben, ob die Grenzen der Leistungsfähigkeit unserer Nutztiere erreicht oder überschritten sind.
«Noch vor einigen Jahrzehnten waren Tierärzte regelmäßig in die Tierzucht eingebunden und konnten so ihr Fachwissen über die Tiergesundheit einbringen. Heute müssen Tierärzte Tierschutzprobleme bewältigen, die das Ergebnis einer einseitigen Zucht sind », beklagt BbT-Präsident Dr. Martin Hartmann.
Zum Kongress in Bad Staffelstein werden wieder über 500 Teilnehmer erwartet, denen neben Tierschutzthemen Vorträge zu allen Bereichen des öffentlichen Veterinärwesen geboten werden.